Rentenbank

Eine Macht im Langfristgeschäft

Als die KfW vor gut einem Jahr ihre Überlegungen geäußert hatte, zur Erfüllung ihres Förderauftrags im Durchleitungsgeschäft gegebenenfalls auch negative Zinssätze anbieten zu können, hatte dieser Vorstoß die Rentenbank, die Förderbanken der Länder und auch die eingebundenen Kreditinstitute zunächst ein wenig überrascht und zumindest vorübergehend in Unruhe gebracht. Denn umsetzungsreif durchdacht waren solche Szenarien seinerzeit in kaum einem Institut. In der Folge wurde auf allen Seiten eilig der technische Implementierungsaufwand überprüft. Und sehr bald wurde die Dringlichkeitsstufe für die Präsentation einer fertigen Lösung in der gesamten Branche deutlich he runtergestuft. Denn in der Förderbankenszene zeichnete sich recht bald ein Konsens ab, ausnahmslos alle durchleitenden Banken und Sparkassen mitnehmen und sich dementsprechend an deren technischen Möglichkeiten und/oder strategischer Ausrichtung orientieren zu wollen. Im Zweifel wollen die Förderinstitute mit Negativzinsen umgehen können, aber keinesfalls die Geschäftsbanken mit einem Überraschungseffekt konfrontieren oder gar einen Konditionenwettkampf unter der Nulllinie anzetteln. Unter den Geschäftsbanken herrscht aus heutiger Sicht trotz des von der EZB weiter auf minus 0,4 Prozent gesenkten Einlagenzinses ebenfalls ziemlich einhellig die Auffassung vor, zumindest die Spargelder der privaten Endkunden vor einem Satz unter der Nullmarke zu bewahren. Im Geschäft mit Förderkrediten bietet die Hausbankenmarge für die Kreditwirtschaft einen entsprechenden Puffer.

Vor diesem Hintergrund orientiert sich die Rentenbank ähnlich wie die KfW bei der Umsetzung ihres Förderauftrags weniger am Umgang mit Negativzinsen, sondern eher an der Zielsetzung, ihre land- und agrarwirtschaftliche Klientel für deren langfristig angelegten Investitionen auch mit entsprechenden Laufzeiten versorgen zu können. Die Bedingungen für die Zinssubventionen der Förderbanken sind dabei durch zwei gegenläufige Effekte geprägt. Einerseits sind die Refinanzierungsbedingungen an den europäischen und weltweiten Kapitalmärkten seit 2008 anhaltend gut. Andererseits geraten die Erträge aus dem Management der Eigenanlagen durch das Niedrigzinsniveau immer mehr unter Druck und beschränken damit die Fördermöglichkeiten. Einer deutlichen Ausweitung der Volumina der Programmkredite war Letzteres gleichwohl nicht abträglich, zumal aufseiten der Endkunden wie aufseiten der durch eine strengere Regulierung belasteten durchleitenden Banken und Sparkassen die Nachfrage nach langfristigen Geldern deutlich anzog. Wurden in den Jahren 2006 und 2007 jeweils 2,7 Milliarden Euro ausgelegt, stieg dieser Wert seit Beginn der Finanzkrise sprunghaft an. 2008 und 2009 erhöhten sich die Programmkredite der Rentenbank auf 4 beziehungsweise 5,4 Milliarden Euro. Im Berichtsjahr 2015 haben sie mit 7,8 (6,9) Milliarden Euro die leichte Delle des Vorjahres wieder mehr als wettgemacht.

Der größte Teil der Gelder floss im Berichtsjahr 2015 mit 3,18 (2,72) Milliarden Euro in die Landwirtschaft. Mit einem Plus von 45,5 Prozent auf knapp 2,3 (1,56) Milliarden Euro hat der Bereich ländliche Entwicklung die Fördersparte erneuerbare Energie (1,51 nach 2,01 Milliarden Euro) in der weiteren Reihenfolge verdrängt. Welch dramatischer Wandel sich im vergangenen Jahrzehnt an dieser Stelle vollzogen hat, zeigt ein Blick auf die Marktanteile. Während die Rentenbank diese bis zum Jahre 2000 in einer Größenordnung von 20 bis 30 Prozent ansiedelte, sind sie zuletzt in eine Dimension von 70 bis 80 Prozent gewachsen. Die langfristige Finanzierung der Agrar- und Ernährungswirtschaft wird derzeit unter Zwischenschaltung der Kreditwirtschaft also überwiegend über die Programme der spezialisierten Förderbank abgewickelt.

Angesichts der günstigen Refinanzierungsbedingungen und dem seit 2008 ebenfalls kontinuierlich hohen HGB-Ergebnis von 250 Millionen Euro oder darüber kann die Förderbank diese Herausforderung stemmen. Bis die langfristige Finanzierung der deutschen (Agrar-)Wirtschaft in dem erforderlichen Ausmaß über die Kapitalmärkte laufen wird, dürfte deshalb die Bedeutung der Rentenbank und anderer Förderbanken zumindest nicht abnehmen.

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