Sparkassen

Offen für neue Strukturen

Peter Schneider, Verbandspräsident

In seiner Gesamtbewertung blickt der Stuttgarter Verbandspräsident "ganz zufrieden" auf das Berichtsjahr 2016 seiner noch 51 Sparkassen in Baden-Württemberg zurück und lobt besonders das "außerordentlich stark" gewachsene Kundengeschäft (plus 4,5 Prozent beim Kreditvolumen und plus 3,8 Prozent bei den Kundeneinlagen). Doch einige Entwicklungen stimmen Peter Schneider auch nachdenklich. Der Zinsüberschuss beispielsweise ist 2016 um rund 110 Millionen Euro auf 3,34 Milliarden Euro gesunken. Gemessen an der Durchschnittsbilanzsumme bedeutet das tendenziell einen Rückgang des Zinsgeschäftes von 1,95 auf 1,84 Prozent. Und die Planungsrechnungen seiner Mitgliedsinstitute gehen für dieses und die weiteren Jahre von einer weiteren Abschmelzung um jährlich mindestens 100 Millionen Euro aus.

Auch der Anstieg des ordentlichen Ertrags aus dem Provisionsgeschäft um 15 Millionen Euro auf 1,1 Milliarden Euro bringt nur eine kleine Deckung der Ertragslücke im Zinsgeschäft. Der Aufwand im Berichtsjahr konnte der absoluten Höhe nach mit 2,78 (2,79) Milliarden Euro sogar leicht gesenkt werden. Im Vergleich der vergangenen fünf Jahre ist die Aufwandsquote gemessen an der DBS aber von 1,44 Prozent im Jahr 2012 auf 1,53 (1,55) Prozent 2016 gestiegen. Selbst das vierte Jahr in Folge mit Zuschreibungen von diesmal 170 Millionen Euro im Bewertungsergebnis für das Kreditgeschäft kann die Verbandsspitze nur mäßig beruhigen.

Was also kann ein Sparkassenverband seinen Mitgliedsinstituten in einem solchen Umfeld anbieten? Dass Peter Schneider mit so manchen Randbemerkungen die "immer wieder neuen Blüten der Regulierung" anprangert, gehört zum Standardrepertoire vieler Verbandspräsidenten. Zurzeit sind es speziell die Anforderungen an die Qualifikation der Gremienmitglieder und die angedachten Konturen der Meldevorschriften im Rahmen des European Reporting Framework, die den Präsidenten und seine Sparkassen aufregen. Aber der Verband denkt auch über die Zukunftsfähigkeit der S-Gruppe nach, insbesondere über die künftigen Strukturen der Verbundunternehmen. Orientierungspunkt ist für Peter Schneider dabei immer wieder die Genossenschaftsorganisation mit ihrer wesentlich stärkeren Zentralisierung. Die Landesbanken sieht der Präsident auf einem guten Wege. Er nennt zwei bis drei Landesbanken als seine Wunschvorstellung und will erst einmal den Verlauf des Verkaufsprozesses der HSH Nordbank abwarten. Dass dabei im Falle einer vollständigen oder teilweisen Abwicklung irgendwann Diskussionen über mögliche Haftungsfragen aufkommen könnten, will er nicht ausschließen, hält diese aber für lösbar. Hinsichtlich der Struktur der S-Regionalverbände - zumindest der großen - registriert er zurzeit keinen akuten Handlungsbedarf, befürwortet aber konstruktive Überlegungen für eine Vertiefung der Arbeitsteilung, beispielsweise bei den Akademien.

Den stärksten Handlungsdruck sieht er bei den öffentlich-rechtlichen Versicherern und den Landesbausparkassen. Für erstere regt er Überlegungen zu einer stärkeren Konzentration an - zunächst im Lebensversicherungsgeschäft. Und bei den Landesbausparkassen schwebt ihm langfristig ein einziges Haus vor. Der neu entstandenen Landesbausparkasse Südwest will er zwei Jahre gönnen, um den laufenden Fusionsprozess zu verarbeiten. Danach kann er sich aber eine Annäherung an andere Landesbausparkassen vorstellen. Sein Anliegen dabei: Die Kapitalausstattung muss stimmen und die Beteiligungsrisiken seiner Mitgliedssparkassen dürfen nicht steigen. Gespräche laufen derzeit aber nicht, hat Peter Schneider ausdrücklich betont.

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