Kreditgenossenschaften

Wahrlich gut bestellt

Fragt man Unternehmenslenker, woran sie irgendwann nach dem Ende ihrer jeweiligen Amtszeit gemessen werden wollen, so lautet die Antwort in der Regel: Ich möchte ein gut bestelltes Haus übergeben. Manchen glaubt man das, anderen eher weniger, weil da die Nähe zum eigenen Geldbeutel vielleicht doch stärker ausgeprägt ist als die Zukunft des ehemaligen Arbeitgebers. Zu dieser Sorte gehört DZ-Bank-Chef Wolfgang Kirsch definitiv nicht. Und es müsste im laufenden Jahr schon wirklich alles schiefgehen, dass man über den scheidenden Vorstandsvorsitzenden irgendwann mal sagen könnte, das Haus war nicht wohl bestellt. Zu gut sortiert präsentiert sich das genossenschaftliche Spitzeninstitut von der personellen wie geschäftlichen Aufstellung, Gleiches gilt übrigens für den gesamten Finanzverbund.

Vieles davon ist das Verdienst von Wolfgang Kirsch, der seit zwölf Jahren an der Spitze der DZ Bank steht, die Bank im Verbund verankert, kapitalmäßig bestens ausgestattet und sogar mit der WGZ aus Düsseldorf zusammengeführt hat - tatkräftig unterstützt von den eigenen ebenso wie den Düsseldorfer Vorstandskollegen, aber eben auch im Tandem mit seinem Nachfolger bei der DZ Bank, dem früheren BVR-Präsidenten Uwe Fröhlich, der ab 1. Januar 2019 die Bank gemeinsam mit Cornelius Riese führen wird.

Im vorletzten von Wolfgang Kirsch verantworteten Geschäftsjahr setzt sich die DZ Bank mit einem Konzerngewinn vor Steuern von 1,81 Milliarden Euro und einem Nachsteuer-Ergebnis von immer noch 1,1 Milliarden Euro in der absoluten Spitzengruppe der Tabelle der deutschen Banken fest. In beindruckender Weise konnten von der DZ Bank AG und den angeschlossenen Verbundunternehmen in einem keineswegs einfachen Umfeld sowohl Zinsüberschuss (plus 10,6 Prozent auf 2,94 Milliarden Euro) als auch Provisionsüberschuss (plus 9,8 Prozent auf 1,86 Milliarden Euro) gesteigert werden. Wären die fusions- und projektbedingten Aufwendungen (plus 7,4 Prozent auf 3,87 Milliarden Euro) nicht gewesen, das Vorjahresergebnis von 2,2 Milliarden Euro vor Steuern hätte gewackelt.

Und das, obwohl selbst im Hause Kirschs nicht alles glänzt und es ein Déjà-vu zum Jahr 2016 gibt. Auch damals lastete die DVB Bank stark auf dem Konzern. Für das abgeschlossene Geschäftsjahr steht für die DVB ein Verlust von 774 Millionen Euro zu Buche, trotz einer Finanzspritze durch die Mutter in Höhe von 500 Millionen Euro. Und auch die VR Leasing, ebenfalls seit geraumer Zeit keine Perle im Portfolio, schlägt negativ mit 17 Millionen Euro zu Buche. Wo wäre das Ergebnis ohne diese Sanierungsfälle?

Sowohl für die DVB Bank als auch die VR Leasing wird nach Lösungen gesucht - für die einen eher extern, für die anderen intern. Für die DVB wird demnächst die Sondierungsphase am Markt beginnen, ob es Interessenten für Teilportfolios oder gar die gesamte Bank gibt. Das ist angesichts der Schiffskrise sicherlich eine herausfordernde Aufgabe, aber da die DZ Bank keinen Verkaufsdruck hat, kann sie ergebnisoffen und damit wertschonend vorgehen. Die VR Leasing durchläuft gerade einen umfänglichen Erneuerungsprozess und soll zum digitalen Gewerbefinanzierer der Gruppe umgebaut werden. Vorbild ist die Teambank, die mit ebenfalls nur einem Produkt, dem Easycredit, seit Jahren sehr erfolgreich antritt. Dafür werden bisherige Bereiche der VR Leasing, wie Zentralregulierung oder Factoring, konzernintern angedockt. Allerdings ist fraglich, ob nicht die generelle Eingliederung in das Firmenkundengeschäft der DZ Bank mehr Sinn machen würde. "Man muss abwägen, ob die Einsparmöglichkeiten die Beibehaltung am Markt in einer eigenen Legal Entity überkompensieren", sagt Wolfgang Kirsch dazu. Unaufgeregt und immer zurück wie nach vorn blickend - wie gewohnt. Nein, um die Zukunft der DZ Bank muss man sich keine Sorgen machen.

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