Gespräch des Tages

DZ Bank - Konkurrenzlos

Wolfgang Kirsch hat seine erste Bilanzpressekonferenz als Vorstandsvorsitzender des "genossenschaftlichen Spitzeninstituts" nicht wie ein enttäuschter Verlierer im abermals missglückten Fusionsanlauf zwischen DZ Bank und WGZ Bank gemeistert, sondern wie es sich gehört als selbstbewusster Dienstleister im Verbund. Geschickt ist er eines der wichtigen strukturpolitischen Themen nicht im Groll zurück angegangen, sondern mit offensivem Blick nach vorne: Er hat nun nämlich einfach eine weitergehende und starke Kooperation zwischen der WGZ Bank und der DZ Bank auf der Sachebene angemahnt. Ganz konkret hat er als mögliche Felder der Zusammenarbeit das Wertpapiergeschäft und den Zahlungsverkehr, ein Zusammengehen in Luxemburg und Dublin oder bei den Private-Equity-Aktivitäten genannt. Und garniert hat er seine Vorschläge in Richtung WGZ Bank mit der fordernden Aussage "An ihren Taten wollen wir sie messen".

Der Druck auf Düsseldorf wird durch diese Art der Frankfurter Vorwärtsstrategie zweifellos größer. Doppelarbeiten wie VR-Circle und WGZ-Loop, um nur ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit zu nennen, werden den Primären schwerer zu vermitteln sein. Und ob man das Angebot eines Dritten dem des Familienmitglieds wegen einiger Cents oder auch Euros wirklich vorziehen muss, wie jüngst im angesprochenen Zahlungsverkehr geschehen, wird ebenfalls stärker hinterfragt werden. Zudem wird allerorten mit der dieser Gruppe so angeborenen Aufmerksamkeit beäugt werden, ob denn der WGZ-Chef die im Fusionsprozess eingeforderten Führungsstrukturen im eigenen Hause durchzusetzen vermag? Kommt hier der Primärbanker an der Spitze des Aufsichtsrates?

Verständnis hat Kirsch für die angespannte Erlössituation der Primärbanken aufgebracht, gleichzeitig aber auf pfiffige Weise Widersprüche in der latenten Forderung nach einer Aufstockung aufgezeigt. Im Januar und Februar, so hat er angemerkt, pflegen die Genossen über mangelnde Provisionszahlungen zu klagen, bevor sich dann zur Hauptversammlung hin das Gejammer auf die Dividende bezieht. Mit Provisionszahlungen und Bonifikationen der DZ Bank Gruppe von 1,64 Milliarden Euro im Jahre 2006 (plus 87 Millionen Euro) und einer vorgeschlagenen Erhöhung der Dividende um 30 Prozent beziehungsweise der Ausschüttung um 37 Prozent auf 151 Millionen Euro sieht er selbst bei beiden Komponenten die richtige Richtung vorgegeben. Und wie ein erster Blick auf die Ertragsrechnung mit dem auf 1,4 Milliarden Euro mehr als verdoppelten Jahresüberschuss seiner Gruppe zeigt, kann er sich den gleichermaßen offenen wie gelassenen Umgang mit der künftigen Ausgestaltung der Provisionszahlungen an die Primären durchaus leisten.

Zustandegekommen ist das Ergebnis in Frankfurt durch Zuwächse von 2,2 Prozent beim Zinsüberschuss (auf 2,412 Milliarden Euro), beim Nettoertrag aus Finanzgeschäften (plus 5,1 Prozent auf 394 Millionen Euro) und beim sonstigen betrieblichen Ergebnis. Letzteres ist dank des Nettoertrages aus dem Verkauf der ehemaligen Norisbank-Filialen um 58,4 Prozent auf 540 Millionen Euro gewachsen. Rückläufig waren der Provisionsüberschuss (minus 1,4 Prozent auf 1,014 Milliarden Euro und das Ergebnis aus dem Versicherungsgeschäft (minus 15 Prozent auf 206 Millionen Euro). Dass der Verwaltungsaufwand um 11,5 Prozent auf 2,685 Milliarden Euro gestiegen ist, wird maßgeblich auf die Reduzierung des Diskontsatzes zur Berechnung der Pensionsrückstellungen zurückgeführt. Und die Risikovorsorge konnte angesichts der günstigeren Entwicklung bei der Bank um 10,2 Prozent auf 380 Millionen Euro zurückgeführt werden. Die Cost Income Ratio schließlich wird mit 56,3 (55,8) Prozent beziffert. Im edlen Wettstreit mit Frankfurt hat die WGZ Bank drei Tage vor der Bilanzpressekonferenz der DZ Bank ihrerseits zwei geschickt gewählte Eckdaten aus dem Berichtsjahr veröffentllicht. Es ist dabei gewiss kein Zufall, dass Düsseldorf bei dem auf 125 Millionen Euro gestiegenen Betriebsergebnis nach Risikovorsorge mit gut neun Prozent eine höhere Zuwachsrate präsentiert als Frankfurt (minus 0,7 Prozent) und besonders die auf 49,9 (51,9) Prozent gedrückte Cost Income Ratio herausstellt.

Strategisch ähnelt die Ausrichtung der DZ Bank in Grundzügen übrigens einigen Landesbanken und auch der Commerzbank. Von gesunder Heimatbasis aus werden die Fühler gezielt nach Auslandsaktivitäten ausgesteckt. So hat sich die Bank selbst mit 25 Prozent an der italienischen Genossenschaftsbank Cassa Centrale Banca beteiligt. Die Tochter DBV Bank generiert ihr Geschäft schon seit Jahren ganz überwiegend im Ausland. Hohe Marktanteile ins Osteuropa hat längst auch die Baussparkasse Schwäbisch Hall und die VR-Leasing. Und auch der Teambank will man ein Auslandsengagement nicht verwehren. Nur diesmal will man in Frankfurt bei allem neu erwachenden Mut zum Auslandsengagement auch das Risikomanagement im Auge behalten.

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