Wieder einmal stehen die Zinsen für Dispositionskredite im Blickpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit. Als Reaktion auf neuerliche Kritik an deren Höhe und mangelnde Transparenz ließen die kreditwirtschaftlichen Verbände unabhängig von einander wissen, dass sie ihren Mitgliedsinstituten empfehlen, die Zinssätze künftig im Internet zu publizieren.
Das ist zweifellos vernünftig und angesichts der nicht abreißenden Kritik auch überfällig. Wenn manche Institute den Eindruck erwecken, als legten sie es darauf an, den Kunden erst bei Kontoüberziehung mit dem Preis dieses Services zu überraschen, muss man sich nicht wundern, dass Verbraucherschützer sich immer wieder daran reiben. Was die Veröffentlichung der Dispo-Konditionen tatsächlich bringen soll, ist eine andere Frage. Natürlich ist das eine größere Transparenz und erleichtert den Vergleich der einzelnen Anbieter. Aber welcher Kunde sucht schon seine Hausbank nach der Höhe der Konditionen für die Kontoüberziehung aus?
Letzten Endes ist die geforderte und nun wohl auch bald gebotene Transparenz nichts anderes als ein Entgegenkommen an die Adresse der Verbraucherschützer, die Vergleichstabellen zusammenstellen wollen - um dann die Höhe der am Markt verlangten Zinsen als unverhältnismäßig hoch zu kritisieren. Ruhe einkehren wird an dieser Front also wohl erst einmal nicht.
Der deutlichere Ausweis der Konditionen kann also nur ein Anfang sein. Zu halten sein werden die bisherigen Sätze vermutlich nicht - es sei denn, die Kreditwirtschaft könne glaubhaft darlegen, dass der Kontokorrentkredit wirklich nur als Kurzstreckenläufer angelegt ist und Dauernutzer tatsächlich systematisch auf günstigere Kreditformen angesprochen werden. Bisher werden solche Strategien freilich als bloße Lippenbekenntnisse abgetan. Solange es der Branche nicht gelingt, hier mit mehr Stringenz zu überzeugen, wird man ihr auch das Argument nicht abnehmen, dass hohe Dispo-Zinsen durchaus einen erzieherischen Effekt haben (sollen). Red.