Niedrigzinsen und geringes Vertrauen in die Politik lähmen Vorsorgebereitschaft

Sinnhaftigkeit privater Altersvorsorge aus Verbrauchersicht. Zustimmung zur Aussage "Ich weiß gar nicht, ob private Altersvorsorge überhaupt noch Sinn macht" in Prozent Quelle: Axa Deutschland Report 2016

Die finanzielle Absicherung im Ruhestand gehärt für mehr als drei Viertel der Erwerbstätigen in Deutschland zu den drei wichtigsten Lebenszielen. Die Erwartung, dieses Ziel auch erreichen zu können, nimmt indessen ab.

Altersarmut wird zum Thema

57 Prozent berichten, dass ihnen das Thema Altersvorsorge heute mehr Angst macht als früher. Jeder dritte Erwerbstä tige (32 Prozent) und 27 Prozent der Ruheständler fürchten sich persönlich vor Verarmung im Alter. Das geht aus dem Axa-Deutschland-Report 2016 hervor, für den der Versicherer im März dieses Jahres bundesweit jeweils etwa 100 Erwerbstätige und Ruheständler je Bundesland zu Einstellungen und Verhaltensweisen bei der Ruhestandsplanung und Ruhestandsmanagement befragt und die Ergebnisse in einer bevölkerungsrepräsentativen Gesamtgewichtung analysiert hat. Altersarmut ist mittlerweile für 59 Prozent der Ruheständler und auch für jeden zweiten Erwerbstätigen (49 Prozent) ein Thema im Bekanntenkreis oder der Nachbarschaft. Und ungefähr drei Viertel der Berufstätigen wie auch der Rentner rechnen damit, dass die finanzielle Lage der heute etwa 50-Jährigen als nächste Rentnergeneration schlechter sein wird als die der heutigen Ruheständler.

Vertrauen in die Politik verloren

Die Sorgen um die eigen finanzielle Situation im Alter spiegeln auch das geringe Vertrauen in die Politik wider. Zu den größten Sorgen, die sich die Menschen in Bezug auf ihr Alter machen, zählen auch Rentenkürzungen (34 Prozent bei den Erwerbstätigen, 36 Prozent bei den Rentnern) und die Befürchtung, dass Deutschland an Stabilität verliert (30 beziehungsweise 34 Prozent).

71 Prozent aller Befragten bundesweit - ob noch im Beruf oder bereits im Rentenalter - haben eignen Angaben zufolge das Vertrauen in die Politik beim Thema Altersvorsorge verloren. Und 55 Prozent der Arbeitenden sowie 48 Prozent der Rentner sorgen sich mit Blick auf die Verschuldung vieler Staaten in Europa und die Euro-Krise um ihre Altersvorsorge.

Niedrigzinsen schrecken ab

Das wiederum bleibt nicht ohne Auswirkungen auf das Vorsorgeverhalten. Jeder zweite Ruheständler und 47 Prozent der Erwerbstätigen stellen inzwischen infrage, ob private Altersvorsorge überhaupt noch Sinn macht.

Für diese sinkende Vorsorgebereitschaft spielt die Niedrigzinsphase eine beträchtliche Rolle.

- So wollen 55 Prozent der Erwerbstätigen und sogar zwei Drittel der Rentner wegen der Niedrigzinsen keine neuen Anlagen zur Altersvorsorge mehr abschließen. Am höchsten ist die Quote in Thüringen (62 Prozent), Berlin (61 Prozent) sowie Hamburg und Nordrhein-Westfalen (60 Prozent).

- Und nicht nur, dass keine neuen Verträge mehr abgeschlossen werden: Rund jeder Fünfte (19 Prozent unter den Erwerbstätigen und 18 Prozent unter den Rentnern) kündigt mit Blick auf die Niedrigzinsen auch Anlagen, die sich nicht mehr rechnen. Besonders ausgeprägt ist dieser Trend zur Vertragskündigung in Hessen und dem Saarland mit 27 beziehungsweise 25 Prozent der Berufstätigen. Unter den Rentnern sind es vor allem die Brandenburger und Bei der Frage nach den Anlagemöglich-9 Prozent über eine vermietete. Insgesamt 17 Prozent der Erwerbstätigen planen den Erwerb von Immobilien zur Eigennutzung (18 Prozent) und/oder zur Vermietung (16 Prozent).

Vermietete Immobilien statt Finanzanlagen

Damit liegt selbst die vermietete Immobilie weit vor allen anderen Plänen zur privaten Altersvorsorge auf Platz zwei. Neun Prozent der Studienteilnehmer verfügen bereits über eine vermietete Immobilie, 16 Prozent haben entsprechende Pläne. Damit könnte jeder Vierte zum Vermieter werden, um dadurch sein Renteneinkommen zu sichern.

Mit deutlichem Abstand auf die Immobilie folgen Spareinlagen (11 Prozent) noch vor der Lebens- und Rentenversicherung, die mit einem Anteil von 10 Prozent inzwischen auf dem gleichen Niveau rangiert wie eine Investition in Gold. 9 Prozent der Befragten nennen die betriebliche Altersvorsorge.

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