Kundenbindung

Neue Ertragspotenziale im Online-Banking?

Das Girokonto wird von Banken und Kunden sehr unterschiedlich betrachtet. Für Kunden sind die Anbieter weitgehend austauschbar, für die Kreditinstitute hingegen ist das Konto der Schlüssel zur Kundenbeziehung. Die Suche nach Mitteln und Wegen, sich vom Wettbewerb zu differenzieren, ist jedoch schwierig, da die zum Konto gehörenden Leistungen sich meist nur wenig unterscheiden. Das gilt vor allem bei preisbewussten Kunden, die ein Kontomodell ohne Zusatzleistungen nutzen.

Im Zuge der Einführung digitaler Haushaltsbücher oder persönlicher Finanzplaner ist deshalb immer wieder einmal der Gedanke thematisiert worden, das in den Banken vorhandene Wissen über die Kunden zu nutzen, um dem einzelnen aufzuzeigen, wo für ihn persönlich Sparpotenziale durch einen Anbieterwechsel etwa im Bereich bei Strom, Gas oder Mobilfunk bestehen.

Genau hier will die Finprove GmbH, Frechen, ansetzen. Das Fintech-Start-up will einen Service zur Verfügung stellen, der Bankkunden den einfachen Weg zum sorglosen Anbieterwechsel ermöglicht. Profitieren sollen dadurch beide: der Kunde durch geringere monatliche Zahlungen, die Bank durch eine Stärkung der Kundenbeziehung sowie durch Provisionserträge für die Vermittlung der neuen Verträge. Eine erste, bisher nicht genannte Retailbank soll laut Ankündigung im zweiten Quartal dieses Jahres in Kooperation mit Finprove ein entsprechendes Angebot für die Bereiche Strom und Gas einführen. Danach soll das Angebot Produkt für Produkt bis in alle privaten Ausgabenbereiche wie Mobilfunk, Internet, Versicherung oder Streaming-Dienste ausgebaut werden.

Dabei geht es nicht nur darum, den Kunden auf Einsparpotenziale hinzuweisen und durch regelmäßige Erinnerungen und Optimierungsvorschläge die Kundenbindung nachhaltig zu erhöhen. Sondern die intelligente Einbindung in die Banking-Applikation soll Hürden beim Anbieterwechsel abbauen, da der Wechsel durch einen stark vereinfachten Online-Dialog nur noch wenige Klicks erfordern soll. Dank der Analyse der Transaktionsdaten sollen aufwendige Recherchen oder die zeitraubende Eingabe von Stamm- oder Verbrauchsdaten der Vergangenheit angehören.

Das kann durchaus funktionieren. Gerade der Deutsche freut sich bekanntlich immer, wenn er noch etwas sparen kann. Es mag auch stimmen, wenn Finprove auf seiner Website darauf verweist, dass starke Bankmarken wesentlich mehr Vertrauen genießen als vermeintlich unabhängige Vergleichsportale.

Doch gerade an dieser Stelle ist Vorsicht geboten - spätestens dann, wenn es darum geht, dem Kunden günstigere Versicherungsverträge vorzuschlagen. Dann nämlich können Banken schnell einen schlechten Eindruck hinterlassen, wenn der empfohlene Anbieter immer der verbund- oder konzerneigene ist. Ist die Auswahl größer, dann ist darauf zu achten, auch auf die fließenden Provisionen hinzuweisen. Das mussten schließlich in letzter Zeit auch Vermittlungsportale lernen. Wenn aber das Eigeninteresse der Bank an den Empfehlungen deutlich wird, dann könnte auch das Vertrauen in die Empfehlungen schnell schrumpfen. Immerhin: Einen Versuch ist es allemal wert. Red.

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