Karten-Blickpunkte

Preispolitik - Girocard-Entgeltverhandlungen: klare Regulierung sinnvoller?

Es scheint einen Wettbewerb zwischen europäischer und deutscher Seite um die bestmögliche Lösung der Interchange Fees/Interbanken-Entgelte zu geben. Das Europäische Parlament hat im April 2014 dem Entwurf einer neuen Interchange Fee (für Vier-Parteien-Systeme) zugestimmt. Wenn der Europäische Rat den geänderten Entwurf so akzeptiert, kann die Verordnung noch in diesem Jahr Realität werden. Sie sieht eine Interchange Fee von 0,3 Prozent für Kreditkarten und 0,2 Prozent beziehungsweise maximal sieben Cent für Debitkarten vor. Wie immer man dazu steht - und es gibt viele Gründe damit nicht einverstanden zu sein - es liegt eine klare Regulierung vor. Unklar ist nur, ob die Girocard der Deutschen Kreditwirtschaft (als Drei-Parteien-System) ebenfalls davon betroffen ist.

Für die Girocard hat das Bundeskartellamt nämlich Verhandlungen vorgeschrieben. Das ist insofern merkwürdig, als es bei zweiseitigen Märkten in der Regel eine praktische Unmöglichkeit ist, dass jeder Teilnehmer auf der einen Seite mit jedem Teilnehmer auf der anderen Seite einen Vertrag schließt. Das wurde auch frühzeitig so gesehen. Deshalb ist es auch zwecks Balance der zwei Seiten vor Jahrzehnten zur Erfindung der Interchange Fee/des Interbanken-Entgeltes gekommen, wenngleich man über die Art und die Höhe von deren Fixierung unterschiedlicher Meinung sein kann. Nunmehr kommen auf beiden Seiten Konzentratoren zum Zug, sodass x Konzentratoren der einen Seite mit y Konzentratoren der anderen Seite zu Ergebnissen kommen müssen. Angesichts der Verbreitung der Girocard kann es im Interesse der beiden Konzentratoren wohl kaum dazu kommen, dass die Karteninhaber eines Konzentrators bei den Akzeptanten eines anderen Konzentrators nicht zahlen können. Werden daher die Konditionen nach den Verhandlungen nicht sehr ähnlich sein? Und wäre da angesichts dieser Verhandlungsserie eine klare Regulierung nicht sinnvoller? Ewald Judt

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