Im Blickfeld

Bausparen III - LBS Mainz mit "stillem" Bestseller

Das Bausparen werde sich im Jahr 2013 als "stiller Bestseller" erweisen, hatte der Vorstandsvorsitzende der LBS Landesbausparkasse Rheinland-Pfalz, Max Aigner, vor einem Jahr angekündigt. Er sollte sich getäuscht haben. Im Rückblick war das Bausparen alles andere als ein "leiser" Verkaufsschlager, es war ein "lautstarker" Absatzhit. Angesichts eines Bruttoneugeschäfts von rund 70 500 Bausparverträgen mit einer Bausparsumme von 2,157 Milliarden Euro klassifizierte der LBS-Chef auch 2013 wieder als Prädikatsjahrgang für sein Haus. Allerdings fiel die diesjährige Bauspar-"Lese" zwischen Rhein, Mosel und Ruwer etwas weniger gehaltvoll aus als 2012. Zwar wurden 1,5 Prozent mehr Verträge abgeschlossen, doch repräsentieren diese Policen eine um 0,8 Prozent geringere Bausparsumme. Bis auf 17 Millionen Euro Bausparsumme reichte die LBS an das Vorjahresergebnis heran. Ein Tag mehr hätte nach Meinung des Vorstands gereicht, um dieses Volumen noch zu akquirieren.

An dieser Entwicklung waren vor allem die Jugendlichen "schuld". Denn 34 Prozent des Neugeschäfts der LBS in Rheinland-Pfalz entfielen auf junge Kunden unter 25 Jahren. Dass die "Jugendquote" im Neugeschäft von rund einem Viertel auf mehr als ein Drittel gesteigert werden konnte, freut Aigner ganz besonders. Möchte er doch darin einen Beweis dafür sehen, dass sich die Jugend wieder auf die Urtradition des Bausparens - erst Vorsparen, um dann den Wohneigentumserwerb günstig zu finanzieren - besinne. Allerdings muss auch er zugeben, dass vor allem Eltern und Großeltern die Policen für den Nachwuchs abschließen. Zudem trägt gewiss auch die Gestaltung des Jugendtarifs Classic Young entscheidend zum Absatzerfolg bei. In der alten Tarifgeneration bot dieses Produkt für Bausparer unter 21 Jahren noch einen Guthabenzins von 1,5 Prozent und einen Bonus auf die jährlichen Spareinzahlungen von zehn Prozent bei einer maximalen Bausparsumme von 10 000 Euro. In der neuen, seit 1. Januar 2014 geltenden Tarifwelt werden nur noch 0,5 Prozent Sparzinsen geboten, die aber bei regelmäßiger Einzahlung mittels Zinsbonus auf 1,75 Prozent angehoben werden können. Allerdings sind die Jugend-Verträge mit maximal 30 000 Euro Bausparsumme relativ kleinvolumig.

Findige Vermittler im LBS-eigenen Außendienst und in den rheinlandpfälzischen Sparkassen werden die Zeit bis zum Tarifwechsel wohl als willkommene Gelegenheit zur Kundenansprache und zum Absatz von Verträgen mit den aus Sparersicht etwas günstigeren Altkonditionen genutzt haben. Wer wollte es ihnen auch verübeln? Dass für Schüler, Studenten und Auszubildende der Traum vom Eigenheim die vordringliche Motivation zum Bausparen sei, davon kann auch die LBS kaum überzeugt sein. Denn die Bauspardarlehen des Classic Young sind mit 3,8 Prozent in der Altvariante und vier Prozent in der neuen Tarifgeneration im aktuellen Zinsumfeld unattraktiv. Ziel ist vielmehr, das Vorsparen zu trainieren. Damit jedoch aus dem lohnenden Sparprodukt später ein Finanzierungsprodukt wird, honoriert die Bausparkasse den Abschluss eines Anschlussbausparvertrags, dessen Bausparsumme mindestens 30 000 Euro beträgt, mit einem gestaffelten Zuschuss, der im Idealfall der Abschlussgebühr entspricht - also ein kostenloses Bauspar-Upgrade ermöglicht.

Noch nicht zufrieden ist die LBS in Rheinland-Pfalz mit dem Absatz von Altersvorsorgeverträgen. Zwar steigerte das Institut die Wohn-Riester-Abschlüsse um ein Fünftel auf 6 000 Stück mit einem Gesamtvolumen von 230 Millionen Euro, doch sind das eben gerade einmal 8,5 Prozent des Neugeschäfts nach Vertragszahl und 10,7 Prozent nach Bausparsumme. Zu wenig, wie Aigner findet, weil die Riester-Förderung noch zu wenig bekannt sei und darüber hinaus in den Medien nach wie vor schlecht geredet werde. Doch Bausparverträge werden nur im geringeren Umfang zum Eigenheimerwerb eingesetzt. Ein großer Teil der Darlehen dient Sanierung- und Modernisierungsinvestitionen. Hierfür ist Wohn-Riester jedoch erst seit der jüngsten Novelle für altersgerechte Umbaumaßnahmen nutzbar.

Doch gerade in diesem Bereich sieht die LBS für die Zukunft große Chancen. Denn nur jede 100. Wohnung in Rheinland-Pfalz sei altersgerecht, beschrieb Vertriebsvorstand Uwe Wöhlert das Marktpotenzial. Um den Bestand bedarfsgerecht anzupassen, seien allein im Geschäftsgebiet Investitionen von rund 25 Milliarden Euro nötig. Wenn dieser "Kuchen" in den kommenden Jahren verteilt wird, wolle sich die LBS ein bedeutendes Stück sichern.

Wenig Freude bereitet derzeit das Kreditgeschäft. Denn die neu ausgereichten Immobilienfinanzierungen der Mainzer LBS gingen um 19,8 Prozent auf 280 Millionen Euro zurück. Auch bei den Tilgungsbausparverträgen, die von den Sparkassen bei deren Baufinanzierungen mitvermittelt werden, gab es einen Einbruch im Volumen um 8,6 Prozent auf 585 Millionen Euro.

Im Immobiliengeschäft hat der hauseigene Makler, die LBS Immobilien GmbH, mit 2 975 Transaktionen das Vorjahr um fünf Prozent übertroffen und das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte erzielt. Dabei stieg der vermittelte Objektwert um 40 Millionen Euro auf 437 Millionen Euro.

Zufrieden zeigte sich der Vorstand mit den Geschäftszahlen des Instituts. Konkrete Bilanz- und Ertragszahlen wurden im Einzelnen jedoch nicht genannt. Nach vorläufigen Zahlen hat die LBS ihre Bilanzsumme im vergangenen Jahr um 7,5 Prozent auf 3,28 Milliarden Euro erhöht, während beim Gewinn mit etwa zehn Millionen Euro das Vorjahresniveau erreicht wurde. 2012 hatte das Institut ein Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit von 11,5 Millionen Euro und einen Jahresüberschuss von 5,6 Millionen Euro ausgewiesen. Für 2014 erwartet Aigner erneut einen Prädikatsjahrgang für sein Haus. Und er ist überzeugt, dass das Bausparen in einem unveränderten Zinsumfeld ein "heimlicher" Bestseller bleibt. L.H.

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