Im Blickfeld

Bremse verleitet zur Trickserei

Obwohl die geplante Mietpreisbremse voraussichtlich erst Anfang 2015 in Kraft treten wird, sind erste Auswirkungen der künftigen Kappungsgrenze schon jetzt bemerkbar. Wohnungseigentümer setzen derzeit rasch noch einmal die Mieten hoch, bevor das Gesetz greift und der Zins bei einer Wiedervermietung demnächst maximal zehn Prozent im Vergleich zum ortsüblichen Mietspiegelwert erhöht werden darf. Laut Analysen des Immobilienportals Immobilien Scout 24 werden aktuell insbesondere bei Neuvermietungen in Berlin und Frankfurt am Main die Preise kräftig erhöht. Aber auch in mittelgroßen Städten stiegen die Mieten im ersten Quartal dieses Jahres auffallend an - in Regensburg und Stuttgart sogar um mehr als vier Prozent im Vergleich zum letzten Quartal 2013. Das ist der stärkste Anstieg seit sieben Jahren.

Private Vermieter stellen sich darüber hinaus die Frage, wo und unter welchen Umständen sich eine Wohnimmobilie als Anlage und Altersvorsorge noch lohnt. Denn nicht überall lassen sich Aufschläge durchsetzen. Mancherorts stagniert der Mietenspiegel, in einigen Regionen gehen die Preise sogar zurück. Zudem muss die Maklercourtage künftig von demjenigen bezahlt werden, der den Vermittler bestellt. Vermieter werden angespannte Wohnungsmärkte nutzen, um diese Kosten weiterhin auf Wohnungssuchende abzuwälzen. Laut einer Umfrage des Immobilienportals Immo Media Consult unter 2 300 Vermietern und Maklern, denken 90 Prozent von ihnen schon intensiv über verschiedene Ausweichmöglichkeiten nach. So werden voraussichtlich nur jene Mietinteressenten im Bewerberkreis bleiben, die bereit sind, den Makler offiziell zu beauftragen und zu bezahlen.

In beliebten Ballungszentren, in denen die Mietpreisbremse greifen soll, zeigt sich zudem ein weiterer Trend, um finanzielle Restriktionen zu umgehen. Viele Vermieter vor allem in Messestädten bieten ihre Wohnungen möbliert an. Dort boomt auch der Markt der betreuten Apartmenthäuser. Mit über 1,3 Millionen Übernachtungen in sogenannten Serviced-Apartments steht die Hauptstadt Berlin laut Hotellerie-Dienstleister Tophotelprojects aktuell an erster Stelle, gefolgt von München mit 986 000 Übernachtungen und Hamburg mit rund 526 000 Übernachtungen. Und der Bedarf steigt weiter, "Wohnen auf Zeit" gewinnt aufgrund der zunehmenden Jobnomanden, die für eine bestimmte Zeit oder sehr häufig ihren Arbeitsstandort wechseln müssen an Bedeutung. Von dieser Entwicklung profitieren nicht nur gewerbliche Anbieter, sondern auch private Vermieter, die durch die Bereitstellung von Möbeln und einfacher Küchen-, Bad- und Wohnzimmerausstattung in Toplagen ein Vielfaches an Gewinn erzielen. Denn solche Angebote sind von jeglicher Zinsbindung befreit. Es ist somit denkbar, dass Maßnahmen wie Mietpreisbremse und Maklerkosten, die ursprünglich zur Entspannung des Mietmarkts beitragen sollten, das Gegenteil bewirken. In attraktiven Ballungsgebieten wird Wohnraum weiterhin nur für Gutverdienende erschwinglich sein. Vermietern hingegen bleiben trotz neuer Auflagen vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten. Red.

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