Im Blickfeld

Die Bundesbank warnt!

Die Nachfrage nach Wohnimmobilien ist hoch. Das ist für alle Besitzer und Verkäufer solcher Objekte natürlich ebenso gut, wie es für die Interessenten schlecht ist. Denn natürlich führt eine hohe Nachfrage, die auf ein knapperes Angebot trifft, zu steigenden Preisen. Zu offensichtlich drastisch steigenden Preisen. Denn die deutsche Bundesbank warnt in ihrem jüngsten Monatsbericht vor Preissteigerungen, die sich "fundamental nur noch schwer rechtfertigen lassen" und platzt mitten hinein in den schönen Immobilienboom. Damit nehmen sich die Währungshüter dieses keineswegs unumstrittenen Themas innerhalb nur eines Jahres bereits zum zweiten Mal an.

Waren die Aussagen des Finanzstabilitätsberichts aus dem vergangenen Jahr noch eher moderat, wird der Ton nun schon schärfer. Wollte man damals eigentlich nur darauf hinweisen, dieses Thema genauestens im Blick zu haben, wird heute von Übertreibungen gesprochen und auf mögliche Verluste hingewiesen. 2010 sei es zu einer Trendwende am deutschen Immobilienmarkt gekommen, die sich in kräftig steigenden Preisen, einer unfangreichen Neubauaktivität und vermehrten Transaktionen zeige. Gemessen an den längerfristigen demografischen und ökonomischen Einflussfaktoren seien daraus resultierend heute Überbewertungen in städtischen Immobilienmärkten von fünf bis zehn Prozent und in den attraktiven Großstädten von bis zu 20 Prozent festzustellen, heißt es in dem Bericht. In den Top-7-Städten legten die Preise für Geschosswohnungen sogar mehr als ein Viertel zu.

All das ist nicht wirklich neu und kann daher nicht wirklich überraschen. Zu lange schon wird über eine Angebotsverknappung insbesondere bei Wohnungen in Ballungszentren und Studentenstädten geklagt. Alle Parteien haben sich des Themas gar als eines der Hauptthemen im gerade zurückliegenden Wahlkampf angenommen. Und auch wenn natürlich auch die Mahnungen der Bundesbank differenziert sind, die regionalen Unterschiede der Preisanstiege berücksichtigen und keineswegs von einer allgemein drohenden Immo bilienblase gesprochen wird, hat die Analyse der Bundesbank der Notenbank doch eine andere Qualität. Der Widerspruch der Immobilienwirtschaft ließ denn auch nicht lange auf sich warten, fiel aber keineswegs so breit und vehement aus, wie es vielleicht früher noch gewesen wäre.

Wenn die Bundesbanker nun im Monatsbericht feststellen, dass der Preis anstieg keineswegs auf die urbanen Zentren begrenzt bleibe, sondern es "klare Hinweise für die Ausbreitung von den Städten in das Umland" hinein gebe, so gibt das durchaus Anlass zur Sorge. Und auch die Aussage, dass "überschießende Erwartungen oder Spekulationsmotive die regionale Ausbreitung von Preisimpulsen befördern", macht nachdenklich.

Denn das schließt Verluste für diejenigen, die sich nun engagieren, bei Preiskorrekturen keineswegs aus. Die Bundesbank spricht sogar von möglichen "empfindlichen Vermögensverlusten bei den Haushalten". Das kann einer auf Finanzstabilität und Geldwertstabilität bedachten Zentralbank natürlich nicht recht sein, auch wenn sie mit anhaltend niedrigen Zinsen auch zum Boom der Immobilienpreise beiträgt. Wo sonst sollen Anleger sonst halbwegs auskömmliche Renditen finden? Wenigstens eine beruhigende Nachricht enthält die Analyse: Eine neue Krise steht noch nicht vor der Tür, denn noch sei keine ausufernde und damit gefährliche Zunahme der Kredite zu beobachten. Red.

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