Unternehmen

Eigenkapital: Mittelstand holt auf

Eine belastbare statistische Erfassung von Unternehmensdaten und Marktentwicklungen braucht Zeit und kann naturgemäß die ganz aktuellen Entwicklungen nicht einfangen. Doch zusammen mit den Erfahrungen und Beobachtungen der Praktiker bei der täglichen Marktbearbeitung lässt sich durchaus ein zeitnahes Bild gewinnen. Das unterstreicht einmal mehr die traditionelle Erhebung der Deutschen Bundesbank zur Ertragslage und den Finanzierungsverhältnissen deutscher Unternehmen, die im Monatsbericht Dezember veröffentlicht wird. Demnach bieten derzeit das anhaltende Niedrigzinsniveau und die vergleichsweise gut einschätzbare Geldpolitik der großen Notenbanken für deutsche Unternehmen aller Größenklassen über alle Sektoren und bis in den Mittelstand hinein enorme Anreize für eine günstige Wachstumsfinanzierung. Das gilt nicht zuletzt auf ausländischen Märkten wie den USA. Während die Notenbank für das Jahr 2013 lediglich bei den Automobilherstellern sowie den Energie- und Wasserversorgungsunternehmen eine beträchtliche Erhöhung ihrer Beteiligungsaktivitäten registriert, versprechen die Einschätzungen der Investmentbanker für die Jahre 2014 und 2015 eine Ausbreitung dieses Klimas auf die gesamte Wirtschaft - gerade auf den deutschen Mittelstand.

Eine der wesentlichen Grundlagen für dessen Aktivitäten zur Stärkung und Verbreiterung der Geschäftsbasis im In- und Ausland ist wiederum aus der Bundesbankstatistik zu entnehmen. Demnach haben insbesondere die kleinen und mittelständischen Unternehmen im Berichtsjahr 2013 wie auch schon in den Jahren zuvor ihre Eigenmittelposition nicht nur aufgestockt, sondern der Tendenz nach die Lücke zu den immer noch eigenkapitalstärkeren Großunternehmen verringert. Letztere weisen im Berichtsjahr 2013 einen Anteil der Eigenmittel an der Bilanzsumme von rund 30 Prozent auf, der sich nach den Erwartungen der Bundesbank 2014 allerdings verringert haben dürfte. Den kleinen und mittleren Unternehmen bescheinigt die Notenbank hingegen weiterhin einen Anstieg der Quote auf 25 Prozent und damit eine weitere Annäherung an den Durchschnittswert von 28 Prozent über alle Branchen und Unternehmensgrößenklassen hinweg. In den vergangenen fünf Jahren, so der ergänzende Hinweis, haben vor allem die KMU zu einer nachhaltigen Stärkung dieser Eigenmittelquote beigetragen.

Während diese Bestandsaufnahme der Eigenkapitalausstattung der Unternehmen den Verantwortlichen im Mittelstandsgeschäft der Kreditwirtschaft eine gewisse Beruhigung hinsichtlich des kommenden Wertberichtigungsbedarfs im Kreditgeschäft vermittelt und die allgemeine Zuversicht für den weiteren Geschäftsverlauf stärkt, dürfte eine andere Botschaft der Bundesbank zumindest in den beiden großen Verbundgruppen zum Nachdenken anregen. Denn die Zahlen der Notenbank belegen für das Berichtsjahr eine Fortsetzung des seit langem beobachtbaren Trends zur Verringerung der Bankkredite. Allen Erfolgen des Kreditgeschäftes der vergangenen Jahre zum Trotz fördert das Nullzinsumfeld in der Tat bis weit in den Mittelstand hinein die Bereitschaft zur Erprobung kapitalmarktbezogener Finanzierungsformen. Wollen sie in ihrem erklärten Kerngeschäftsfeld Mittelstand ihre Marktanteile verteidigen, sollten die Primärbanken beider Bankengruppen diesen Trend nicht verschlafen. Den Zentralinstituten beider Verbundgruppen gibt das eine willkommene Gelegenheit zur weiteren Abrundung ihres Geschäftsmodells als Dienstleister.

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