Gespräch des Tages

Bundesbank - Die Sache mit den Zinsen

4,6 Milliarden Euro überweist die Deutsche Bundesbank an den Finanzminister, 2,5 Milliarden Euro fließen direkt in den Bundeshaushalt, der Rest wird zur Tilgung des Investitions- und Tilgungsfonds verwendet. Auch wenn, wie Bundesbank-Präsident Jens Weidmann betont, durch dieses klar festgeschriebene Procedere das politische Interesse am Bundesbank-Gewinn begrenzt wird, so schielt jeder Finanzminister immer doch mindestens mit einem Auge auf die Entwicklungen in den Büchern der Notenbank. 2013 war verglichen mit den Vorjahren ein gutes Jahr für den Finanzminister, schließlich wurden 2012 nur 664 Millionen Euro nach Berlin überwiesen, 2011 waren es 643 Millionen Euro und 2010 immerhin 2,2 Milliarden Euro.

Dass die Ergebnisse so stark schwanken hat zwei Gründe: Zum einen muss die Bundesbank laut § 26 Bundesbankgesetz für "allgemeine Wagnisse im Inund Auslandsgeschäft" entsprechende Rückstellungen bilden. Im Geschäftsbericht heißt es hierzu: "Im Berichtsjahr haben sich die Risiken der Bundesbank vor allem aufgrund der niedrigeren Bestände an risikotragenden Aktiva verringert, gleichzeitig ist aber aufgrund der Leitzinssenkungen im Mai und November 2013 auch das erwartete Jahresergebnis 2014 und damit das Risikodeckungspotenzial der Bundesbank rückläufig. Unter Einbeziehung aller genannten Faktoren ergibt sich zum 31. Dezember 2013 keine Notwendigkeit zur Änderung der bestehenden Risikovorsorge." Soll heißen, es wurde keine neue Risikovorsorge gebildet, der Bestand an Wagnisrückstellungen beträgt zum Ende 2013 unverändert 14,38 Milliarden Euro. Bezieht man die im Vorjahr gebildete Vorsorge für Risiken vor allem aus dem Staatsanleihenportfolio in den Jahresvergleich mit ein, so betrug der Gewinn einschließlich Rückstellungen 7,3 Milliarden Euro, was für 2013 dann einen Rückgang von satten 37 Prozent bedeuten würde.

Zweitens sinkt infolge der von der EZB niedrig gehaltenen Zinsen natürlich auch die Einnahmenseite. Der Zinsüberschuss fiel im abgelaufenen Geschäftsjahr mit 5,57 Milliarden Euro um 33 Prozent niedriger aus als im Vorjahr. Das zeigt auch das lachende und das weinende Auge, mit dem der Finanzminister auf die niedrigen Zinsen blickt: Einerseits helfen sie ihm wie den Kollegen bei der dringend notwendigen Haushaltskonsolidierung, verbilligen sie doch die Neuschuldenaufnahme und senken die Zinslast. Gleichzeitig fehlen schöne Gewinne aus der Bundesbank, die wiederum die Zinslast für den Erblastenfonds verringern würde. Für Auflösungen der üppigen Vorsorgeposition sah der Bundesbank-Vorstand übrigens keinen Anlass. Die Rückstellungen würden immer nur den jeweiligen Jahresabschluss bewerten, sodass keine Prognosen möglich seien.

Rein betriebswirtschaftlich betrachtet funktioniert der "Betrieb" Bundesbank. Die zwischen 2002 und 2007 durchgeführte Strukturreform zahlt sich aus, trotz zusätzlicher Aufgaben im Rahmen der Finanzkrise blieb der Personalbestand in den vergangenen Jahren relativ konstant bei rund 9 500 Mitarbeitern. Der Personalaufwand stieg leicht von 706 auf 745 Millionen Euro, das wurde aber von einem Rückgang des Sachaufwandes um 56 Millionen Euro auf 471 Millionen Euro aufgefangen. Wichtigstes Einsatzfeld für das Personal bleibt der Bereich Bargeld mit 2 347 Beschäftigten, gefolgt von der Bankenaufsicht mit 1 154 Vollzeitstellen. Prozentual verringerte sich der Personaleinsatz in den Geschäftsfeldern Geldpolitik, unbarer Zahlungsverkehr und Bargeld, während er in der Bankenaufsicht und dem Finanz- und Währungssystem zulegte. Die Präsenz in der Fläche blieb mit 41 Filialen konstant, soll bis 2015 auf 35 und bis 2018 auf 31 Stellen weiter sinken.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X