Bankenchronik

8. Juli 2010 bis 23. Juli 2010

Für rund eine Milliarde US-Dollar erwirbt Daiwa Capital Markets, der Investment-Banking-Arm von Japans zweitgrößtem Brokerhaus, das weltweite Wandelanlei-hen-Geschäft sowie den Handel mit asiatischen Aktienderivaten der belgischen KBC Group. Die Bank- und Versicherungsgruppe veräußert gleichzeitig ihre Rückversicherungstochter Secura an den australischen Versicherungskonzern QBE Insurance. Der Preis für diese Transaktion wird auf 267 Millionen Euro beziffert, hinzu kommen nicht realisierte Gewinne bis zum Abschluss der Transaktion.

Ihr Private-Equity-Geschäft verkauft die teilverstaatlichte britische Großbank Lloyds Banking Group an die in London ansässige Beteiligungsgesellschaft Coller Capital. Der Transaktionspreis wurde auf 332 Millionen Pfund beziehungsweise knapp 400 Millionen Euro in bar beziffert. Konkret eingebracht wird der Bestand von 40 Private-Equity-Beteiligungen in ein neues Gemeinschaftsunternehmen mit dem Namen Cavendish Square Partners, an dem Coller künftig mit 70 Prozent und Lloyds mit 30 Prozent beteiligt sind. Der Verkaufspreis bewertet das Gesamtportfolio nach Angaben der Bank mit insgesamt 480 Millionen Pfund, was gemessen am gegenwärtigen Buchwert des Bestands eine geringe Prämie enthalte.

Die US-GroßbankWells Fargo schließt ihre komplette Konsumentenkredit- und Hypothekentochter Wells Fargo Financial. Künftig will das Institut seine Kredite ausschließlich über die regulären Niederlassungen sowie über spezielle Hypotheken-Geschäftsstellen vertreiben.

Anfang Juli dieses Jahres hat der Leitungsausschuss der Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung (FMSA) die Abwicklungsanstalt der Hypo Real Estate (HRE), München, formal gegründet. Die als FMS Wertmanagement firmierende Anstalt öffentlichen Rechts soll Vermögenswerte und Risikopositionen im Umfang von rund 210 Milliarden Euro aufnehmen, die Übertragung der Assets ist im Laufe des zweiten Halbjahres geplant. Das Vorhaben steht im Rahmen des laufenden Beihilfeverfahrens noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der EU-Kommission.

Die Aktionäre der Raiffeisen International Bank-Holding AG haben der Verschmelzung der Raiffeisen International mit der Cembra Beteiligungs AG zugestimmt. Die übertragende Gesellschaft Cembra enthält im Wesentlichen das von der Raiffeisen Zentralbank Österreich AG (RZB) abgespaltene Firmenkundengeschäft sowie die damit in Zusammenhang stehenden Beteiligungen. Das fusionierte Unternehmen werde ab dem Zeitpunkt der Firmenbucheintragung, die für das vierte Quartal 2010 in Aussicht gestellt wurde, als Raiffeisen Bank International AG firmieren.

Für rund 555 Millionen Euro erwirbt die Santander Consumer Bank AG, Mönchengladbach, das Retailgeschäft der Skandinaviska Enskilda Banken AB (SEB) in Deutschland. Die übernommenen Einheiten umfassen nach eigenen Angaben eine Million Kunden, darunter 10000 kleine und mittlere Unternehmen. In Deutschland hat SEB 173 Filialen. Das Kreditvolumen beläuft sich auf 8,5 Mrd. Euro, davon entfallen 82 Prozent auf Hypotheken. Die Einlagen im SEB-Retailgeschäft werden auf 4,6 Milliarden Euro beziffert. Die Transaktion soll im Jahr 2011 abgeschlossen werden; sie unterliegt noch den notwendigen aufsichtsrechtlichen Genehmigungen.

Aus dem Geschäft mit gewerblichen Immobilienkrediten in Großbritannien und Irland zieht sich der Versicherungskonzern Zurich zurück. Auf die zuletzt noch vergebenen Kredite in den beiden Ländern schreibt das schweizerische Unternehmen insgesamt 330 Millionen US-Dollar ab. Im ersten Quartal 2010 beliefen sich die Wertberichtigungen auf 114 Millionen US-Dollar. Die nun aufgegebenen Einheiten kamen im Zuge der Fusion mit dem Finanzdienstleistungsbereich der britischen BAT-Gruppe im Jahr 1998 zum Zurich-Konzern.

Der US-amerikanische Senat hat die Reform des US-Finanzmarkts beschlossen. Demnach sollen Banken schärfer kontrolliert, Kreditnehmer besser geschützt und eine zentrale Aufsichtsbehörde unter dem Dach des US-Finanzministeriums angesiedelt werden. Weitere Kernpunkte des Vorhabens sind ein geordnetes Auflösungsverfahren für angeschlagene Großbanken, eine Begrenzung des Derivatehandels auf eigene Rechnung sowie die Verlagerung des Derivatehandels auf regulierte Börsen. Ausgenommen von den Regulierungen sind die Ratingagenturen und die staatlichen Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac.

Ein Konzept für die Einführung antizyklischer Kapitalpuffer hat der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht Mitte Juli dieses Jahres vorgelegt. Demnach sollen die nationalen Aufseher Banken verschärfte Kapitalanforderungen auferlegen können, wenn exzessives Kreditwachstum auf systemweite Risiken hinweist. Die Institute sollen dem Vorschlag zufolge zwölf Monate Zeit bekommen, die Anforderungen zu erfüllen.

Goldman Sachs zahlt einen Betrag von 550 Millionen US-Dollar an die US-amerikanische Securities and Exchange Commission (SEC), um einen Streit um eine verlustreiche Verbriefung beizulegen. Die US-Großbank räumte ein, dass die Vermarktungsunterlagen für die betroffenen Wertpapiere "unvollständige Informationen" enthalten hätten. Die Summe ist die höchste, die jemals von der US-Börsenaufsicht von einem Wall-Street-Institut erwirkt wurde.

Ende Juli dieses Jahres haben die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht und die Deutsche Bundesbank die Ergebnisse der zuvor von den europäischen Staats- und Regierungschefs beschlossenen Stresstests für Banken bekannt gegeben. Demnach weisen mit Ausnahme der Münchener Hypo Real Estate (HRE) alle weiteren der 14 deutschen Banken auch in einem Extremszenario eine Kernkapitalquote von über sechs Prozent aus. Bei neun der Institute lag diese über acht Prozent und damit mehr als doppelt so hoch wie das regulatorische Minimum. Die durchschnittliche Kernkapitalquote der 14 teilnehmenden Kreditinstitute belaufe sich nach dem ersten Stressszenario zum Jahresende 2011 auf 8,9 Prozent, unter zusätzlicher Einbeziehung des Risikoprämienanstiegs bei europäischen Staatsanleihen auf 8,5 Prozent. Gegenüber der Ausgangssituation Ende 2009 betrage der Rückgang 1,6 beziehungsweise 2,0 Prozentpunkte (siehe auch Gespräch des Tages in diesem Heft).

Noch keine Bewertungen vorhanden


X