Gespräch des Tages

Bankenverband - Starkes Plädoyer

Auch wenn er selbst nicht "angeklagt" war, hielt es der Bankenpräsident vor dem Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten ganz offensichtlich einmal für nötig, mit einem starken Plädoyer Stellung zu beziehen. Dabei ließ er nicht viel aus. Die Kreditwirtschaft nicht, die Politik nicht, Europa nicht, die Aufseher nicht und auch die Märkte nicht. Er räumte ein, dass der Bankensektor immer noch die Achillesferse der deutschen Wirtschaft sei und dass die Branche zu Recht unter einem negativen Image und einem Vertrauensverlust leide.

Aber: Nicht alles, was Banken sagen, sei nicht richtig, manches sei interessengeleitet, aber deswegen nicht falsch, so Schmitz. Von daher forderte er die Politik auf, ihrem Führungsanspruch gerecht zu werden. Zur politischen Verantwortung gehöre auch, notwendige Reformen auch gegen den Willen des Volkes durchzusetzen. Ohne es explizit anzusprechen, beklagte er sich damit wohl gegen die aus seiner Sicht zu vielen und zu wenig mit anderen Ländern in ihren Gesamtwirkungen abgestimmten Auflagen für die Kreditwirtschaft. Diese sind aber zweifelsfrei von der Branche selbst verschuldet und vor allem mit Blick auf die systemrelevanten Institute sicherlich auch richtig. Ob eine Regierung, die wiedergewählt werden möchte, sich zugunsten eines ungeliebten schwarzen Schafes wie den Banken gegen die Wählermeinung stellt, bleibt darüber hinaus mehr als fraglich.

Den mittelständischen Unternehmen empfahl der Präsident des heterogensten deutschen Bankenverbandes, sich von den Banken unabhängiger zu machen und andere Refinanzierungsformen als den Kredit zu nutzen. Ob das eine indirekte Drohung war, dass das Kreditangebot verknappt werden würde, wenn die Belastungen der Branche nicht nur die Gewinne, sondern auch die Substanz zur Kreditgewährung zusammenschmelzen lassen, sei dahingestellt. Es könnte aber sein. Schließlich geht es dem Mittelstand ähnlich wie den Banken, von denen rund 98 Prozent keinen direkten Zugang zum Kapitalmarkt und keinen finanzstarken Gesellschafter haben. Zudem ist davon auszugehen, dass sich die Finanzierung für die Unternehmen verteuern wird, wenn die Notenbanken die Zinswende sanft einleiten werden. Zurzeit können aufgrund des niedrigen Zinsniveaus Mittel zu günstigeren Konditionen als vor der Krise aufgenommen werden.

Am meisten Sorge bereitet dem Präsidenten und Privatbankier die aktuelle Schuldenkrise Europas. Mit Blick auf die Erfahrungen mit dem Länderfinanzausgleich in der Bundesrepublik sei ein Eurobond aber abzulehnen. Denn dann würden Länder mit schwacher Bonität ganz von Ländern mit einer guten Einstufung profitieren und hätten keinen Anreiz mehr, eigene Verbesserungen anzustreben. Es sei darüber hinaus schade, dass "durch Partikularinteressen gute Lösungen immer wieder zerschossen und auf den kleinsten gemeinsamen Nenner reduziert werden". Ein wenig erinnert dies allerdings auch an die Zusammenarbeit der deutschen Kreditwirtschaft im Zentralen Kreditausschuss, möchte man anmerken. Auch hier wäre eine stärkere Bündelung der Interessen wünschenswert und würde auch die Vertretung einer deutschen Position in Europa sicherlich sehr viel einfacher machen.

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