Gespräch des Tages

BdB - Zwei Seiten

Alles im Leben hat zwei Seiten. Das dachte sich wohl auch der Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken, Andreas Schmitz. So gab er sich im Anschluss an die Vorstandssitzung Mitte März vor Journalisten ausgesprochen kämpferisch. Angestachelt vom Vorwurf, in den rund 1 000 Tagen seit der IKB-Pleite sei in der Bankenbranche nichts passiert, zog er ein sauberes Resümee. So hätten Banken ihr Eigenkapital bereits aufgestockt, lange bevor die neuen Regeln griffen. Allerdings seien die Forderungen nach einer pauschalen Erhöhung nicht zielführend. Auch eine Leverage Ratio sei abzulehnen, da eine Unterscheidung zwischen risikoreichen und risikoarmen Geschäften gemacht werden müsse. Neue Regulierung sei vonnöten, aber alles müsse auch auf mögliche Wechsel- oder Nebenwirkungen geprüft werden. In Sachen Bankenaufsicht seien weniger die Strukturen von Bedeutung, als vielmehr die Verbesserung der Durchschlagskraft. Klare Ansage von Schmitz: Die privaten Banken seien bereit, die Kosten für besser qualifizierte Mitarbeiter mitzutragen. Bei der Beteiligung der Banken an den Folgen der Krise sieht der Präsident die Notwendigkeit weiterer Abgaben zwar grundsätzlich ein, warnt aber auch vor der Überbelastung der Institute, die dann kein Eigenkapital mehr ansparen könnten. All das steht einem Bankenpräsidenten gut zu Gesicht, all das sind Themen, derer er sich im Interesse seiner Mitglieder annehmen muss.

Am Abend in der kurzen Begrüßung klang das plötzlich ganz anders, ja fast demütig. Die klaren Ansagen an die Politik fehlten nahezu genauso vollständig wie das Warnen vor überzogenen Maßnahmen. Vielmehr blieb als einzige Botschaft hängen: Die Banken sind an allem schuld und werden nun völlig zu Recht mit neuen Gesetzen und Forderungen überzogen. Das ist schade. Denn gerade ein solcher Empfang, an dem nicht nur Mitglieder, sondern auch einige Vertreter der politischen Schiene ebenso wie die Öffentlichkeit in Form von Journalisten vertreten waren, wäre doch ein gute Plattform für ähnliche Themensetzungen wie am Morgen gewesen. Denn klar ist doch: Das, was gegenwärtig stattfindet, ist weder durchdacht noch durchgerechnet. Dass deutsche Banken und Sparkassen aufgrund unterschiedlicher Interessen nur mühsam mit einer Stimme sprechen können, ist wohl nicht zu ändern. Wenn aber schon Vertreter eines einzigen, wenngleich auch sehr heterogenen Verbandes, sich scheuen, den falschen Entwicklungen entgegenzutreten und zumindest in öffentlichen Auftritten nahezu alles klaglos hinnehmen, dann werden sich die Dinge sicherlich nicht zum Besseren wenden lassen.

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