Gespräch des Tages

Bankhaus Metzler - Gewohnt provisionsgünstig

Ob der Jahresüberschuss um ein paar Prozentpunkte gestiegen oder gefallen ist, war beim Bankhaus Metzler seit sieben Jahren keine Frage mehr. Die 2,31 Millionen Euro waren gegeben, und der Rest der GuV wurde im Rahmen der bilanztechnischen Gestaltungsmöglichkeiten angepasst - mit dem klaren Ziel der Bildung von stillen Reserven. Selbst an der Entwicklung des Zins-, Provisions- und Handelsergebnisses konnte und kann man nicht so genau ablesen, inwieweit Aufwendungen vorgezogen und/oder Erträge in die Zukunft verschoben werden. Insofern ist es diesmal schon etwas Besonderes, in der GuV-Rechnung 2012 einen Jahresüberschuss von 22,31 Millionen Euro zu entdecken. Und auch ansonsten gab es bei der Präsentation der Ergebnisse einige Neuerungen. So ist der Partnerkreis kürzlich auf neun ausgeweitet worden, und es war erstmals Emmerich Müller, der die Geschäftsergebnisse vortrug.

Wirklich neue Weichenstellungen bedeutet das alles freilich nicht. Erstens will man die Ausweitung des Partnerkreises als Beleg dafür gewertet wissen, dass die Führungsmannschaft des Privatbankhauses bei der Übernahme von Risiken wie auch dem Kreieren von Marktchancen sichtbar zu ihrer Verantwortung steht. Dabei passt zweitens der neu hinzugekommene Harald Illy - mit einer Verweildauer im Unternehmen seit Mitte der neunziger Jahre - ebenso voll in das Bild der personellen Kontinuität einer betont langfristig ausgerichteten Unternehmenskultur wie die Schwerpunktverlagerung von Friedrich von Metzler. Letzterer sieht seinen Part im Zuge des Generationswechsels auf der Führungsebene künftig mehr in der Kundenansprache, in der Ausrichtung auf strategische Fragestellungen und in der Kommunikationspolitik.

Drittens signalisiert selbst der heftige Ausschlag beim Jahresüberschuss keineswegs eine grundsätzliche Wende in der Geschäftspolitik, sondern ist einem steuerlichen Effekt geschuldet. Wegen einer maßgeblichen Steuerrückerstattung für das Jahr 2001, die auf die damalige Anwendung des Halbeinkünfteverfahrens zurückgeht, durfte das Bankhaus Metzler im Berichtsjahr 2011 einen Steuerertrag von stattlichen 6,2 Millionen Euro verbuchen.

Und auch der für 2011 mit rund 21 Millionen Euro als konstant ausgewiesene Zinsüberschuss resultiert teilweise aus der Steuererstattung, die über mehrere Jahre eine Zinsgutschrift von sechs Prozent einbrachte. Genutzt werden diese Ergebniseffekte zu einer Stärkung des offen ausgewiesenen Eigenkapitals um 20 Millionen Euro auf 114 Millionen Euro.

Darüber hinaus hat Metzler in der Ertragsrechnung seinen in der deutschen Bankenlandschaft ohnehin schon sehr hohen Anteil des Provisionsüberschusses am Gesamtertrag noch einmal ausgeweitet. Betrug der Anteil des Provisionsüberschusses am Rohertrag im Jahre 2010 schon 86,3 Prozent, so konnte er 2011 noch einmal auf gut 87,3 Prozent gesteigert werden. Das Bankhaus sieht sich mit dieser Quote erfolgreich auf seiner langfristig angepeilten Linie unterwegs, mit dem Provisionsüberschuss zumindest die Verwaltungsaufwendungen komplett abdecken zu wollen. Letztere sind im Berichtsjahr auf 130,16 (126,39) Millionen Euro angestiegen und zehren damit knapp 90 Prozent des Provisionsüberschusses auf. Mit Blick auf die strategische Ausrichtung der Bank legt diese Relation übrigens genau jene Schlussfolgerung nahe, die das Management so gerne betont. Unabhängiger Rat ist gefragt, erst recht in schwierigen Marktphasen.

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