Börsen

Börsen: Deutsche Börse: Ergebnis 2011

Nach der Untersagung des geplanten Zusammenschlusses mit Nyse/Euronext durch die EU-Kommission hat die Deutsche Börse angekündigt, ihre Wachstumsstrategie mit erhöhtem Tempo fortsetzen und offensiv nach neuen Geschäftsmöglichkeiten in unregulierten und unbesicherten Märkten suchen zu wollen. Dazu sollen nicht zuletzt die Marktposition bei Technologie und Marktdaten ausgebaut und weitere Partnerschaften mit Infrastrukturanbietern und Kunden in wachstumsstarken Bereichen und Regionen angestrebt werden. Als gute Basis für diese Neuorientierung wertet die Börse neben ihrer strategischen Aufstellung den guten Geschäftsverlauf im Berichtsjahr 2011. Den vorläufigen Ergebnissen nach sind die Umsatzerlöse um sechs Prozent auf 2,233 (2,106) Mrd. Euro gestiegen. Darüber hinaus erwirtschaftete das Unternehmen im Bankgeschäft Nettozinserträge in Höhe von 75,1 (59,4) Mill. Euro. Die 26-prozentige Steigerung wird darauf zurückgeführt, dass die Kundenbareinlagen in 2011 im Durchschnitt um 15 Prozent höher lagen und die EZB den Leitzins im April und im Juli 2011 vorübergehend um jeweils 0,25 Prozentpunkte angehoben hatte. Die sonstigen betrieblichen Erträge lagen 2011 bei 57,0 (61,0) Mill. Euro. In 2010 war ein einmaliger Ertrag von 10,7 Mill. Euro aus dem Verkauf der Beteiligung an Avox Ltd. enthalten, während 2011 der Verkauf einer Minderheitsbeteiligung an einer anderen Börse anfiel. Die Gesamtkosten lagen mit 1,217 (1,711) Mrd. Euro um 29 Prozent über dem Vorjahresniveau. Dabei waren in 2011 Kosten für Effizienzmaßnahmen in Höhe von 1,3 Mill. Euro und Kosten im Zusammenhang mit dem untersagten Zusammenschluss mit Nyse/Euronext in Höhe von 82,2 Mill. Euro enthalten. Der Rückgang der Gesamtkosten erklärt die Börse vor allem durch Sondereffekte aus dem Vorjahr 2010. Seinerzeit waren eine 453,3 Mill. Euro hohe nicht zahlungswirksame Wertminderung auf immaterielle Vermögenswerte im Zusammenhang mit der International Securities Exchange sowie 110,7 Mill. Euro an Kosten für Effizienzprogramme zu Buche geschlagen. Ohne Sondereffekte lagen die Gesamtkosten in 2011 bei 1,134 Mrd. Euro, was einem Rückgang um ein Prozent gegenüber den bereinigten Kosten in 2010 entspricht. Die volumenabhängigen Kosten beliefen sich nach Angaben der Börse im Berichtszeitraum auf 244,0 Mill. Euro, die operativen Kosten auf 973,3 Mill. Euro. Bereinigt um Kosten im Zusammenhang mit dem untersagten Zusammenschluss mit Nyse/Euronext und Kosten für Effizienzprogramme veranschlagt die Börse die operativen Kosten auf 889,8 Mill. Euro. Dass das Beteiligungsergebnis auf 3,6 (12,2) Mill. Euro zurückging wird mit einer Wertminderung in Höhe von 17,2 Mill. Euro im Zusammenhang mit einer Fünf-Prozent-Beteiligung an der Bombay Stock Exchange erklärt, die noch vor der globalen Finanzkrise eingegangen wurde. Dieser Effekt wird als größer eingestuft als die verbesserten Beiträge der Scoach Holding S. A., der Direct Edge Holdings LLC und der European Energy Exchange AG. Insgesamt erwirtschaftete die Gruppe ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 1,152 Mrd. Euro. Dies entspricht einem Anstieg von 118 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bereinigt um die Kosten im Zusammenhang mit dem untersagten Zusammenschluss mit Nyse/Euronext sowie Effizienzprogrammen, ergab sich ein EBIT von 1,235 Mrd. Euro, eine Steigerung gegenüber den bereinigten Vorjahreswerten von 13 Prozent. Das Finanzergebnis belief sich 2011 auf minus 1,3 Mill. Euro. Dies spiegelt vor allem Zinszahlungen für ausstehende Anleihen und einen nicht zahlungswirksamen und steuerneutralen Ertrag in Höhe von 77,4 Mill. Euro wider, der auf die Neubewertung der Aktienkomponente der Vereinbarung mit der Six Group über die vollständige Übernahme von Eurex zurückgeht. Dieser Ertrag, so der Hinweis der Börse, könnte im ersten Quartal 2012 durch einen Verlust kompensiert werden, falls der Aktienkurs der Deutsche Börse AG am Ende des ersten Quartals 2012 höher ist als Ende 2011. Der Zinsdeckungsgrad belief sich, bereinigt um Kosten im Zusammenhang mit dem untersagten Zusammenschluss mit der Nyse/Euronext und Kosten für Effizienzprogramme auf 19,0 in 2011. Die effektive Steuerquote der Gruppe ging, bereinigt um den steuerbefreiten Finanzertrag, auf 26,0 (26,9) Prozent in 2011 zurück. Der Anteil nicht beherrschender Gesellschafter am Jahresüberschuss, über den Gewinne und Verluste von Tochterunternehmen mit Minderheitsaktionären geteilt werden, fiel von 22,7 Mill. Euro im Geschäftsjahr 2010 auf minus 22,6 Mill. Euro im Geschäftsjahr 2011. Den Rückgang schreibt die Börse hauptsächlich dem ISE-Wertminderungsaufwand in 2010 zu. Der Konzern-Jahresüberschuss hat sich von 417,8 Mill. Euro in 2010 auf 848,8 Mill. Euro in 2011 mehr als verdoppelt. Bereinigt um die Einmaleffekte lag der Konzern-Jahresüberschuss 2011 bei 833,0 Mill. Euro. Dies entspricht einem Anstieg um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das unverwässerte Ergebnis je Aktie, auf Basis des gewichteten Durchschnitts von 185,8 Millionen ausstehender Aktien, stieg 2011 um 103 Prozent auf 4,57 (2,25) Euro. Bereinigt um Einmaleffekte lag das unverwässerte Ergebnis je Aktie bei 4,49 Euro, was einem Anstieg von 16 Prozent entspricht. Vor dem Hintergrund dieser Geschäftsentwicklung 2011 und der Kapital- und Liquiditätsausstattung der Gruppe schlägt der Vorstand der Deutsche Börse AG vor, die reguläre Dividende um zehn Prozent auf 2,30 Euro zu erhöhen und im Mai 2012 zusätzlich eine Sonderdividende in Höhe von 1,00 Euro auszuschütten. Diese Maßnahmen bedürfen aber noch der formellen Zustimmung des Aufsichtsrats, der nach Angaben der Börse allerdings bereits seine Unterstützung ausgedrückt hat, sowie der Aktionäre bei der Hauptversammlung am 16. Mai 2012. Darüber hinaus plant der Vorstand für das zweite Halbjahr 2012 Aktienrückkäufe im Umfang von bis zu [200]Mill. Euro. Das Unternehmen sieht sich mit diesen Maßnahmen im Einklang mit seinen Kapitalmanagementgrundsätzen, überschüssige Barmittel an die Aktionäre auszuschütten, sofern es die Entwicklung des operativen Geschäfts, sowie Investitions-, Liquiditäts- und Ratingüberlegungen erlaubt.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X