Gespräch des Tages

Ertragsrechnung - Neue Balance gesucht

Trotz gewisser Anzeichen für ein verbessertes Ergebnis vor Steuern der deutschen Kreditinstitute spricht die Deutsche Bundesbank in ihrem Ausblick für das Gesamtjahr 2013 von "verhaltenen Pespektiven". Konkret hat sie in ihrer turnusmäßigen Berichterstattung zur Ertragslage im Monatsbericht September 2013 eine deutliche Verschiebung der Zinsstrukturkurve am Kapitalmarkt ausgemacht, sieht angesichts einer Substitution von Bankkrediten durch alternative Finanzierungsformen die Spielräume für Neugeschäfte von der Kreditvergabe her eher als begrenzt an, verweist auf den Unsicherheitsfaktor einer wieder anziehenden Risikovorsorge und betont einmal mehr die Herausforderungen einer anhaltenden Niedrigzinsphase. Wie ernst gerade letzterer Einflussfaktor genommen wird, zeigt sich an der aktuellen Zinsumfrage bei der deutschen Kreditwirtschaft. Die Erhebung soll ein Bild davon verschaffen, welche Auswirkungen ein anhaltendes Niedrigzinsumfeld auf die Ertragslage der Institute haben würde, welche Folgen ein plötzlicher Zinsanstieg nach sich ziehen könnte und welche Rolle die Fristentransformation in der Ertragsrechnung spielt.

In ihrer detaillierten Würdigung der Ertragslage deutscher Kreditinstitute 2012 hat die Bundesbank ab 2007 einen tendenziell rückläufigen Anteil des zinsabhängigen Geschäftes an den operativen Erträgen der Kreditwirtschaft registriert. Nach Bankengruppen differenziert konnten unter den Kreditbanken die Großbanken dank deutlich gestiegener Erträge aus Gewinngemeinschaften sowie Gewinnabführungs- und Teilgewinnabführungsverträgen einen Anstieg des Zinsüberschusses um 2,82 Milliarden Euro auf 21,94 Milliarden Euro verbuchen, während die Regionalbanken ein Abschmelzen um 0,48 Milliarden Euro auf 12,69 Milliarden Euro verkraften mussten. Im Sparkassenlager traf der Rückgang des Zinsüberschusses die Landesbanken mit minus 1,85 auf 8,7 Milliarden Euro stärker als die Sparkassen (minus 0,51 auf 23,28 Milliarden Euro). Und in der Genossenschaftsorganisation konnten die beiden Zentralbanken ihr Zinsergebnis um 0,16 auf 1,4 Milliarden Euro erhöhen, und die Kreditgenossenschaften haben mit 16,36 (16,33) Milliarden Euro das Vorjahresniveau gehalten.

Für die Sparkassen errechnet die Bundesbank einen Anteil des Zinsüberschusses von 79,4 (79,6) Prozent an den operativen Erträgen, bei den Kreditgenossenschaften von 78,2 nach 78,0 Prozent. An der durchschnittlichen Bilanzsumme gemessen erreicht der Zinsüberschuss bei Letzteren 2,21 Prozent und bei den Sparkassen 2,12 Prozent. Als Anteil des Provisionsüberschusses an der durchschnittlichen Bilanzsumme hat die Bundesbank bei den Sparkassen wie bei den Kreditgenossenschaften jeweils 0,56 Prozent ermittelt. In absoluten Werten ist der Provisionsüberschuss bei den Sparkassen leicht auf 6,14 (6,18) Milliarden Euro gesunken und bei den Kreditgenossenschaften auf 4,11 (4,09) Milliarden Euro leicht gestiegen. Den Anteil an den gesamten operativen Erträgen der Primärinstitute der Verbünde sieht die Bundesbank mit 20,9 Prozent (Sparkassen) und 19,6 Prozent (Kreditgenossenschaften) wenig verändert.

Von dem Anstieg der Verwaltungskosten um 2,73 (auf 82,81) Milliarden Euro für alle Bankengruppen rechnet die Bundesbank im Berichtsjahr 2012 rund 0,7 Milliarden Euro der Bankenabgabe zu. Bei den Sparkassen mit plus 2,77 Prozent auf 19,25 Milliarden Euro ist die Steigerung ebenso überdurchschnittlich ausgefallen wie bei den genossenschaftlichen Primärbanken (plus 2,88 Prozent auf 13,77 Milliarden Euro). Misst man die Aufwand/Ertrag-Relation an den operativen Erträgen, liegen die Sparkassen mit 65,7 Prozent ebenso wie die Kreditgenossenschaften mit 65,8 Prozent schlechter als der Branchendurchschnitt von 64,2 Prozent.

Mit Blick auf die Eigenkapitalrentabilität profitieren die Primären beider Gruppen wie schon 2011 von dem Effekt der Umwidmung stiller Vorsorgereserven nach § 340 f HGB in offene Vorsorgereserven nach § 340 g HGB. Den Kreditgenossenschaften verhilft das im Berichtsjahr zu einer Eigenkapitalrentabilität von 15,73 (16,39) Prozent, den Sparkassen zu immer noch 12,99 (27,35) Prozent. Nicht zuletzt der regulatorischen Behandlung wegen ist nicht ab sehbar, wie sich die Primärinstitute der Verbünde in dem von der Bundesbank skizzierten Spannungsfeld zwischen Rentabilitätsansprüchen, Liquiditätserfordernissen und einer nachhaltigen Tragfähigkeit der Geschäftsmodelle schlagen werden. Letztlich dürfte die allgemein angemahnte Verbesserung der Kosteneffizienz in beiden Fällen aber wesentlich von einer klugen Arbeitsteilung im Verbund abhängen.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X