Zahlungsverkehr

Falschgeldlage in Deutschland - 2011 besonders positiv

In den nunmehr zehn Jahren seit Einführung des Euro-Bargeldes ergibt sich in Bezug auf die Falschgeldproblematik in Deutschland im Zeitablauf ein recht unterschiedliches Bild. So stiegen die Zahlen der gefälschten Euro-Banknoten in den ersten Jahren stark an und erreichten im Jahr 2004 mit über 80000 Stück einen bisherigen Höhepunkt. Fachleute konnte diese Entwicklung indes nicht überraschen. Schließlich war der Euro aufgrund der in den ersten Jahren notwendigen Eingewöhnung in der Bevölkerung und seiner weiten Verbreitung auch für die Fälscher attraktiv. Vor dem Hintergrund wachsender Vertrautheit mit den neuen Zahlungsmitteln ist auch der starke Rückgang in den Jahren bis 2007/2008 durchaus plausibel.

Starke Schwankungen im Falschgeldaufkommen

Auf den ersten Blick erstaunlich ist das erneute Ansteigen bis ins Jahr 2010. Dies zeigt einerseits, dass auch die Fälscher hinzulernen und in der Lage sind, täuschungsfähige Fälschungen in Umlauf zu bringen. Gleichzeitig verdeutlicht diese Entwicklung aber auch, dass ständig ein hohes Maß an Aufmerksamkeit auf Seiten aller Beteiligten (Bevölkerung, Banken, Einzelhandel, Notenbanken und andere) erforderlich ist, um den Fälschern wirkungsvoll entgegen zu treten.

Im Jahr 2011 schließlich zeichnete sich ein besonders positives Bild. Nie zuvor wurde in einem Jahr seit 2002 so wenig Falschgeld von der Bundesbank im Zahlungsverkehr registriert wie im vergangenen Jahr. Mit rund 39000 falschen Banknoten im Gegenwert von 2,1 Millionen Euro hat sich das Aufkommen gegenüber dem Spitzenjahr 2004 mehr als halbiert.

Ursachen für die bisherige Entwicklung

Eine wichtige Ursache für diesen positiven Trend, ist sicherlich der Arbeit der Strafermittlungs- und der Strafverfolgungsbehörden und deren Einsatz gegen die Verteiler des Falschgeldes in Deutschland zuzuschreiben. So war die rückläufige Entwicklung des Falschgeldaufkommens in den Jahren 2006 sowie 2011 jeweils mit Ermittlungserfolgen gegen gut organisierte Verteilerringe, deren Mitglieder in Deutschland in der Regel zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt werden, verbunden. Leider war damit das Problem jedoch nicht aus der Welt. Vielmehr wichen die Täter und ihre Hintermänner, die zumeist der organisierten Kriminalität zuzuordnen sind, teilweise auf andere Länder aus, in denen sie einen geringeren Ermittlungsdruck beziehungsweise weniger harte Strafen als in Deutschland erwarteten.

Noch viel deutlicher wird dies bei der Herstellung von Falschgeld. Bislang ist keine Fälscherwerkstatt von überregionaler Bedeutung in Deutschland bekannt geworden. Das bedeutet, dass Fälschungen erst aus dem Ausland eingeschleust werden müssen, um hier in Umlauf gebracht zu werden.

Kaum ein Risiko für die Bevölkerung

Rechnerisch kommt in Deutschland jeder Bürger nur einmal in 2000 Jahren mit Falschgeld in Berührung. Das Risiko für die Bevölkerung ist sogar noch niedriger, wenn man bedenkt, dass Fälscher insbesondere über Käufe im Einzelhandel versuchen, ihre Produkte an den Mann zu bringen, um echtes Wechselgeld zu erhalten. Über 90 Prozent der Fälschungen fielen im Jahr 2011 auf die Nominale zu 20, 50 und 100 Euro, wobei Fälschungen der 50 Euro-Banknote mit 42 Prozent den höchsten Anteil hatten.

Genau hier setzt die Bundesbank in ihrer Falschgeldprävention an. Diese richtet sich deshalb in erster Linie auf die Falschgelderkennung im Einzelhandel als "First Line of Defence". Ist diese Hürde besonders hoch, werden die Täter entweder durch gut geschultes Kassenpersonal in ihrem Tun abgeschreckt oder setzen sich einem hohen Risiko aus, mit dem Falschgeld aufzufallen und dingfest gemacht zu werden.

Falschgeldprävention durch die Deutsche Bundesbank

Die Bundesbank führt deshalb Jahr für Jahr Hunderte von unentgeltlichen Schulungsveranstaltungen durch, in denen die Sicherheitsmerkmale der Banknoten erläutert und die charakteristischen Unterschiede von falschen zu echten Noten anhand von Beispielen aufgezeigt werden. Mit einem sehr praxisorientierten Ansatz treten unsere Dozenten seit diesem Jahr auch verstärkt an Berufsschulen heran, um das zukünftige Personal des Einzelhandels sowie des Hotel- und Gastronomiegewerbes für Falschgeld zu sensibilisieren.

Dasselbe Angebot stellt die Bundesbank auch für Kassierer der Kreditinstitute bereit. Dabei werden insbesondere auch die Anforderungen der Europäischen Zentralbank über die Prüfung der Echtheit und Umlauffähigkeit und über die Wiederausgabe der Euro-Banknoten (EZB/2010/14) sowie deren nationale Umsetzung berücksichtigt.

Kontinuierliche Fortentwicklung der Sicherheitsmerkmale erforderlich

Die gegenwärtig sehr positive Entwicklung der Falschgeldlage darf nicht zu einer falschen Zufriedenheit oder sogar Sorglosigkeit verleiten. Wie die Vergangenheit zeigt, kann sich der rückläufige Trend sehr schnell wieder drehen. Um alle Beteiligten wirksam zu schützen, ist es deshalb erforderlich, Banknoten mit Merkmalen auszustatten, die sie auch von hochwertigen Nachahmungen leicht unterscheidbar machen. Nachdem auch die Fälscher ihre Techniken ständig fortentwickeln ist deshalb von Zeit zu Zeit eine Anpassung der Banknoten erforderlich.

Das Eurosystem wird deshalb in den nächsten Jahren die aktuell im Umlauf befindlichen Geldscheine durch sicherungstechnisch aufgewertete Banknoten ersetzen. Die Euro-Banknoten werden deshalb auch in Zukunft ein sehr sicheres Zahlungsmittel sein, in das alle am Zahlungsverkehr Beteiligten ein hohes Maß an Vertrauen haben können.

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