Bilanzen

Die Großsparkassen 2009/2010 - Bilanzverkürzung und Risikobegrenzung

Keinerlei Änderung hat es im Berichtsjahr 2009 unter der Zusammensetzung der an der Bilanzsummen gemessenen 24 größten Sparkassen in Deutschland gegeben. Und auch die Rangliste der betrachteten Sparkassen hat sich lediglich im "Mittelfeld" zwischen den Positionen 9 und 22 ein wenig verschoben (siehe Tabelle Seite 1295). Immerhin elf der betrachteten Großsparkassen weisen allerdings einen Rückgang der Bilanzsumme aus, und bei zweien ist sie nahezu konstant geblieben (Oldenburg) beziehungsweise nur leicht gestiegen (Bremen). Am stärksten rückläufig war die Bilanzsumme bei der Sparkasse Pforzheim-Calw (minus 5,9%), der Naspa (5,0%), der Kreissparkasse Heilbronn (minus 4.9%) der Sparkasse Essen (minus 4,5%) sowie bei der Sparkasse Aachen (minus 4,0%). Unter diesen genannten Sparkassen hatte die Verkürzung der Bilanz allein bei der Naspa keine Auswirkung auf die Rangfolge. Die vier anderen Häuser sind um einen, zwei oder drei Plätze nach hinten gerutscht.

Um jeweils zwei Plätze nach vorne gerückt sind mit der Ostsächsischen Sparkasse in Dresden und der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam zwei Institute aus den neuen Bundesländern. Von den Volumina her resultiert die Bilanzausweitung in Dresden maßgeblich aus der Ausweitung des Interbankengeschäftes (Forderungen an Kreditinstitute plus 15,1% oder 546,50 Mill. Euro auf 4,156 Mrd. Euro, Bankengelder plus 38,8% oder 681,15 Mill. Euro auf 2,437 Mrd. Euro). In Potsdam konnten insbesondere die Kundeneinlagen noch einmal um 5,1% oder 347,25 Mill. Euro aufgestockt werden. Mit 7,125 Mrd. Euro decken sie damit 82,24% der Bilanzsumme ab - ein Wert, der in keinem der anderen betrachteten Sparkassen erreicht wird. Über 80% liegen bei dieser Kennziffer freilich auch die Kreissparkasse München-Starnberg und die Sparkasse Dortmund.

Landesbanken, Lehman und vermögende Privatkunden - unter anderem um diese drei Bereiche drehte sich ein Großteil des Geschehens bei den 24 größten Sparkassen des Landes in den zurückliegenden Monaten. Etwa hatten viele der bayerischen Sparkassen unter der Krise der Bayerischen Landesbank (Bayern-LB) zu leiden. In dieser Gegenüberstellung sind die Stadtsparkasse München, die Kreissparkasse München-Starnberg oder die Sparkasse Nürnberg besonders davon betroffen. Das nach Bilanzsumme fünftgrößte deutsche S-Primärinstitut im Münchener Stadtgebiet musste 2009 erneut knapp 29 Mill. Euro deswegen abschreiben (siehe auch Kreditwesen 24-2009). Davon entfielen 23 Mill. Euro auf die direkte Beteiligung und 6 Mill. Euro auf die stille Einlage bei der Bayern-LB. Letztere wurde so um ein Viertel auf 32 Mill. Euro wertberichtigt, heißt es von der Sparkasse. Dies sei notwendig geworden, weil die stillen Einlagen am Jahresverlust der Bayern-LB beteiligt werden. Bei der etwas kleineren, benachbarten Kreissparkasse München-Starnberg waren die erneuten Belastungen durch die Landesbank - gemessen am nahezu verdoppelten Betriebsergebnis - einfacher zu verkraften.

Unter dem Ausfall der Zinszahlungen der Bayern-LB litt unter den hier besprochenen Instituten auch die Sparkasse Nürnberg, die zusammen mit der Stadtsparkasse in der bayerischen Hauptstadt am stärksten bei der Landesbank engagiert ist. Insgesamt beliefen sich die Belastungen dabei auf 18 Mill. Euro: Zum einen musste eine Wertminderung von 9,8 Mill. Euro auf die stillen Einlagen bei der Bayern-LB verbucht werden. Den Ausfall der Dividende und der Zinsen auf die stillen Einlagen beziffert die Sparkasse zum anderen auf rund 8 Mill. Euro. Demgegenüber habe die direkte Beteiligung an der Landesbank nicht weiter abgeschrieben werden müssen. In Nürnberg hatte man den Wert des Anteils im Jahr 2008 um 36 Mill. Euro reduziert, sodass im vergangenen Jahr keine weitere Abwertung notwendig war. Im Rahmen der Ende 2008 beschlossenen Kapitalspritze durch das Bundesland wurde der Anteil der bayerischen Sparkassen an der Landesbank von rund 6% auf 4,18% verringert.

Dass die WestLB - auch nach der Ende 2009 gefundenen und mittlerweile umgesetzten Lösung der Aufspaltung in eine "Good Bank" und in eine "Bad Bank" - für die beteiligten Institute noch einige Zeit ein Thema bleiben wird, hat die Sparkasse Münsterland Ost als größte im Gebiet des Sparkassenverbands Westfalen-Lippe deutlich gemacht. Als Miteigentümer bilde man ab 2010 jährlich Rücklagen in Höhe von rund 6 Mill. Euro für den Fall, dass Risiken bedient werden müssen. Bei der benachbarten Sparkasse Essen, die dem Rheinischen Sparkassen- und Giroverband (RSGV) angehört, sind es immerhin noch 3Mill. Euro, die pro Jahr eingespart werden müssen. In Zeiten generell guter Ertragslagen dürfte dies zwar zu ertragen sein. Dennoch verdeutlicht es, wie dringend eine Stärkung des Landesbankensektors gebraucht wird. Die Eigentümer der Landesbank hatten sich Ende 2009 darauf verständigt, dass die Sparkassen ihre Haftungssumme über einen Zeitraum von bis zu 20 Jahren ansparen dürfen.

Auch bei der seit Jahren angeschlagenen Nassauischen Sparkasse (Naspa) in Wiesbaden, die mit Beteiligungen, stillen Einlagen und Genussscheinen bei mehreren Landesbanken engagiert ist, haben diese für eine Ergebnisbelastung im Jahr 2009 geführt. Wertberichtigungen in Höhe von 10 Mill. Euro mussten durchgeführt werden, weil die angeschlagenen Institute etwa aufgrund hoher Griechenland-Exposures ihre Zinsen nicht zahlen können. Betroffen war die Sparkasse dabei von der schlechten Entwicklung bei der LBBW, der WestLB sowie der Bayern-LB. Darüber hinaus belastete die Abschreibung der Beteiligung an der LB Berlin das Ergebnis: Der Anteil von 1,18% an der Bank machte sich mit 3,7 Mill. Euro negativ bemerkbar. Auf "null" abgeschrieben habe man auch die Beteiligung am gemeinschaftlichen Spar-kassen-Broker S-Broker.

Mit einem kleinen Gewinn hat übrigens die Ende 2008 vom Sparkassenverband Hessen-Thüringen (SGVHT) übernommene Naspa Dublin das vergangene Geschäftsjahr abgeschlossen. Vor Jahresfrist waren die potenziellen Belastungen der Gruppe aus dem 4,2 Mrd. Euro schweren Wertpapierportfolio der ehemaligen irischen Kapitalmarkttochter der Naspa auf bis zu 100 Mill. Euro beziffert worden.

Auch wenn die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers bereits Jahre zurückliegt, mussten sich mehrere der 24 größten deutschen Institute bis ins laufende Jahr mit ihren Konsequenzen auseinandersetzen. Etwa die Hamburger Sparkasse: So hatte erstmals das Landgericht Hamburg Mitte Juni 2009 in erster Instanz Schadenersatzklagen von Anlegern mit Lehman-Zertifikaten gegen die größte deutsche Sparkasse stattgegeben. In den Einzelfällen wurde den Klägern mit der Begründung Recht gegeben, das Institut habe nicht ausreichend darüber aufgeklärt, dass die Zertifikate nicht durch die Einlagensicherung geschützt seien und die Haspa eine Marge verdiene. Das Hanseatische Oberlandesgericht (OLG) wies die Schadenersatzklagen im April 2010 in zweiter Instanz ab und hob damit die Entscheidungen des Landgerichts Hamburg auf.

Zudem stand und steht die Haspa politisch im Rampenlicht. Hintergrund ist eine Novelle zum regionalen Sparkassengesetz: Die Sparkassen in Schleswig-Holstein können künftig Stammkapital bilden und landesfremde Mitglieder der Sparkassenfamilien mit bis zu 25,1 Prozent beteiligen. Von Bedeutung ist, dass Beteiligungen nicht nur kommunalen Sparkassen, sondern auch Instituten mit "vergleichbaren" Trägern eingeräumt wurden - wie etwa die Haspa Finanzholding, die in der Rechtsform einer Stiftung alten Hamburger Rechts firmiert und die Anteile an der größten deutschen Sparkasse hält. Die Trägergesellschaft ist zudem bereits an den vier freien Sparkassen in Schleswig-Holstein minderheitlich beteiligt. Weil weiterhin unklar ist, ob die Haspa Holding aufgrund ihres besonderen rechtlichen Status ein öffentlich-rechtliches Institut ist, wird mancherorts in der S-Gruppe befürchtet, dass sich auch andere, private Banken einklagen könnten.

Auch in Frankfurt hatte man sich in den vergangenen Monaten mit den Folgen der Lehman-Insolvenz zu beschäftigen. Insgesamt nahm der absolute Großteil der knapp 5 000 bei der Fraspa betroffenen Kunden das Angebot der Sparkasse an, die Zertifikate zu 50 Prozent des Nominalwerts abzukaufen und so eine Entschädigung zu leisten. Das Vorgehen entspricht damit in weiten Teilen dem der Hamburger Sparkasse. Die Sparkasse Hannover hat ihren rund 1000 betroffenen Anlegern in einem ähnlichen System eine Entschädigung von bis zu 75 Prozent gezahlt, was mit einem Aufwand von gut 18 Mill. Euro verbunden war. Vertrieben wurden die Lehman-Papiere in Deutschland unter anderem durch die Citibank, die Dresdner Bank sowie die Sparkassen in Hamburg, Hannover und Frankfurt. Deutschlandweit sind etwa 40000 Anleger betroffen.

Hervorgegangen - über Umwege - aus der mittlerweile zur Landesbank Hessen-Thüringen gehörenden Fraspa ist am 1. September dieses Jahres die (neue) Frankfurter Bankgesellschaft Privatbank gestartet. In Letzterer hat die Helaba ihre Privat-Banking-Aktivitäten gebündelt. Das Institut ist aus der zu 100% im Besitz der Helaba befindlichen LB (Swiss) Privatbank AG in Zürich entstanden, die alle Anteile der alten Frankfurter Bankgesellschaft von 1899 übernommen hat. Die alte Frankfurter Bankgesellschaft wiederum hatte alle Anteile der Helaba Trust übernommen und auf sich verschmolzen. Die Führung der neuen Gruppe liegt nun bei der LB (Swiss) Privatbank, die inzwischen unter Frankfurter Bankgesellschaft (Schweiz) AG firmiert. Die (alte) Frankfurter Bankgesellschaft ist die 1969 gegründete und 2000 umfirmierte ehemalige Bankenunion. Den neuen Namen hatte die Fraspa von der Oetker-Gruppe gekauft. An der Bankenunion beziehungsweise der späteren Frankfurter Bankgesellschaft waren bis zum Jahr 2007 neben der Frankfurter Sparkasse auch eine Südtiroler und eine italienische Sparkasse beteiligt.

Die Geschäftsjahre 2009 und 2010 der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam standen im Licht der Eingliederung der zuvor defizitären Weberbank, die im Mai 2009 von der WestLB AG erworben wurde. Da im Jahr 2010 merkliche IT-Umstellungskosten und Restrukturierungsaufwendungen notwendig waren, erwartet man bei dem Potsdamer Institut erst für 2012 einen nachhaltigen Ertrag von der neuen Tochter. Um in die Gewinnzone zurückzukehren, soll die Weberbank im Back Office den gleichen industriellen Strukturen folgen wie die Potsdamer Mutter mit einer Cost Income Ratio von unter 50% sieht diese im Betriebsvergleich der Sparkassen seit Jahren bundesweit im Spitzenfeld.

Zudem hat die MBS eine neue Vertriebsstrategie gestartet. Nachdem es nach dem Ausstieg der Nord-LB aus der Berenberg Bank (siehe auch Kreditwesen 21-2010) in der S-Finanzgruppe "so gut wie keine" Privatbank mehr gebe, wurde ein klares Angebot an alle vermögenden Sparkassenkunden bundesweit gemacht, zur Berliner Weberbank zu wechseln. Möglicher Ärger lauert auch weniger im übrigen Bundesgebiet, sondern in der Hauptstadt selbst. Hier hat die mittlerweile dem DSGV gehörende Landesbank Berlin (LBB) ähnliche Ambitionen geäußert.

Nicht minder im Rampenlicht ist die Sparkasse Köln-Bonn ins Visier der Brüsseler Behörden geraten. Als Sanierungsfall hatte sie finanzielle Hilfen der kommunalen Eigentümer in Höhe von 350 Mill. Euro und des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbands (RSGV) in Höhe von 300 Mill. Euro bekommen. Deren Rechtmäßigkeit wurde nicht zuletzt auf eine Beschwerde des Bundesverbands deutscher Banken (BdB) hin überprüft. Zwar hat die Kommission die Finanzspritze Ende September dieses Jahres formal abgesegnet. Allerdings wurde der Beihilfestreit mit Auflagen beendet. Dazu gehören insbesondere eine Stärkung des Eigenkapitals und eine Verbesserung der Corporate Governance. Gemäß Umstrukturierungsplan muss sich die Bank künftig auf Dienstleistungen für Privatkunden sowie kleine und mittlere Unternehmen konzentrieren, sich aus anderen Geschäftssegmenten zurückziehen und nicht zum Kerngeschäft gehörende Tochtergesellschaften und Beteiligungen veräußern.

Intern ist die nach Bilanzsumme zweitgrößte Sparkasse Deutschlands weiterhin mit der Aufarbeitung ihrer jüngeren Vergangenheit beschäftigt. Unter anderem macht sie nach eigenen Angaben zivilrechtliche Ansprüche gegen den früheren Vorstandsvorsitzenden Gustav Adolf Schröder und den ehemaligen Verwaltungsratsvorsitzenden Dr. Rolf Bietmann geltend. Es geht um Schadensersatzansprüche in Höhe von zwei Millionen Euro. Auslöser dieses Schrittes sei ein Prüfbericht der Innenrevision aus dem Frühjahr 2009 sowie weitere aktuelle Ermittlungsunterlagen. Diese lägen nun mit dem Ergebnis vor, dass beide gemeinsam zulasten und damit zum Nachteil der Sparkasse gehandelt haben. Im Kern geht es um einen im Jahr 2005 geschlossenen Beratervertrag mit Dr. Bietmann und um in diesem Zusammenhang getroffenen Vereinbarungen.

Auch die benachbarte Stadtsparkasse Düsseldorf hatte in den vergangenen Jahren mit Unstimmigkeiten auf der Vorstandsebene umzugehen. Konsequenz war unter anderem ein weitreichender strategischer Umbau, der im Jahr 2009 erste Auswirkungen hatte. So wurde im Rahmen des Programms "Nachhaltigkeit 2013" etwa das Firmenkundengeschäft neu ausgerichtet: Das S-Institut konzentriert sich nunmehr stärker auf den gewerblichen Mittelstand in der Region. Großengagements außerhalb dieses Gebiets wurden dementsprechend reduziert und syndiziert. Zudem hat die Sparkasse ihr Kreditportfolio nach Branchen und Größenklassen stärker diversifiziert, um Klumpenrisiken abzubauen. Darüber hinaus wurden im Asset Management Aktienrisiken in Eigenanlagen reduziert, so die Bank. Als Ziel der Zinsbuchsteuerung soll künftig mehr Augenmerk darauf verwandt werden, dass Zinsänderungsrisiken weniger volatil ausfallen und nicht mehr so stark wie bisher auf die Gewinne durchschlagen. Das Strategieprogramm enthält auch eine Verbesserung der Vertriebsstrukturen im Privatkundengeschäft, die seit Mitte des laufenden Jahres umgesetzt wird.

Im Geschäftsgebiet des OSGV konnten zwei der größten Sparkassen im Berichtsjahr 2009 eine deutliche Lageverbesserung vermelden. Dominant bei der Ostsächsischen Sparkasse Dresden ist zwar wie schon in den Vorjahren das mit einem Volumen von fast 7 Mrd. Euro gewaltige und mithin "systemrelevante" Depot A (siehe auch Kreditwesen 24-2009). Anders als im vorangegangenen Jahr, in dem eine schwarze Null nur durch einen tiefen Griff in die Reserven erreicht werden konnte, wurden Letztere 2009 dank hoher Zuschreibungen allerdings um rund 90 Mill. Euro gestärkt. Davon entfielen allein 72 Mill. Euro auf die Reservendotierung nach 340f und 340g HGB im Bewertungsergebnis.

Nordwestlich von Dresden konnte die Sparkasse Leipzig im Geschäftsjahr 2009 den verbliebenen Verlustvortrag aus dem Jahr 2007 tilgen. Zum einen lagen Bewertungen im Kreditgeschäft mit 19 Mill. Euro unter dem Wert des vorangegangenen Jahres. Während nach der Lehman-Pleite Wertpapiere im Umfang von knapp 47 Mill. Euro abgeschrieben werden mussten, konnten 2009 zum anderen Wertaufholungen von nahezu 27 Mill. Euro vorgenommen werden. Die zweitgrößte Sparkasse in Ostdeutschland sieht 2009 auch ihre zuvor angekündigte Neuausrichtung als erfolgreich abgeschlossen an: Kern dieses Wandels sei eine konservativere Geschäfts- und Anlagestrategie gewesen, die statt auf strukturierte Produkte sowohl im Kundengeschäft als auch bei der Eigenanlage im Depot A auf sichere Staatsanleihen aus EU-Kernländern, Rentenpapiere oder Pfandbriefe setzt.

Betrachtet man die Ertragsrechnung der 24 größten Sparkassen verläuft die Entwicklung des Zinsüberschusses anders als man es dem ersten Eindruck nach vermuten würde. Denn immerhin neun (Vorjahr sieben) Institute haben in dieser mit weitem Abstand wichtigsten Ertragsposition einen Rückgang zu verkraften, obwohl die Bundesbank der Gruppe als Ganzes einen spürbaren Zuwachs des Zinsgeschäftes bescheinigt hat. In ihrer traditionellen Betrachtung zur Ertragsrechnung hatte die Notenbank diesen Ertragsschub nicht zuletzt auf das günstige Umfeld zur Fristentransformation zurückgeführt.

Mit wenigen Ausnahmen, wie beispielsweise den Sparkassen in Krefeld und Nürnberg, die im Zinssaldo die stärksten Einbußen verzeichneten, resultiert der Rückgang des Zinsüberschusses bei den restlichen sieben Häusern aus deutlich geringeren laufenden Erträgen. Besonders stark gefallen sind die laufenden Erträge bei der Sparkasse Essen, der Ostsächsischen Sparkasse Dresden und der Kreissparkasse Heilbronn. Zum Teil mag diese Entwicklung mit dem Einsatz von Spezialfonds im Depot-A Management zusammenhängen. Denn mit diesem Instrument lässt sich durch die Gestaltung der Ausschüttungspolitik in guten Bankenjahren bis zu einem gewissen Grad die Ertragsentwicklung dämpfen, sprich Reserven bilden, die dann in schlechteren Zeiten durch Auflösung der Reserven im Spezialfonds wieder zugunsten der Ertragsentwicklung aufgelöst werden können.

Die Kreissparkasse Heilbronn nennt zudem als eine der Belastungen der laufenden Erträge ausdrücklich die deutlich rückläufigen Erträge aus der Beteiligung an der LBBW. Folgewirkungen aus den Stützungsmaßnahmen beziehungsweise der schwierigen Lage einiger Landesbanken hatten wie schon im Berichtsjahr 2008 auch bei einigen anderen Großsparkassen Auswirkungen auf die Ertragslage. So hat beispielsweise die Sparkasse Nürnberg den leichten Rückgang des Zinsüberschusses anlässlich ihrer Bilanzberichterstattung 2009 nicht zuletzt auf die Belastungen durch die Bayern-LB zurückgeführt, sprich den Ausfall von Dividende und der Zinsen auf die stillen Einlagen. Tendenziell betroffen von solchen Auswirkungen sind die Sparkassen im Bereich der vier Landesbanken, über die auch in Brüssel im Zuge von Beihilfeverfahren verhandelt wird oder wurde, also die Bayern-LB, die HSH-Nordbank, die LBBW und die WestLB.

Dass die Mehrzahl, nämlich zwei Drittel, der hier betrachteten Großsparkassen Einbußen beim Provisionsüberschuss hinnehmen musste, ist angesichts der Entwicklung dieser GuV-Komponente im gesamten deutschen Kreditgewerbe keinesfalls überraschend. Die mit minus 17,3% besonders betroffene Fraspa nennt geringere Ergebnisse aus dem Wertpapierkommissionsgeschäft als wesentliche Ursache des Rückgangs, wobei das Ausmaß auch noch mit der Neuordnung der Arbeitsteilung mit der Muttergesellschaft Helaba zu tun haben mag. Das rückläufige Wertpapiergeschäft führen neben der Haspa (minus 12,0) auch noch viele andere Häuser als Grund für den spürbaren Einbruch im Provisionsgeschäft an. Für den Sparkassensektor insgesamt, so rückt die Bundesbank die Dimensionen zurecht, sind die Ertragseinbußen in dieser GuV-Position weit weniger dramatisch ausgefallen als im gesamten deutschen Kreditgewerbe. Ebenso wie bei den genossenschaftlichen Primärbanken deckt der Provisionsüberschuss mit gut 20% aber auch nur einen unterdurchschnittlichen Anteil der Überschüsse im operativen Geschäft ab.

In der Ertragsrechnung der Notenbank umfasst Letzteres neben dem Zins- und Provisionsgeschäft die sonstigen betrieblichen Erträge und Aufwendungen sowie das Nettoergebnis aus Finanzgeschäften. Dieser Eigenhandel ist im Berichtsjahr in allen betrachteten Großsparkassen positiv ausgefallen, wenngleich er in acht Instituten gegenüber dem Vorjahr rückläufig war. Eine große Bedeutung für die Ertragslage hat diese Komponente bei den Großbanken wie bei den Sparkassen allgemein allerdings nicht. Für die Bankengruppe als Ganzes veranschlagt die Bundesbank den Anteil an den Überschüssen im operativen Geschäft auf lediglich 0,6%. In der Kennzahlentabelle der Großsparkassen wird der Eigenhandel am Betriebsergebnis gemessen. Der Tendenz nach verdeutlicht auch dieser Quotient die vergleichsweise geringe Bedeutung dieser Ertragskomponente bei den Großsparkassen.

Lediglich bei der Kreissparkasse Köln (20,26%), der Sparkasse Pforzheim Calw (16,67%), der Haspa (14,83%) sowie der Bremer Sparkasse (10,16%) werden im Berichtsjahr Größenordnungen erreicht wie sie insbesondere im Lager der Kreditbanken keine Seltenheit sind. Sofern bei anderen Großsparkassen in den vergangenen Jahren vergleichbare Werte erreicht wurden, lag das häufig mehr an einer verhaltenen Entwicklung des Betriebsergebnisses (siehe Beispiel Leipzig im Jahre 2008) als an einem besonders starken Eigenhandel. In aller Regel bleibt die betrachtete Quote bei den Großsparkassen mehr oder weniger deutlich unter der Zehn-Prozent-Marke oft sogar unter 5%.

Auch ohne die Anteile des Saldos der sonstigen betrieblichen Erträge und Aufwendungen im Einzelnen ermittelt zu haben, fällt es schwer abzuschätzen, inwieweit deren Gewicht im Lager der Großbankenhöher ist als die von der Bundesbank für die Sparkassen allgemein ermittelten 0,3% an den operativen Erträgen. Genau bei der Hälfte der hier betrachteten Sparkassen fällt der Saldo jedenfalls positiv aus. Und vergleichsweise häufig zeigt sich ein Swing in die eine oder andere Richtung. Diese Ertragskomponente, so lässt sich sagen, weist eine hohe Volatilität auf.

Der Blick auf den Rohertrag zeigt bei immerhin neun Sparkassen einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Angefangen von Hannover, Dresden, Bremen und Calw bis hin zu Münsterland Ost, Essen, Krefeld und Heilbronn korrespondiert das im Wesentlichen mit jenen Instituten, die einen Rückgang beim Zinsüberschuss zu verzeichnen hatten. Lediglich in Nürnberg wurde dieser durch einen stärkeren Zuwachs beim Provisionsüberschuss überkompensiert. Umgekehrt reichte bei der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam der Zuwachs beim Zinsüberschuss nicht aus, um den Rückgang beim Provisionsüberschuss aufzufangen.

Der allgemeine Verwaltungsaufwand, so konstatiert die Deutsche Bundesbank für die hiesige Kreditwirtschaft als Ganzes, ist im Berichtsjahr 2009 "erstmals seit Jahren" wieder "deutlich" gestiegen. Für die hier betrachteten Großsparkassen gilt diese Feststellung nur bedingt, denn in immerhin 14 der Institute konnten die Verwaltungsaufwendungen zurückgeführt werden. Und in neun dieser Häuser konnten dabei sowohl die Personal- als auch die Sachkosten gesenkt werden.

Besonders vorangetrieben wurde der Kostenabbau in der Sparkasse Köln-Bonn. Nicht zuletzt durch das im Berichtsjahr schon anstehende und dann letztlich Ende September 2010 abgeschlossene Beihilfeverfahren der EU-Kommission hatte die Sparkasse schon für das Jahr 2009 ein Restrukturierungsprogramm aufgestellt, das bis zum Jahr 2014 zu einem Mitarbeiterabbau um rund 1000 Beschäftigte und zu einer Reduktion der Bilanzsumme auf dann 29 Mrd. Euro führen soll. Mit einer Rückführung der Verwaltungskosten um 15,4% auf 453,74 Mill. Euro im Berichtsjahr 2009 sieht sich die Sparkasse Köln-Bonn dabei auf dem richtigen Weg. Noch stärker als der Abbau der Personalkosten (minus 4,1% auf 253,18 Mill. Euro) wurde dabei die Senkung der Sachkosten vorangetrieben (minus 27,1% auf 191,57 Mill. Euro). Nimmt man in der Kennzahlentabelle den Anteil der Personalkosten am Zinsüberschuss, liegt die Sparkasse Köln-Bonn damit im Vergleich der anderen Großsparkassen mit 54,00% immer noch in den oberen Regionen. Und auch mit dem Anteil der Sachkosten am Zinsüberschuss bewegt sie sich mit ihren 96,77 (116,18)% im oberen Spektrum.

Als besonders erfolgreich in der Rückführung der Sachkosten erwiesen sich im Berichtsjahr die Sparkasse Nürnberg (minus 12,2% auf 53,21 Mill. Euro) sowie die Kreissparkasse Heilbronn (minus 11,3% auf 27,44 Mill. Euro). Letztere nennt geringere Bauaufwendungen nach Beendigung der Sanierungsarbeiten an der Hauptstelle sowie reduzierte IT-Aufwendungen als Folge der Fusion der Rechenzentren als Ursache. In Nürnberg wird ebenfalls auf deutliche Kostenreduzierungen bei IT-Dienstleistungen sowie auf bereits in den Vorjahren vorgenommene Vorsorgemaßnahmen für die Gebäudeinstandhaltung verwiesen. Dass sich die Sachkosten bei der Kreissparkasse Ludwigsburg gleich um 10% erhöht haben, wird umgekehrt auf gestiegene Erhaltungsaufwendungen von betrieblichen Gebäuden zurückgeführt.

Unter den zehn Sparkassen mit gestiegenen Verwaltungskosten haben sechs Institute sowohl höhere Personal- als auch Verwaltungsaufwendungen. Mit einem besonders starken Anstieg der Personalkosten fallen dabei die Sparkasse Hannover (plus 19,4% auf 137,73 Mill. Euro), die Sparkasse Oldenburg (plus 13,7% auf 82,86 Mill. Euro) und die Stadtsparkasse Düsseldorf (plus 10,7% auf 128,85 Mill. Euro) auf. Eine Sonderzahlung zur Ausfinanzierung der Rentenverpflichtungen gegenüber den bei der Emdener Zusatzversorgungskasse für Sparkassen versicherten Rentnern der ehemaligen Kreissparkasse Hannover wird dabei in Hannover maßgeblich für diesen Anstieg verantwortlich gemacht (14 der gut 22 Mill. Euro zusätzlichen Aufwendungen). Auch die Landessparkasse Oldenburg hat zur Schließung der Deckungslücke beim Altrentenbestand im Berichtsjahr eine Sonderzahlung an die ZVK Emden geleistet. Und die Bildung von Rückstellungen für zukünftigen Versorgungsaufwand wird auch bei der Stadtsparkasse Düsseldorf als Treiber der Personalkosten genannt.

Die Entwicklung des Teilbetriebsergebnisses und des Rohertrags läuft in der Mehrzahl der Sparkassen parallel. 14 Sparkassen weisen hier eine im Vergleich zum Vorjahr positive Entwicklung aus, bei zehn hat sich das Teilbetriebsergebnis vermindert, am stärksten bei den Sparkassen in Hannover und Krefeld. Abweichungen gab es lediglich in drei Häusern. In der Landessparkasse zu Oldenburg wie in der Stadtsparkasse München kehrte sich das Plus beim Rohertrag (3,5% beziehungsweise 4,3%) durch die vergleichsweise hohen Verwaltungsaufwendungen in ein Minus von 6,0% beziehungsweise 1,9% beim Teilbetriebsergebnis um. Und die Mittelbrandenburgische Sparkasse Potsdam konnte umgekehrt den Rückgang beim Rohertrag (minus 0,6% oder 1,69 Mill. Euro) dank günstiger Entwicklung der Verwaltungsaufwendungen (minus 1,3% oder 1,78 Mill. Euro) noch in ein leichtes Plus von 0,1% beim Teilbetriebsergebnis wandeln.

Von den reinen Fallzahlen her zeigt sich bei der Risikovorsorge der Großsparkassen eine Entspannung. Denn immerhin 16 der betrachteten Institute mussten im Berichtsjahr 2009 weniger einstellen als im Jahr zuvor. Dass die Fraspa diese Position gleich um 90,4% zurückfahren konnte, dürfte nicht zuletzt an der Neuordnung der Risikopositionen im Helaba-Konzern liegen. Aber auch andere Institute konnten ihren diesbezüglichen Aufwand drastisch reduzieren. So stellte die Sparkasse Hannover 2,29 Mill. Euro in die Risikovorsorge ein nach 90,54 Mill. Euro im Vorjahr. Die Stadtsparkasse Düsseldorf konnte diese Position von 182,4 auf 48,23 Mill. Euro zurückführen, die Ostsächsische Sparkasse Dresden von 97,18 auf 2,71 Mill. Euro, die Mittelbrandenburgische Sparkasse von 64,1 auf 6,8 Mill. Euro und die Sparkasse Krefeld von 70,04 auf 34,62 Mill. Euro.

Daneben gab es auch acht Institute, die ihre Risikovorsorge aufgestockt haben. Dazu zählen die Sparkasse Nürnberg, die einen Swing von 72,21 auf nun 38,12 Mill. Euro ausweist, die Haspa mit einer Steigerung um 22,7% auf 184,65 Mill. Euro, die Sparkasse Esslingen-Nürtingen mit einer deutlichen Erhöhung von 15,4 auf 42,86 Mill. Euro sowie die Sparkasse Bremen mit nahezu dem siebenfachen Wert von 34,48 (4,95) Mill. Euro. Mit der Kreissparkasse München-Starnberg löste ein Haus Risikovorsorge in Höhe von 1,94 Mill. Euro auf.

Dass im Berichtsjahr 20 der betrachteten Großsparkassen eine Steigerung des Betriebsergebnisses vermelden konnten, liegt somit nicht zuletzt an der Entwicklung der Risikovorsorge. Bemerkenswert ist beispielsweise die starke Verbesserung des Betriebsergebnisses in den Sparkassen Essen und Krefeld. Und bei den Instituten Düsseldorf und Dresden konnte jeweils der Fehlbetrag aus dem Vorjahr mehr als wettgemacht werden. Die Ostsächsische Sparkasse weist einen Swing von 88,56 Mill. Euro auf jetzt 87,4 Mill. Euro aus, und die Stadtsparkasse Düsseldorf einen Swing von 143,47 Mill. Euro auf 101,06 Mill. Euro.

Lediglich für die Sparkasse Köln-Bonn steht damit wie im Vorjahr ein negatives Betriebsergebnis zu Buche. Im Einzelnen hat diese Sparkasse als Ergebnis aus der normalen Geschäftstätigkeit minus 98,7 Mill. Euro erzielt. Die Steuern vom Einkommen und vom Ertrag beziffert das Institut auf 25,7 Mill. Euro, nach plus 6,6 Mill. Euro im Vorjahr, wobei in der Steuerposition auf Effekte aus den Vorjahren verwiesen wird. So resultierten aus der Erhöhung des aktiven Steuerabgrenzungspostens gemäß § 274 Absatz 2 HGB nach Angaben des Instituts Erträge von 5,0 Mill. Euro (Vorjahr 62,5 Mill. Euro). Der Jahresfehlbetrag nach Steuern wird mit 119,5 (198,1) Mill. Euro angegeben. Insgesamt ergibt sich nach Entnahmen aus dem Genussrechtskapital sowie der Entnahme aus der stillen Einlage in Höhe von 19,5 Mill. Euro ein ausgewiesener Bilanzverlust von 70,6 Mill. Euro, der über die Sicherheitsrücklage ausgeglichen wird. Diese verringert sich dadurch auf insgesamt 936,0 (1 006,6) Mill. Euro.

Eine deutlich erhöhte Steuerposition vom Einkommen und vom Ertrag ist nahezu durchweg bei den Großsparkassen zu beobachten. Lediglich die Sparkasse Essen weist im Berichtsjahr eine wesentlich niedrigere Steuerposition aus (minus 78,3% auf 1,25 Mill. Euro). In vielen andere Häusern, angefangen von der Fraspa über die Stadtsparkasse Düsseldorf und die Sparkasse Pforzheim Calw bis hin zu der Sparkasse Heilbronn und der Kreissparkasse Mün-chen-Starnberg, sind starke Erhöhungen verbucht. Zudem melden einige Häuser wie die Ostsächsische Sparkasse Dresden einen deutlichen Swing zurück zu einer positiven Steuerposition. 20 Sparkassen mit höheren Steuern, so die formale Bilanz, stehen vier Häuser mit geringerer Steuerbelastung als im Vorjahr gegenüber.

Der ausgewiesene Jahresüberschuss schließlich liegt bei 19 Sparkassen höher als im Vorjahr (teilweise erheblich) und ist bei vier Instituten unverändert geblieben. Dass er bei der Haspa mit null ausgewiesen wird, liegt an einem für das Berichtsjahr wirksam gewordenen Gewinnabführungsvertrag. 60 Mill. Euro werden an die Haspa Finanzholding abgeführt.

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