Gespräch des Tages

KfW - Unerwünschte Bescheidenheit

Eigentlich wollte sich die KfW Bankengruppe nach dem "größten Krisenjahr ihrer Geschichte", wie Ulrich Schröder es betitelte, bei der Mittelaufnahme 2009 bescheiden und sich wie vor zwei Jahren mit rund 65 Milliarden Euro begnügen. Doch angesichts der neuen Aufgaben, die die staatliche Förderbank mit den aktuellen Konjunkturprogrammen I und II der Bundesregierung auf sich zukommen sieht, ist diese selbst verordnete Bescheidenheit offensichtlich an höchster politischer Stelle unerwünscht. Um in den kommenden zwei Jahren nicht zuletzt den neuen Anforderungen bei der Finanzierung größerer Unternehmen in einem Kreditvolumen von stattlichen 25 Milliarden Euro nachkommen zu können, veranschlagt der neue Vorstandsvorsitzende für sein Haus vorsorglich doch wieder ein Volumen in der Vorjahreshöhe von rund 75 Milliarden Euro. Trotz erheblicher Kritik in der Öffentlichkeit und auch aus allen Lagern der Politik ist die KfW damit sehr schnell wieder zum gefragten Partner bei der Umsetzung der politischen Maßnahmen zur Bewältigung der Finanzkrise geworden.

Dass der Vorstandsvorsitzende die hausinternen Widrigkeiten und die öffentlichen Irritationen des vergangenen Jahres trotz dieser neuen Betriebsamkeit nicht totschweigt, sondern offensiv aufgreift, muss man ihm derzeit noch nicht als Verdienst anrechnen. Denn weil vieles auf die Zeit vor seinem Amtsantritt zurückgeht, hat er es damit noch vergleichsweise leicht. Mit Blick auf das IKB Engagement, das inzwischen mit dem Verkauf an den privaten Investor Lone Star aus Sicht der KfW weitgehend als abgeschlossen gilt und auch keine gravierenden Belastungen aus eventuellen Zusatzvereinbarungen mehr erwarten lässt, erinnert er rückblickend an den günstigen Zeitpunkt der Transaktion. Ob der Verkauf unter den verschärften Bedingungen der weiteren Marktentwicklungen noch zustande gekommen wäre, hält er für zweifelhaft.

Als klaren Fehler seines Hauses stuft er die viel zitierte LehmanÜberweisung ein und bekennt sich voll zu den personellen und strukturellen Konsequenzen. Mit der internen und externen Überprüfung aller Abläufe im Risikomanagement einschließlich der bereits laufenden Umsetzung eines 17-Punkte-Programms zur Behebung seiner Schwachstellen, glaubt er sich ebenso auf einem guten Weg der künftigen Fehlervermeidung wie mit Axel Nawrath als Neubesetzung im Vorstand für das Fördergeschäft. Und für die Verwaltungsratssitzung Ende März erwartet er die Bestellung eines Risiko-/Finanzvorstandes mit einschlägigen Erfahrungen in der Bankpraxis. Nicht als Panne, sondern als bewusste geschäftspolitische Entscheidung will er indessen das Island-Engagement seines Hauses verstanden wissen, auch wenn dieses wie bei vielen anderen Instituten in eine unerwünschte Risikovorsorge mündete. Es ist für Ulrich Schröder eine ganz normale Reaktion der Geschäftspolitik als Konsequenz aus der Aufdeckung eines solchen Länderrisikos das ganze Wertpapierportfolio auf den Prüfstand zu stellen. Das europäische strategische Fördergeschäft aber dauerhaft auf Osteuropa zu beschränken und - wie beschlossen - den westeuropäischen Teil einzustellen, hält er für falsch. Die größte europäische Volkswirtschaft in einem zusammenwachsenden Markt bewusst von diesem Geschäftsfeld abzukoppeln, so merkt man es seinen Äußerungen an, regt geradezu zu Nachbesserungen an. Allem Eindruck nach wird er der Politik und den zuständigen Gremien zu gegebener Zeit seine diesbezüglichen Vorstellungen noch einmal vortragen.

Auf absehbare Zeit dürfte jedoch die Umsetzung der Konjunkturpakete hinreichend Kräfte binden. Denn insbesondere mit dem neuen Instrument der Finanzierung größerer Unternehmen betritt die staatliche Förderbank Neuland. Durfte der Jahresumsatz der geförderten Unternehmen bisher 500 Millionen Euro nicht überschreiten, so sollen jetzt bewusst auch größere von der Förderung profitieren. Denn nach dem erklärten politischen Willen des Gesetzgebers soll gerade in dem Firmensegment, das knapp unterhalb des Kapitalmarktzugangs liegt, die Kreditversorgung gestützt werden. Dass die KfW nun in diesem Programm erstmals Einzelkreditentscheidungen in beträchtlicher Höhe fällen muss, zeugt davon, wie schnell der Gesetzgeber wieder Zutrauen zu seiner größten Förderbank gefunden hat, deren Risikomanagement doch bis in das laufende Jahr so stark gescholten wurde. Und auch wenn der Anstoß zu diesem neuen Geschäftsfeld wieder aus der Politik kommt, kann es die Banken eigentlich nicht freuen, wenn eine staatliche Förderbank Aufgaben zugewiesen bekommt, die eigentlich Wettbewerbsgeschäft sein sollten.

Ulrich Schröder weiß aber ganz genau um die neuen Anforderungen an das Risikomanagement und sicher auch um die intensive öffentliche Beobachtung, unter der sein Haus auf absehbare Zeit stehen wird. Um die neuen Aufgaben bewältigen zu können, vertraut er auf die vorhandene Kompetenz im Geschäftszweig Globaldarlehen und dem aufgegebenen Bereich der Akquisitionsfinanzierung, er kann in gewisser Weise auf das Know-how der Ipex-Bank setzen und will nicht zuletzt neue Mitarbeiter am Markt akquirieren. Für das Zahlenwerk 2009 gibt er sich schon jetzt zuversichtlich. Alle irgendwie erkennbaren Belastungen, so durfte man den Eindruck haben, werden noch in den ohnehin als Krisenjahr verbuchten Abschluss 2008 gepackt, um dann in 2009 die sichtbare Wende zu präsentieren. Einen großen Anteil daran könnte dann wieder einmal die Ipex-Bank haben. Denn während sich die Refinanzierungskosten der KfW um 40 bis 50 Basispunkte verteuert haben, sind es für die gewöhnlichen Geschäftsbanken 50 bis 200 Basispunkte. Allein diese Spanne verhilft der KfW bei der marktgerechten Refinanzierung der Ipex-Bank schon zu einem beträchtlichen Volumen für das Betreiben ihres Fördergeschäftes.

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