Gespräch des Tages

Postbank - Vergangener Glanz

Es war einmal ... ein stolzes Schiff in blau und gelb, das mit stolzgeschwellten Segeln und wehenden Fahnen den Rhein und Main hinab direkt auf das Frankfurter Börsenparkett segelte. Und nicht nur das, die Reise ging sogar alsbald in den höchsten der deutschen Aktienindizes, den Dax. Die Gewinne sprudelten, die Risiken waren überschaubar, alles deutete auf eine glanzvolle Zukunft hin. Doch das war einmal und vor allem, das war vor der Krise. Die harte Realität der Postbank sieht ganz anders und düster aus. Aus dem Dax ist die Bonner Retailbank inzwischen hinausgeflogen und muss künftig mit dem M-Dax vorlieb nehmen. Wie lange noch ist fraglich, schließlich hat die Deutsche Bank die erste Tranche der Übernahme abgeschlossen und ist mit 25 Prozent plus eine Aktie neuer Mehrheitseigentümer der Postbank. Für das abgelaufene Geschäftsjahr steht ein stattlicher Verlust von nahezu einer Milliarde Euro vor Steuern zu Buche - nach einem Gewinn in etwa derselben Höhe ein Jahr zuvor. Die Dividende fällt zum ers ten Mal seit dem Börsengang aus, und der Aktienkurs liegt bei weniger als einem Drittel des Emissionskurses. Da darf ein Vorstandsvorsitzender ruhig schon mal vom "härtesten Jahr" seiner bisherigen Laufbahn sprechen.

Es gibt freilich auch ein klein wenig Gutes über das abgelaufene Geschäftsjahr zu berichten. Die Zahl der sogenannten Stammkunden, also derjenigen, die die Postbank als Hauptbank nutzen, ist von 4,6 Millionen auf 4,9 Millionen gewachsen. Die Privatgirokonten stiegen netto um 100 000 auf nun 4,98 Millionen. Das Sparvolumen wuchs, natürlich getragen von der Sorge der Anleger vor riskanteren Investments, um mehr als 5 Milliarden Euro auf 49,1 Milliarden Euro. Dabei wies Vorstandschef Wolfgang Klein auf "Dichtung und Wahrheit" hin. Es sei nämlich keineswegs so, dass Sparkassen und Volksbanken überproportional von der Krise und der Verunsicherung der Kunden profitierten. Im Gegenteil: Der private Bankensektor hätte laut Bundesbankstatistik seinen Marktanteil bei Einlagen inländischer Privatkunden auf 38,9 Prozent erhöht und bei Verbindlichkeiten inländischer Privatkunden bei 51,5 Prozent stabil gehalten. Das klingt zunächst gut und macht Mut. Allerdings beruhen die Äußerungen auf Daten per 30. September 2008, also vor Lehman. Zum Jahresende dürfte die Statistik anders aussehen, denn gerade in den Monaten Oktober und November 2008 flossen den Platzbanken erheblich Mittel zu. Zudem ist die ING-Diba als Direktbank in dieser Statistik mitberücksichtigt, die zwar sicherlich privatwirtschaftlich, aber nur von begrenzter Aussagekraft für die Erfolge einer Deutschen Bank, einer Commerzbank oder auch einer Postbank bei der Kundengewinnung ist.

Sorge bereitet dagegen die Anlagepolitik der größten deutschen Retailbank. Das Handelsergebnis schlug mit einem Minus von 389 Millionen Euro zu Buche, das Finanzanlageergebnis mit minus 1,25 Milliarden Euro. Hier rächen sich das Volumen an "eingebetteten Derivaten", Engagements im strukturierten Kreditersatzgeschäft, bei Lehman und in Island sowie die Aktieninvestments. Die Konsequenz: Risikopositionen werden drastisch reduziert. Das kostet zunächst einmal Geld. Der vollständiger Abbau der Aktienbestände belastet im vierten Quartal mit über 600 Millionen Euro. Bis 2013 sollen die Finanzanlagen gegenüber dem Stand von September 2008 um 35 bis 45 Prozent reduziert werden. Die angesichts der Einlagenfülle notwendige Neuanlage soll sich "stärker als bisher" auf risikoarme Investments wie Staatsanleihen und Pfandbriefe konzentrieren. Da darf man sanft fragen, warum nicht gleich so? Auch wenn natürlich bestimmte Produkte wie beispielsweise das Dax-Sparbuch eine Absicherung mittels Derivate erfordern. Überhaupt Produkte: Hier soll vieles besser sprich einfacher werden. Die Zeit der Lockvogelangebote sei vorbei und auch die Postbank habe viel zu viele Sternchen im Kleingedruckten, wurde eingeräumt. Klarheit und Einfachheit ist die Devise. Doch selbst wenn in Zukunft dank etwas normalerer Wettbewerbsverhältnisse das Leben auch für eine Retailbank wieder leichter werden sollte, der zwischenzeitliche Glanz der Postbank ist verblasst.

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