Gespräch des Tages

Private Banken - Stiller Wachwechsel

Es war ein betont sachlich geprägter Abschied von Manfred Weber von der Frankfurter Wirtschaftspresse. Zwar waren bei der turnusmäßigen Vorstellung des Bankenberichts 2010 der privaten Banken viele Themen auf der Agenda, mit denen sich der nun schon ehemalige Geschäftsführende Vorstand des Bundesverbandes deutscher Banken über viele Jahre hin in der interessewahrenden Argumentation und zuweilen auch der kämpferischen Pose geübt hat. Doch kurz vor dem Wachwechsel als führender Lobbyist der privaten Banken waren allzu bissige Seitenhiebe gegenüber der nationalen und internationalen Politik sowie den Interessenvertretern anderer (Banken-)Verbände nicht mehr angesagt. In Einzelfragen wie dem konkreten Kapitalbedarf der deutschen Banken im Lichte der neuen Basel-III-Regeln wollte er sich nicht mehr einmischen.

Selbst von der unbedingten Überlegenheit der eigenen Sache der privaten Banken hat Weber gewisse Abstriche gemacht. Denn in der jüngsten Krise, das weiß er nur zu gut, wären auch BdB- Institute ohne die massive Hilfe beziehungsweise Beteiligung des Staates nicht überlebensfähig gewesen. So konstatiert er in seiner aktuellen Bestandsaufnahme als Schwächen des hiesigen Finanzplatzes dessen geringe Effizienz und unzureichende Profitabilität. Und betroffen sieht er davon Kreditinstitute aller Couleur, insofern wird es ihn wenig trösten, dass neben den privaten Banken auch die Landesbanken tangiert sind.

Zu einem persönlichen Resümee zur eigenen Gefühlslage mochte sich Manfred Weber nicht locken lassen. Aber mit Blick auf die anstehenden Sachfragen der neuen Basel-III-Regelungen verdeutlichten schon seine einleitenden Bemerkungen, dass die Zeiten beim BdB für seinen Nachfolger Michael Kemmer ebenso spannend bleiben dürften wie die eigenen. "Es geht um viel. Was die Aufseher und Regulatoren und letztlich die Politik, jetzt und demnächst beschließen, wird auf Jahre hinaus bestimmen, wie stabil und krisenresistent die Finanzmärkte und die Banken künftig sein werden..." So skizzierte Weber die möglichen Auswirkungen der künftigen Eigenkapitalquoten der Banken auf die hiesige Branchenstruktur. Und mit seinem von volkswirtschaftlichem Sachverstand geprägten Blick fürs Ganze verweist er zu Recht auf mögliche Folgewirkungen, etwa auf neue Marktbedingungen, Konditionen und Instrumente in der Unternehmensfinanzierung und im Kapitalmarktgeschäft mit dem Mittelstand.

Mit der großen Bandbreite der Interessen innerhalb des heterogenen Verbandes der privaten Banken wird künftig Michael Kemmer zu ringen haben. Die großen Häuser können ihre Anliegen vor der Politik in Berlin und Brüssel in eigener Regie vertreten, teilweise eher gegen denn miteinander. Sie brauchen der Größenordnungen wegen nur bedingt gemeinschaftliche technische Plattformen zur Abwicklung ihrer Geschäfte. Und viele private Banken aller Größenordnungen begegnen sich immer wieder im harten Wettbewerb beim Kunden. Manfred Weber hat in diesem Dilemma immer engagierte Arbeit geleistet, meist mit sicherem Gespür für die richtigen Themen, manchmal vielleicht ein wenig zu penetrant. Vermutlich ist er schon bald ganz froh, seinen geschulten analytischen Blick in Zukunft unbefangener auf die Gesamtzusammenhänge richten zu können. Jeder Neue - jetzt also Michael Kemmer - muss in diesem sensiblen Geschäft der Interessenbündelung von an sich eigensinnigen Banken seine eigene Linie finden - soweit man ihn denn lässt.

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