Gespräch des Tages

Sparkassen - Gut genutzt

10,7 Millionen Euro Jahresüberschuss nach 22,5 Millionen Euro im Jahr zuvor. Das kann nicht die richtige Botschaft sein, um den Abschluss 2010 der Nassauischen Sparkassen einordnen zu können zumindest dann nicht, wenn der Vorstandsvorsitzende von "Freude" und einem "wirklich guten Jahr" spricht. Was ist also passiert? Die Naspa hat die guten Rahmenbedingungen des Jahres 2010 genutzt, um die Substanz nachhaltig zu stärken und dabei alle Register gezogen. Den Reserven nach § 340f HGB wurden weitere 50 Millionen Euro zugeführt, der Jahresüberschuss in Höhe von knapp 11 Milliarden Euro wird den Gewinnrücklagen zugeführt, die Lasten aus Pensionsverpflichtungen sind durch die Anwendung des Bilanzmodernisierungsgesetzes (BilMoG) um 13 Millionen Euro gesenkt worden. Streiten kann man über Berücksichtigung der Aktivierung von latenten Steuern aus versteuerten § 340f-Reserven, denn dieses Geld ist nicht faktisch verfügbar, sondern eine künftige Forderung an das Finanzamt, diesen Betrag zu erstatten. Diese Position läuft entsprechend auch nicht durch die GuV.

Doch auch ohne die 33 Millionen Euro aus diesem Posten ist die Substanzstärkung um 74 Millionen Euro mehr als ordentlich und tut der Naspa richtig gut. Immerhin beziffert Stephan Ziegler den aus der Historie resultierenden Abstand in Sachen Eigenkapitalausstattung zu vergleichbaren Großsparkassen auf 200 bis 300 Millionen Euro. Da die Träger die Laufzeit der stillen Einlage über 2015 hinaus bis 2032 verlängert haben, erfüllt die Wiesbadener Sparkasse nach eigenen Angaben damit alle Kapitalanforderungen nach Basel III. Dass die gesamten Eigenmittel nach Solvabilitätsverordnung trotz der Substanzstärkung leicht von 924 auf 905 Millionen Euro zurückgegangen sind, liegt an Fälligkeiten im Bereich des Ergänzungskapitals.

Die Stärke der Naspa 2010 zeigt sich auch im operativen Geschäft: Der Zinsüberschuss legte vor allem getragen vom Kundengeschäft - das Haus habe mit den niedrigsten Anteil der Fristentransformation aller Sparkassen in Hessen, so Ziegler um knapp 20 Millionen Euro auf 256,3 Millionen Euro zu, der Provisionsüberschuss erhöhte sich leicht von 63,5 auf 66,8 Millionen Euro und die Kosten sanken um rund 10 Millionen Euro auf 199,8 Millionen Euro. Die Risikovorsorge beläuft sich auf den historisch niedrigen Stand von 29 Millionen Euro (im GuV-Ausweis sind in dieser Position die Rücklagen nach § 340f enthalten, was das Ergebnis natürlich trübt). 84,1 Prozent des gesamten Kundenkreditportfolios befinden sich zudem in den Ratingklassen 1 bis 9 von insgesamt 18 Klassen bei der Naspa und weisen damit kein erkennbares Bonitätsrisiko aus.

Trotzdem geht Ziegler für das laufende Jahr von einer höheren Risikovorsorge aus. Die Bilanzsumme ist auf 11,8 Millionen Euro gesunken. Eine Auslagerung der IT zur Finanzinformatik, was derzeit geprüft wird, würde sie weiter auf rund 10,5 Millionen Euro abschmelzen lassen. Auch die damals vieldiskutierte Übernahme der Dublin-Aktivitäten durch den SGVHT war offensichtlich sowohl für die Naspa richtig als auch für den Verband bislang kein Verlustgeschäft. Die ehemalige irländische Tochter lieferte 2010 einen operativen Gewinn von rund 13 Millionen Euro ab. All das klingt gut und herrlich normal für ein Haus, dessen Geschäftsgebiet sich über sechs Landkreise und zwei kreisfreie Städte in zwei Bundesländern erstreckt und das demzufolge gleich mit acht Trägern "gestraft" ist. Da kann man die Erleichterung von Ziegler verstehen, der sein Haus auf dem Weg zur "ganz normalen Großsparkasse" sieht.

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