Aufsätze

Wertpapier-Spezialfonds 2005: Wachstum und höhere Angebotsbandbreite

Das Vermögen der Spezialfonds ist im Laufe des Jahres 2005 von 552
Milliarden Euro um 13,0 Prozent auf 624 Milliarden Euro angestiegen.
Damit setzt sich die erfreuliche Steigerung des verwalteten Volumens
fort, so dass die Jahre 2001 und 2002 vorläufig die beiden einzigen in
der Geschichte des Spezialfonds bleiben, in denen jemals ein Rückgang
des Volumens eingetreten ist. Auch im laufenden Jahr ist mit weiterem
Wachstum zu rechnen, jedenfalls ist das Volumen bis Mai 2006 um
weitere 12 Milliarden Euro angestiegen.
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Der Anstieg des Volumens ist sowohl auf die günstigen Aktienmärkte als
auch auf Nettomittelzuflüsse der Spezialfondsanleger zurückzuführen.
So konnten die Spezialfonds im Lauf des Jahres 2005 insgesamt 35,3
Milliarden Euro und in den ersten fünf Monaten des Jahres 2006 weitere
19 Milliarden Euro einsammeln.
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Anzahl der Fonds stark rückläufig
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Obwohl Mittel zufließen, sicherlich auch neue Spezialfonds aufgelegt
werden und obwohl das gesamte verwaltete Vermögen ansteigt, geht die
Anzahl der Spezialfonds weiter zurück. Der Höchstwert war im August
2001 mit 5 591 Spezialfonds festgestellt worden. Momentan verringert
sich die Anzahl im Schnitt fast um einen Spezialfonds an jedem Tag, so
dass Ende Mai 2006 nur noch 4 533 Spezialfonds gezählt werden.
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Aus der gleichzeitigen Steigerung des verwalteten Volumens und der
Reduzierung der Anzahl der Spezialfonds resultiert ein kräftig
steigendes durchschnittliches Volumen des einzelnen Spezialfonds.
Dieses beträgt Ende 2005 genau 134 Millionen Euro gegenüber 112
Millionen Euro im Vorjahr und lediglich 90 Millionen Euro im Jahr
2002. Diese Entwicklung erweist, dass viele KAGen systematisch auf
eine Reduzierung der verwalteten Mandate hinarbeiten. Mit allzu
kleinen Spezialfonds lässt sich eine vernünftige Risikostreuung nicht
so einfach darstellen, ebenso wie die Umsetzung bestimmter Strategien
in kleinen Portfolios kaum möglich ist. Natürlich kann sich mit der
Anhebung des durchschnittlichen Fondsvolumens auch die Profitabilität
einer KAG verbessern.
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Nur wenige Veränderungen im Wettbewerb
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Die Anzahl der Spezialfonds-KAGen ist 2005 mit 52 unverändert
geblieben. Zu berichten ist lediglich über eine Neugründung, einen
Rückzug aus dem Spezial-fonds-Geschäft sowie zwei Namensänderungen.
Neu gegründet wurde die Deka Fundmaster, die sich im Hause des
Fondsproduzenten der Sparkassengruppe auf das Masterfonds-Geschäft
konzentrieren soll. Nach der aktuellen BVI-Statistik verwaltete diese
Gesellschaft im März 2006 bereits 16 Investmentfonds mit einem Volumen
von 2,0 Milliarden Euro.
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Die Auflegung von Masterfonds ist ein Geschäftsmodell, das auch von
einer Reihe anderer KAGen verfolgt wird. Der Vorteil für den Anleger
wird unter anderem in der Arbeitsteilung gesehen. Die Master-KAG
stellt die für die Auflegung eines Investmentfonds erforderlichen
Strukturen, insbesondere die organisatorischen, technischen,
rechtlichen und aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen zur Verfügung.
Das Portfoliomanagement selbst, das heißt Entscheidungen über die
"Global Asset Allocation", Einzeltitelauswahl und Einsatz von
Derivaten, wird einem oder mehreren externen Beratern oder Verwaltern
überlassen, die in der Regel vom Anleger ausgesucht werden. Auch die
Frankfurter Service KAG, die zum Jahresbeginn die Rechtsnachfolge der
BHW Invest angetreten hat, konzentriert sich auf dieses Konzept.
Darüberhinaus bietet sie an, einzelne Module wie zum Beispiel nur die
von Buchhaltung oder nur das Risikocontrolling zu liefern.
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Die Kehrseite solcher Angebote in Verbindung mit den ständig
steigenden Anforderungen an eine KAG in organisatorischer oder
rechtlicher Hinsicht, sind Entscheidungen wie die der ABN Amro, ihre
KAG-Lizenz zurückzugeben. Die Spezialfonds wurden an andere KAGen
übertragen, wobei die Portfolioverwaltung weiterhin durch den Konzern
erfolgt. Allerdings besteht in Deutschland keine
Portfolioma-nagement-Einheit mehr, da diese Aufgabe weltweit auf nur
noch wenige Standorte konzentriert worden ist. Schließlich hat sich in
die West-AM in WestLB Mellon Asset Management umbenannt.
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Privatbanken und Versicherungen steigern Marktanteil
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Die größte Veränderung der Marktanteile haben die KAGen der
Privatbanken erzielt. Sie steigerten ihren Anteil von 17,7 Prozent auf
20,1 Prozent. Auch die Versiche-rungs-KAGen konnten ihren Marktanteil
steigern, und zwar von 11,9 Prozent auf 12,6 Prozent. Bis auf die
KAGen der in Geschäfts- und Regionalbanken, deren Anteil bei einem
Drittel unverändert blieb, mussten die anderen Anbietergruppen
dementsprechend Marktanteile abgeben.
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Die Anlegerzusammensetzung fällt bei den verschiedenen KAG-Gruppen
recht unterschiedlich aus. Bei den Versicherungs- KAGen stammen 90, 5
Prozent der verwalteten Gelder von Versicherungsgesellschaften, wobei
es sich im Regelfall um Konzerngesellschaften handeln dürfte. Im
Vorjahr hatte dieser Anteil mit 89, 1 Prozent noch geringfügig
niedriger gelegen. Bei anderen Gesellschaften ist der Anteil der
Gelder, die aus dem Konzern beziehungsweise der Gruppe oder dem
Verbund stammen, nicht so leicht erkennbar. Die Spezialfonds der KAGen
aus dem Sparkas-sen-Lager gehören zu 55, 0 Prozent Anlegern aus dem
Bereich der Kreditinstitute (Depot-A. ). Ende 2004 hatte dieser Wert
mit 55, 9 Prozent noch etwas höher gelegen.
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Die stärkste Veränderung der Anlegerzusammensetzung hat im Bereich der
KAGen der Privatbanken stattgefunden. Hier ist die Bedeutung der
Anleger aus dem Bereich der institutionellen Altersvorsorge von 33
Prozent auf 19 Prozent zurückgegangen. In absoluten Zahlen bedeutet
dies, dass hier mit 23,4 Milliarden Euro insgesamt 8,5 Milliarden Euro
weniger als im Vorjahr gemeldet wurden.
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Weiterhin erwähnenswert ist die Zunahme der Bedeutung der
Versicherungen für die KAGen der Auslandsbanken. Der Wert der
anvertrauten Gelder ist von 7,6 auf 9,2 Milliarden Euro gestiegen, so
dass die jetzt 36 Prozent (Ende 2004: 27 Prozent) der von dieser
KAG-Gruppe verwalteten Gelder von Versicherungen stammen. Im Übrigen
haben sich nur leichtere Veränderungen ergeben.
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Mittelaufkommen verzehnfacht
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Der gesamte Mittelzufluss im Jahr 2005 betrug 26,1 Milliarden Euro,
also mehr als das Zehnfache des im Vorjahr verzeichneten Wertes von
2,1 Milliarden Euro. Von einem gleichmäßigen Mittelaufkommen aus den
verschiedenen Anlegergruppen kann in den vergangenen drei Jahren keine
Rede sein (vergleiche Tabelle 1). Bis zum Jahr 2002 stellte sich die
Situation für die Spezialfonds-KAGen so dar, dass die höchsten
Mittelzuflüsse von den Versicherungsunternehmen zu erwarten waren,
mehr oder weniger dicht gefolgt von den Kreditinstituten und - mit
gebührendem Abstand - den sonstigen privatwirtschaftlichen
Unternehmen. Die übrigen Anleger (Sozialversicherungsträger, Kirchen,
Vereine, Gewerkschaften et cetera) einschließlich der ausländischen
Anleger spielten nur eine untergeordnete Rolle. Dann aber begann, wohl
auch im Nachgang zu den Turbulenzen der Kapitalmärkte, eine
Anlegergruppe nach der anderen per saldo sogar Rückflüsse auszuweisen.
So gaben die "sonstigen Unternehmen" im Jahr 2002 über 200 Millionen
Euro zurück, im Jahr 2003 die Kreditinstitute 1,3 Milliarden Euro und
im Jahr 2004 die Versicherungsunternehmen 9,4 Milliarden Euro. Im
Vergleich zum verwalteten Gesamtvolumen von über 500 Milliarden Euro
erscheint dies zwar nicht übermäßig viel. Im Einzelfall wird eine KAG
von derartigen Rückflüssen jedoch hart getroffen, insbesondere wenn in
der Geschäftsplanung die Steigerungsraten der Vorjahre zugrundegelegt
worden waren.
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Im Jahr 2005 wiesen bis auf die "sonstigen Anleger" (Stiftungen,
Verbände, Kirchen und andere), die 1, 1 Milliarden Euro abzogen,
sämtliche Anlegergruppen positive Mittelzuflüsse auf. Die
Versicherungen investierten mit 8, 3 Milliarden Euro den größten
Betrag, wenn auch weniger als das, was sie im Jahr 2004 zurückgegeben
hatten. Ende 2005 entfiel auf sie dann ein Volumen von 222 Milliarden
Euro. Die seit 2004 auch von der Bundesbank gesondert erfassten
Altersvorsorgeeinrichtungen stockten ihre Spezialfondsanteile um 5, 7
Milliarden Euro auf 67, 5 Milliarden Euro auf. Die Kreditinstitute
gaben 5, 0 Milliarden Euro und besitzen jetzt Spezialfonds im Wert von
145 Milliarden Euro. Von traditionell geringer Bedeutung sind die
ausländischen Anleger, die lediglich 200 Millionen Euro einlegten und
nunmehr über ein Vermögen von 2, 5 Milliarden Euro verfügen, genauso
viel wie vor sechs Jahren.
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Da die Versicherungen mit Abstand die wichtigste Anlegergruppe für die
Wertpa-pier-Spezialfonds sind, ist für die Fondsgesellschaften von
großem Interesse, wie sich die Bedeutung der Spezialfonds innerhalb
der Kapitalanlagen der Versicherungen entwickelt. Dies lässt sich aus
der Bilanzstatistik kennen, die die BaFin zu jedem Quartalsende
erstellt. Der Gesamtwert der Kapitalanlagen der Versicherungen hat
sich in Laufe des Jahres 2005 von 1,09 auf 1,16 Billionen Euro erhöht.
Hiervon waren zum Jahresultimo 407 Milliarden Euro in Wertpapieren und
davon wiederum 258 Milliarden Euro in Investmentanteilen investiert.
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Bedeutung für Bilanzen
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Bei diesen Zahlen handelt es sich um Buchwerte, das heißt, dass sich
marktbedingte Wertveränderungen nur eingeschränkt auf die
Bilanzansätze auswirken. Insbesondere bleiben Wertsteigerungen nach
dem strengen Niederstwertprinzip solange unberücksichtigt, bis sie
durch Veräußerung der Wertpapiere realisiert werden. Selbst wenn
innerhalb des Investmentfonds ein Wertpapier mit Gewinn verkauft wird,
wirkt sich dies nicht automatisch gewinnsteigernd in der Bilanz des
Anlegers aus. Erst wenn der Anleger den Investmentanteil veräußert
oder wenn die Kapitalanlagegesellschaft eine Ausschüttung des
innerhalb des Investmentfonds erzielten Veräußerungsgewinns
beschließt, kann der Anleger diesen Gewinn bilanzwirksam vereinnahmen.
Während sich Verluste grundsätzlich sofort über eine so genannte
Teilwertabschreibung (das heißt Verringerung des Buchwertes auf den
niedrigeren Teilwert; Teilwert = aktueller Marktwert) bilanzwirksam
niederschlagen, gibt es auch hier die Möglichkeit, zum Beispiel mit
der Begründung einer nur vorübergehenden Wertminderung darauf zu
verzichten.
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Die Buchwerte der Investmentanteile im Bestand der Versicherungen
waren im Jahr 2004 erstmals zurückgegangen, wenn auch nur in geringem
Umfang von 236 auf 232 Milliarden Euro. Der Anstieg im Lauf des Jahres
2005 auf 258 Milliarden Euro bedeutet einen Zuwachs um über 11 Prozent
gegenüber einem Zuwachs von lediglich 5,8 Prozent des Gesamtwertes der
Kapitalanlagen. Dadurch stieg der Anteil der Investmentanteile an den
gesamten Kapitalanlagen um 1,1 Prozent-Punkte auf 22,3 Prozent. Dies
entspricht dem Wert aus dem Jahr 2000, der Höchstwert war jedoch im
Jahr 2001 mit 22,9 Prozent zu beobachten.
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Wachsender Anteil von Publikumsfonds
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Bezogen nicht auf die Gesamtheit der Kapitalanlagen, sondern lediglich
auf den Wertpapierbestand der Versicherungsunternehmen ist der Anteil
der Investmentfonds nochmals leicht um 0,4 Prozent-Punkte auf 63,5
Prozent zurückgegangen. Hier hatte der Höchstwert im Jahr 2002 bei
67,7 Prozent gelegen. Bedenkt man, dass den Versicherungen nicht nur
der direkte Erwerb von Bundesanleihen und Pfandbriefen möglich ist,
sondern dass eine unglaubliche Vielzahl von Zertifikaten, die speziell
auf die Anlage von Versicherungsgeldern konzipiert werden, ist ein
Anteil von knapp zwei Dritteln des Wertpapierbestandes der
Versicherungen ein beachtenswerter Erfolg für die Investmentbranche.
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Dabei spielen Publikumsfonds bereits eine nicht zu vernachlässigende
Rolle. Auch wenn die Fondsgesellschaften im Rahmen der Umfrage
lediglich 3,4 Milliarden Euro Publikumsfondsanteile in den Händen von
Versicherungsanlegern gemeldet haben, dürfte der tatsächliche Wert
doch eher bei 30 bis 40 Milliarden Euro liegen. Aus den oben genannten
Gründen dürften Versicherungsanleger künftig noch stärker zu
Publikumsfonds greifen.
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Banken stocken auf
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Als zweitwichtigste Anlegergruppe haben die Kreditinstitute ihre
Wertpapier-Spezialfonds im Laufe des Jahres 2005 von 133 auf 145
Milliarden Euro (gemäß Kapitalmarktstatistik der Bundesbank)
aufgestockt. Die Bankenstatistik der Bundesbank weist eine Steigerung
von 135 auf 149 Milliarden Euro aus. Der Unterschied zwischen den
beiden Statistiken besteht darin, dass die Kapitalmarktstatistik den
Marktwert der Spezialfondsanteile wiedergibt, während die
Bankenstatistik die Buchwerte der Spezialfondsanteile sowie der
Publikumsfondsanteile im Bankenbesitz erfasst. Die
Kapitalanlagegesellschaften haben im Rahmen der Umfrage
Publikumsfondsanteile im Wert von 6, 7 Milliarden Euro der
Anlegergruppe der Kreditinstitute zugeschrieben. Der wirkliche Wert
dürfte doppelt so hoch und damit bei etwa einem Zehntel des Wertes der
Spezialfondsanteile liegen.
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Für Kreditinstitute gelten bei der Anlage in Investmentfonds eine
Reihe besonderer Vorschriften, denn sie müssen Investmentfonds - wie
alle anderen Risiken auch - mit Eigenkapital unterlegen. Diese
Regelungen betreffen die Solvabilität, die Liquidität und die
Klumpenrisiken der Kreditinstitute. Der gemeinsame Grundgedanke dieser
Regelungen ist es, dass jedes Kreditinstitut selbst bei Eintritt von
genau definierten Schäden (Ausfall von Schuldnern der Bank oder
Kursverluste an den Anlagemärkten) in der Lage sein muss, seinen
Einlegern (Sparer et cetera) das eingelegte Geld auszuzahlen. Bisher
sind die Schadensereignisse, die durch Eigenkapital der Bank abgedeckt
sein müssen, relativ einfach definiert.
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So wird zum Beispiel davon ausgegangen, dass acht Prozent der Aktien
und Unternehmensanleihen plötzlich wertlos werden, während bei
Staatsanleihen und Pfandbriefen die sichere Rückzahlung unterstellt
wird. Künftig wird es eine flexiblere Regelung geben, das heißt in der
mit acht Prozent Eigenkapital zu unterliegende Betrag kann auch bei
Aktien und Unternehmensanleihen höher oder niedriger als der jeweilige
aktuelle Marktwert angesetzt werden. Der konkrete Ansatz soll sich
nach einer für jedes Wertpapier vorzunehmenden Risikoeinschätzung
richten, sei es in Anlehnung an das Rating an einer anerkannten
Ratingagentur oder auf Basis einer eigenen Risikoeinschätzung durch
das Kreditinstitut.
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Neue Methoden der Risikoeinschätzung
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Für die Anlage in Investmentfonds besteht in Deutschland die bewährte
Regelung, dass das Kreditinstitut seine Investmentanteile entweder wie
eine Aktie oder Unternehmensanleihen behandelt und mit 100 Prozent
ansetzt (das heißt mit acht Prozent Eigenkapital unterlegt) oder nach
dem von der BaFin vorgesehenen Alternativverfahren behandelt und mit
der von der KAG gelieferten "durchschnittlichen
Solvabilitätkennziffer" ansetzt. Letztere wird von der KAG so
berechnet, dass das von dem Kreditinstitut letztlich benötigte
Eigenkapital genauso hoch ist, als ob das Kreditinstitut unmittelbar
in die Vermögensgegenstände des Investmentfonds (Bundesanleihen,
Aktien et cetera) investiert wäre.
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Dabei kann die Solvabilitätskennziffer sowohl nach der tatsächlichen
Fondszusammensetzung als auch nach jener Fondszusammensetzung
berechnet werden, die nach den Vertragsbedingungen des Investmentfonds
die höchstmögliche Solvabilitätskennziffer darstellt.
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Die bisher möglichen Durchschaulösungen werden auch künftig zulässig
sein. Nach dem Entwurf der neuen Solvabilitätsregelung soll jedoch ein
neues Standardverfahren vorgesehen werden, wonach das Kreditinstitut
die Investmentanteile - wie bei anderen Wertpapieren - einer
individuellen Risikoeinschätzung unterwerfen soll. Dies bedeutet
natürlich einen gewissen Zusatzaufwand, weil für jeden Spezialfonds
ein Rating eingeholt oder eine anderweitige Risikoeinschätzung
erstellt werden muss.
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Künftig höhere Bedeutung durch geringere Eigenkapitalanforderungen?
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Andererseits eröffnet sich hier endlich die Möglichkeit, die den
Investmentfonds typischen, risikomindernden Portfolioeffekte zu
berücksichtigen, wodurch die Eigenkapitalanforderungen der in Fonds
investierenden Kreditinstitute gegenüber einer vergleichbaren
Direktanlage sinken. Die Investmentanlage könnte hier gegenüber der
Direktanlage einen handfesten, allerdings auch gerechtfertigten
Vorteil erlangen. Der Anteil der Investmentfonds am Gesamtbestand der
Wertpapiere der Kreditinstitute dürfte dann kräftig ansteigen. Zum
Jahresultimo 2005 hatte dieser Anteil 10,3 Prozent betragen und ist
bis Ende Mai nochmals leicht auf 10,4 Prozent angestiegen, was
Investmentanteilen im Wert von 158 Milliarden Euro entsprach.
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Der bisherige Verlauf der Investmentanlage von Kreditinstituten ist in
Abbildung 4 dargestellt. Der höchste Absolutwert mit 165 Milliarden
Euro war im Jahr 1998 zu beobachten, was seinerzeit lediglich einen
Anteil von 9,8 Prozent an Wertpapiergesamtbestand der Kreditinstitute
entsprach. Den höchsten Relativwert mit 12,1 Prozent gab es dagegen im
Jahr 2001, was nach den Kurseinbrüchen mit lediglich 146 Milliarden
Euro dargestellt wurde.
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Kursverlust bei Fonds niedriger als bei Direktanlagen
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Theoretisch ist zwar denkbar, dass diese Verschiebung darauf beruht,
dass die Kreditinstitute ihren Wertpapierdirektbestand durch Verkäufe
stärker reduziert haben, als sie dies mit ihren Investmentanteilen
getan haben. Deutlich mehr spricht jedoch für die Annahme, dass die
Kursverluste der Fonds niedriger als die in den Direktanlagen waren.
Denn viele Spezialfonds-KAGen hatten bereits damals Konzepte zur
Kapitalerhaltung der von Ihnen verwalteten Spezialfonds im Angebot.
Neun der 21 auf die Zusatzfragen antwortenden KAGen haben angegeben,
eine besondere Kompetenz bei der Verfolgung solcher
Kapitalerhaltungsstrategien zu besitzen.
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Der Anstoß und die Entscheidung zur Entwicklung beziehungsweise
Fortentwicklung dürfte in der Regel durch die Bilanzzwänge solcher
Anleger gegeben worden sein, die bei Überschreiten bestimmter
Verlustobergrenzen in eine existenzielle Krise gestürzt werden
könnten. Aus eigener Erfahrung kann berichtet werden, dass solche
verlustbegrenzenden Strategien einigen Anlegern das wirtschaftliche
Überleben gerettet haben. Ein Vorteil der Spezialfonds ist hier, dass
die KAGen solche Strategien disziplinierter als so mancher
Direktanleger anwenden, der in der Hoffnung auf eine Besserung der
Märkte weitere Verluste in Kauf genommen hat.
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Die Vorlieben der Spezialfonds und ihre Anleger für bestimmte
Anlagenkategorien haben sich über die Zeit hinweg immer wieder
geändert. So dominierten bis Ende der neunziger Jahre die inländischen
Wertpapiere die Asset Allocation, insbesondere die inländischen
Renten. Ihr Anteil betrug bis 1997 über 50 Prozent des Gesamtvolumens
und sank dann kontinuierlich ab. Der höchste Absolutwert lag über die
zwei Jahre 2000 und 2001 hinweg bei gut 160 Milliarden Euro
beziehungsweise zirka 30 Prozent des stark angestiegenen
Fondsvolumens.
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Ausländische Renten stellen größten Anteil an Spezialfondsvermögen
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Zu dieser Zeit erlebten die ausländischen Aktien einen kurzen
Höhenflug (Höchststand im Oktober 2000 mit 176 Milliarden Euro
beziehunsgweise 33 Prozent) und aktuell stellen die ausländischen
Renten den größten Anteil am Vermögen der Wertpa-pier-Spezialfonds.
Hier lag der bisherige Spitzenwert bei 222 Milliarden Euro und knapp
39 Prozent im September 2005.
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Seither scheinen sich auch die Zinserhöhungen an den Märkten und die
daraus folgenden Kursverluste der Anleihen im Vermögen der
Spezialfonds zu spiegeln. Zum Jahreswechsel betrug der Wert der
ausländischen Renten in den Spezialfonds nur noch 217 Milliarden Euro
(obwohl in diesem Zeitraum die Mittelzuflüsse mehr als 2 Milliarden
Euro über den Ausschüttungen lagen). Parallel zum leichten Rückgang
des Gesamtvolumens um 6 Milliarden Euro auf 564 Milliarden Euro in den
ersten fünf Monaten des laufenden Jahres ist auch der Wert der
ausländischen Renten gesunken (um 2 Milliarden Euro auf 215 Milliarden
Euro per Ende Mai 2006).
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Die Aktienquote der Spezialfonds hat sich im Lauf des Jahres 2005 von
25,9 Prozent auf 28,7 Prozent erholt. Der bislang höchste Wert war im
August 2000 mit 46,8 Prozent gemessen worden. Anschließend fiel die
Aktienquote bis auf 21,2 Prozent im März 2003 und bewegte sich seither
um die 25 Prozent herum. Sie erreichte im Februar und März 2006 mit
31,1 Prozent den höchsten Wert seit Juli 2002. Natürlich geht ein
großer Teil dieser Entwicklung auf die steigenden Aktienmärkte zurück,
unabhängig davon zeigt sich jedoch auch ein zunehmendes Vertrauen der
Anleger in die Aktienmärkte, das sich im aktiven Aufstocken der
Aktienquoten ausdrückt. Möglicherweise spielt dabei auch eine Rolle,
dass die Vertrautheit im Umgang mit den Derivaten wächst und höhere
Aktienquoten aufgebaut werden können, ohne dass dadurch die
ungesicherten Risiken in gleichem Maße zunehmen.
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Ein Vergleich der in- und ausländischen Aktien in den Portfolios der
Spezialfonds zeigt, dass die ausländischen Aktien die inländischen
genau zur Einführung des Euro am 1. Januar 1999 überholt haben,
jedenfalls was ihre Bedeutung im Portfolio der Spezialfonds betrifft.
Im Dezember 1998 herrschte noch Gleichstand mit jeweils 72 Milliarden
Euro in inländischen sowie in ausländischen Aktien (jeweils 19 Prozent
des Gesamtvermögens). Anschließend ist die Bedeutung der ausländischen
Aktien weiterhin angestiegen und die der inländischen weiter gesunken.
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Euro Stoxx ist neue Benchmark
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Seit Mai 2006 haben die Spezialfonds über viermal soviel in
ausländischen wie in inländischen Aktien investiert (132 Milliarden
Euro beziehungsweise 23 Prozent gegenüber 32 Milliarden Euro
beziehungsweise 6 Prozent). Bei den meisten ausländischen Aktien
handelt es sich um Unternehmen mit Sitz innerhalb Europas; der Euro
Stoxx hat den Dax als wichtigste Benchmark für die Aktienquote in den
Spezialfonds lange abgelöst. Zusätzliche Portfolioeffekte werden durch
Diversifikation anderer Länder, vor allem in amerikanische und
japanische Aktientitel angestrebt. Eine Umkehrung des beschriebenen
Trends und ein Anwachsen des Anteils der inländischen Aktien ist daher
nicht zu erwarten.
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Erwähnenswert erscheint auch der neue Höchststand der Zielfonds
(Anteile an anderen Investmentfonds, die von Spezialfonds zur
Vermögensanlage erworben werden). Diese Quote erreichte im April 2006
erstmals einen Wert von 2,5 Prozent des gesamten Spezialfondsvolumens.
Erst zwölf Monate vorher hatte der Anteil der Zielfonds am
Gesamtvermögen überhaupt einmal die Marke von 1,0 Prozent
überschritten. Dabei stellen Zielfonds ein ideales Anlagevehikel vor
allem für kleinere Spezialfonds sowie zur Abdeckung kleinerer
Marktsegmente dar. Auch entfällt die frühere Höchstgrenze von fünf
Prozent mit der Umstellung der Vertragsbedingungen der einzelnen
Spezialfonds auf das neue Investmentrecht. Es sieht so aus, als ob
künftig von dieser neuen Möglichkeit in deutlich stärkerem Umfang
Gebrauch gemacht werden wird. In die genannten Quoten sind übrigens
die Zielfonds bereits eingerechnet, die in den Dach-Spezialfonds
enthalten sind.
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Hedgefonds spielen kaum eine Rolle
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Die Statistik der Bundesbank weist zum Jahresende 2005 insgesamt 16
Geldmarkt-Spezialfonds mit einem Volumen von 2,1 Milliarden Euro sowie
59 Dach-Spezialfonds mit einem Volumen von 2,2 Milliarden Euro aus.
Zusammen machen beide Fondstypen einen Anteil von deutlich unter 1
Prozent des gesamten Spezialfonds-Volumens aus. Eine noch geringere
Bedeutung haben die Hedgefonds jedweder Ausprägung. Ende 2005 gab es
vier Spezial-Hedgefonds mit einem Gesamtvolumen von 171 Millionen
Euro. Im Mai 2006 wurde der erste Spezial-Dach-Hedgefonds mit einem
Volumen von 60 Millionen Euro gemeldet.
\
Nicht nur als Untergruppe der Spezialfonds, sondern auch als
Assetklasse spielen Hedgefonds eine ganz geringe Rolle. Nur drei
Gesellschaften haben bei der durchgeführten Umfrage angegeben,
überhaupt Anteile an Hedgefonds für die von Ihnen verwalteten
Spezialfonds erworben zu haben. Nach dem neuen Investmentgesetz ist
der Erwerb von Hedgefondsanteilen nur für den Fondstyp des so
genannten "gemischten Sondervermögens" zulässig (im Regelfall werden
Wertpapier-Spezialfonds auf diesen Fondstyp umgestellt), wobei eine
Obergrenze von zehn Prozent des Vermögens des Spezialfonds gilt
\
Möglicherweise ist diese Obergrenze zu eng gefasst, um eine
Beimischung von Hedgefondsanteilen in den Spezialfonds in einem
wirtschaftlich sinnvollen Umfang zu ermöglichen. Mit einer Änderung
dieser Grenze ist kurzfristig jedoch nicht zu rechnen, denn Hedgefonds
werden immer noch als für den Privatanleger sehr gefährliche
Instrumente angesehen, vor denen der normale Privatanleger unter
anderem durch die genannte Grenze für Ziel-Hedgefonds zu schützen ist.
Geschützt werden allerdings auch institutionelle Anleger wie die
Versicherungen, die nicht mehr als fünf Prozent des gebundenen
Vermögens in Hedgefonds-Instrumente investieren dürfen.
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Institutionelles Geschäft außerhalb der Spezialfonds
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Neben den Spezialfonds investieren viele Anleger zunehmend in
Publikumsfonds oder lassen ihre Wertpapierbestände von einer
Kapitalanlagegesellschaft im Wege der freien Portfolioverwaltung
verwalten beziehungsweise erteilen entsprechende Beratungsmandate.
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Aus diesem Grund wurde die dieser Studie zugrunde liegende Umfrage in
diesem Jahr erstmals auf die genannten Sachverhalte erweitert. Es
konnten nicht sämtliche Volumina erfasst werden, insbesondere kennen
viele KAGen ihrer Anleger nicht so genau, dass sie exakt wüssten,
welche Publikumsfonds in der Hand welcher institutionellen Anleger
sind. Ruft zum Beispiel ein Kreditinstitut Investmentanteile ab, kann
dies sowohl zur Eigenanlage (Depot A) als auch zum Weiterverkauf an
Endkunden (Depot B) geschehen. Immerhin konnten 22,8 Milliarden Euro
in Publikumsfondsanteile, 72,0 Milliarden Euro in der freien
Vermögensverwaltung sowie 9,2 Milliarden Euro Beratungsmandate
aufgegliedert werden.
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Anteile an Publikumsfonds erfreuen sich danach bei Kreditinstituten
und bei den übrigen Wirtschaftsunternehmen ungefähr gleicher
Beliebtheit mit jeweils über 6 Milliarden Euro beziehungsweise knapp
30 Prozent des dargestellten Publikumsfonds-Volumens. Auf
Versicherungsunternehmen entfallen dagegen lediglich 15 Prozent
beziehungsweise 3,4 Milliarden Euro, nur wenig mehr als auf die
ausländischen Anleger, denen 14 Prozent beziehungsweise 3,2 Milliarden
Euro zugeschrieben werden. In Bezug auf die ausländischen Anleger ist
sogar festzuhalten, dass ihre Anlagen in Publikumsfonds diejenigen in
Spezialfonds (2,3 Milliarden Euro) deutlich übersteigen.
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In der freien Vermögensverwaltung stellen die Versicherungen wieder
die stärkste Kundengruppe mit 41 Prozent beziehungsweise 29 Milliarden
Euro. Die ausländischen Anleger haben Fondsgesellschaften mehr als 13
Milliarden Euro (18 Prozent des Verwaltungsvolumens) anvertraut, also
deutlich mehr, als sie in Spezial- und Publikumsfonds zusammen
investiert haben. Drittstärkste Kundengruppe sind hier die
Kreditinstitute mit 11 Milliarden Euro vor den sonstigen
Wirtschaftsunternehmen mit 8 Milliarden Euro. Die Kunden der
Beratungsmandate, die sich die endgültige Anlageentscheidung selbst
vorbehalten, sind ganz anders aufgeteilt. Hier dominieren die
sonstigen Wirtschaftsunternehmen mit 3 Milliarden oder 28 Prozent des
gesamten Beratungsvolumens. Nahezu gleichauf liegen die
Kreditinstitute mit den Unternehmen der institutionalisierten
Altersvorsorge. Hier beträgt das Anlagevolumen 2,3 beziehungsweise 2,5
Milliarden Euro oder 21 Prozent beziehungsweise 23 Prozent.
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Produkt- und Dienstleistungsangebot für institutionelle Anleger wächst
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Der kleine Rückgang des Spezialfondsvolumens in den Jahren 2001 und
2002 ist offensichtlich überwunden. Auch wenn die Steigerungsraten der
Boom-Jahre so schnell nicht wiederkehren werden, zeichnet sich der
Wertpapier-Spezialfonds auch im Berichtsjahr 2005 durch ein
erfreuliches Wachstum aus.
\
Die Fondsgesellschaften bieten darüber hinaus neue Dienstleistungen
an, so zum Beispiel die freie Portfolioverwaltung oder die Übernahme
einzelner Bereiche der Fondsadministration. Und wenn der Spezialfonds
im Einzelfall kein geeignetes Vehikel ist, steht der Publikumsfonds
als Ersatz bereit. So kann die Investmentbranche allen
institutionellen Anlegern ein geeignetes Produkt anbieten.

Till Entzian , Rechtsanwalt und Notar, Frankfurt am Main
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