Gespräch des Tages

WGZ Bank - Kein erkennbares Nachspiel

Der Anlass war zwar vergleichbar, die Atmosphäre allerdings deutlich entspannter. Exakt fünf Monate nach der Bilanzpressekonferenz zum Berichtsjahr 2008 hat die Düsseldorfer WGZ Bank ihre Halbjahreszahlen 2009 vorgelegt. Damals, Anfang April, musste der WGZ-Vorstand um Werner Böhnke die Ergebnisse eines schwierigen Geschäftsjahres in einem gleichermaßen spannungsgeladenen wie unkalkulierbaren Umfeld präsentieren. Denn die lange vorab terminierte Bilanzpressekonferenz fiel just auf den Tag nach dem Scheitern der Fusionsgespräche mit der DZ Bank. Diesmal, Anfang September, durfte die WGZ-Spitze gleich in doppeltem Sinne eine Aufhellung registrieren. Erstens konnte beim Halbjahresüberschuss von 186,5 (nach 71,3) Millionen Euro wieder eine klare Steigerung vermeldet werden, während seinerzeit für das Gesamtjahr 2008 noch ein Verlust von 195 (nach plus 169,7) Millionen Euro zu Buche stand. Und zweitens haben sich innerhalb der Genossenschaftsorganisation die erkennbaren Nachwirkungen des erneut geplatzten Zusammenschlusses der beiden Zentralbanken einigermaßen in Grenzen gehalten.

"DZ Bank und WGZ Bank", so war es Anfang April in der gemeinsamen Erklärung aus Frankfurt und Düsseldorf verkündet worden, "werden ihre gute bisherige Zusammenarbeit weiter ausbauen und dabei wichtige Projekte sowohl für die beiden Häuser als auch für den Verbund realisieren." An diesem Bekenntnis zu einem konstruktiven, sachlichen Miteinander durfte man seinerzeit Zweifel hegen. Angesichts des fortgeschrittenen Stadiums der angepeilten Fusion und der fühlbaren Verstimmung auf allen Ebenen des Genossenschaftssektors über deren erneutes Scheitern war nicht ohne weiteres zu erwarten, bald wieder zur Normalität, sprich einer reibungslosen Zusammenarbeit zurückkehren zu können.

Nicht einmal ein halbes Jahr später sind die Emotionen verflogen. Der Genossenschaftssektor kommt weiter vergleichsweise wohlbehalten durch die Krise. Und es ist in den vergangenen Monaten erstaunlich ruhig geblieben. Auch im Vorfeld der anstehenden strategischen Grundsatzentscheidungen zur Weiterentwicklung der Sicherungseinrichtung und Kapitalmaßnahmen für beide Zentralbanken haben die Verantwortlichen keinen Konfrontationskurs eingeschlagen, sondern üben sich in konstruktiver Gemeinsamkeit, die für ein halbes Jahr sogar in einer personellen Überschneidung im Vorstand gipfelt. Als IT-Vorstand in beiden Häusern soll das WGZ-Gewächs Thomas Ullrich in Doppelfunktion ab dem 1. Oktober gemeinsame Projekte vorantreiben - eine Aufgabe, die er in offizieller Funktion erst jetzt in Angriff nimmt, der er faktisch aber schon seit Bekanntmachung der Personalie Ende April nachgeht. Im Kreditpooling für ihre Volksbanken, um nur ein Beispiel zu geben, marschieren die beiden Zentralbanken künftig zusammen. Da die Anpassung von WGZ Loop an die aufsichtsrechtlichen Vorgaben als zu aufwendig empfunden wurde, so die Sprachregelung, haben im Juni dieses Jahres 28 genossenschaftliche Mitgliedsinstitute von DZ Bank und WGZ Bank gemeinsam die Plattform VR Circle genutzt. Man mag zwar fragen, wieso nicht gleich so statt vor wenigen Jahren zwei Plattformen zu entwickeln. Aber es ist gleichwohl erstaunlich, dass die Zusammenführung so rasch nach der geplatzten Zentralbankenfusion vollzogen wird.

Bereitschaft zur Einigung ist auch mit Blick auf die vom BVR initiierte Weiterentwicklung der Sicherungseinrichtung zu spüren. Quer durch die Organisation wird die angepeilte Berücksichtigung der Wertpapieranlagen und ihrer Risiken bei der Beitragsbemessung als vernünftiger Schritt gelobt. Und die Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit des Berliner Spitzenverbandes zur praktischen Umsetzung dieser wichtigen Erfahrungen aus der Finanzkrise wird in Düsseldorf wie sonst in der Republik nahezu einhellig gewürdigt. Ein betont sachlicher Umgang wird bislang auch in den Fragen einer Kapitalerhöhung der Zentralbanken sowie in der angestrebten Aufstockung der WGZ-Beteiligung an der R+V gepflegt. Dass bei der angepeilten Ausrichtung der Beteiligungsquote der WGZ Bank an dem gruppeneigenen Versicherer gemäß dem Umsatzanteil ihrer Mitgliedsinstitute nicht nur das direkte Engagement betrachtet werden muss, sondern auch die durchgerechneten Anteile über die WGZ-Bank-Quote an der DZ Bank gehört an dieser Stelle sicher zu den diskussionswürdigen Punkten.

Weitgehende Übereinstimmung lassen WGZ Bank und DZ Bank nicht zuletzt beim Ausblick auf die Geschäftsentwicklung für das laufende Gesamtjahr walten. Bei aller Zuversicht hinsichtlich eines gewissen Wertaufholungspotenzials bei den Wertpapieren haben beide Respekt vor den Unwägbarkeiten der kommenden Risikovorsorge im Kreditgeschäft. Der genossenschaftlichen Streitkultur der Vergangenheit nach war solche Normalität zwischen Düsseldorf und Frankfurt wie auch die Ruhe in der Organisation insgesamt Anfang April so nicht abzusehen. Auf mittlere und längere Sicht ändert der sachliche Umgang miteinander aber nichts an der Kernfrage der Sinnhaftigkeit von zwei Zentralbanken.

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