Gespräch des Tages

WGZ Bank - Mehr als nur gefühlte Stärke

Ausgesprochen selbstbewusst - so versuchte sich die WGZ Bank auf der ersten Bilanzpressekonferenz nach der gescheiterten Zentralbankenfusion zu präsentieren. Auffällig häufig tauchten demzufolge im Redetext von Chef Werner Böhnke Ausdrücke wie ausgezeichnet, stark, ausgesprochen oder deutlich auf. Immer wieder wurde der Nutzen für die angeschlossenen Volks- und Raiffeisenbanken als oberstes Ziel hervorgehoben. Und bei allem wurde versucht, sich auf die Zahlen zu konzentrieren und sich aus politischen Dingen ganz herauszuhalten. "An Legendenbildung beteilige ich mich nicht", so Böhnke. Es wird gearbeitet und nicht spekuliert, weder die Vergangenheit betreffend noch die Zukunft, so die Botschaft. Es besteht schließlich kein Zwang zur Fusion.

Dieses Selbstbewusstsein ist nicht unbegründet und ganz sicherlich mehr als nur gefühlte Stärke. Die WGZ hat 2006 ein durchaus respektables Ergebnis erzielt. Das Betriebsergebnis nach Bewertung in der WGZ-Gruppe, also einschließlich vor allem der wie einen Augapfel gehüteten WL, stieg auf den neuen Rekordwert von 178,3 Millionen Euro. Hierzu steuerte die WGZ Bank 124,7 Millionen Euro bei. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass rund ein Fünftel des Bankergebnisses aus den Beteiligungen wie beispielsweise der DZ Bank, Schwäbisch Hall und der R+V resultiert. Wer es sehr genau nehmen möchte, müsste nun aus den übrigen Ergebnissen noch die Provisionszahlungen dieser Häuser für Dienstleistungen der WGZ herausrechnen, um zu einem tatsächlich erzielten Ergebnis zu kommen. Auch den Sondereffekt aus Beteiligungsverkäufen kann man berücksichtigen. Doch ein Zinsergebnis in der WGZ-Gruppe von plus 10,9 Prozent auf 359,8 Millionen, ein leicht gestiegener Provisionsüberschuss von knapp 70 Millionen Euro, konstante Verwaltungsaufwendungen, eine Cost Income Ratio von 48 Prozent und eine Eigenkapitalrendite von gut 20 Prozent sind gut.

Wenig Erhellendes gab es in Sachen Kooperationen, die der DZ-Bank-Chef Wolfgang Kirsch nun nach der gescheiterten Fusion gerne vorantreiben möchte. Man prüfe dieses, analysiere jenes, auch "größere Dinge" - so die WGZ. Offenheit sieht aber anders aus. Klar ist: Die WGZ hängt an ihren Beteiligungen und legt daher größten Wert auf die Wirtschaftlichkeit eines jeden möglichen Zusammenrückens. Dass dabei weniger reine Kostensynergien eine Rolle spielen dürfen, liegt auf der Hand. Mit Blick nach vorne sind es die Erträge, die die WGZ, aber auch den ganzen Verbund interessieren müssen.

LRP_ZfdgK_Trauer AZ_010407_1c 26.03.2007 16:47 Uhr Seite 1 In Sachen Zahlungsverkehr scheute man nicht etwa vor der DZ Bank und deren Tochter Equens zurück. Vielmehr sei die Komplexität bei dem Joint Venture der früheren holländischen Interpay Nederland B. V. und des Transaktionsinstitut für Zahlungsverkehrsdienstleistungen ob der vielen zu berücksichtigenden Einflussnehmer aus mehreren europäischen Ländern einfach sehr viel höher als bei der nun gefundenen verbundfremden Lösung, heißt es in Düsseldorf. So erklärt macht es durchaus Sinn, dass man einen Externen einem Verbundpartner vorzieht. Für viele, die die Vorgänge um Düsseldorf und Frankfurt aber nur von weit weit weg betrachten, sitzen die Verweigerer nicht in der Bankenhauptstadt. Da schmerzt jeder Euro, der aus dem Verbund abfließt. Dies gilt es jetzt und auch in Zukunft zu bedenken.

Denn es kann doch nicht sein, dass sich keine effizienten Möglichkeiten der engen Zusammenarbeit der beiden genossenschaftlichen Zentralbanken finden lassen, oder? Luxemburg mag hier nur ein Beispiel sein. Zu aller Stärke bedarf es hier und da vielleicht nur ein bisschen beiderseitigem Entgegenkommens.

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