Gespräch des Tages

WGZ Bank - Kreditwürdig

Eine gewisse Skepsis sei angebracht. Denn es sei für eine Bank schließlich kein Geschäftsmodell, Verluste zu finanzieren. Also müssten die Antworten auf alle Fragen stimmig sein und eventuell Veränderungen an den Prozessen, Geschäftsmodellen oder Strukturen vorgenommen werden. Das antwortete WGZ-Chef Werner Böhnke auf die Frage, wie er denn mit einem Kreditkunden umgehe, der von sich behaupte, ein solides Unternehmen mit gutem Ertragspotenzial zu haben. Allerdings habe er gerade mit ein paar Widrigkeiten zu kämpfen, für die er nichts könne. So hätten ein paar Lieferanten nicht bezahlt, er hätte an der Börse ein wenig Geld verloren, eine neue Steuer mindere seinen Umsatz. Daher brauche er Geld und man solle sich doch bitte nicht von dem aktuellen Bild der Lage abschrecken lassen. Ein klein wenig geht es dem interessierten Beobachter in dieser Bilanzsaison mit den Abschlüssen der Banken und den Erklärungen der Verantwortlichen so. Unter dem Strich ist nicht viel Gutes für 2011 dabei herausgekommen, und doch sind die Beteiligten im Großen und Ganzen sehr zufrieden. Denn operativ stimmen die Zahlen meist. Wenn nur das Wörtchen wenn nicht wäre!

So auch in Düsseldorf, wo die zweite genossenschaftliche Zentralbank ihren Sitz hat. "Ausgesprochen guten Mutes" sei man, aber auch "verärgert", so Böhnke. Mit einem HGB-Ergebnis vor Risiko von 280,4 Millionen Euro wurde einerseits der zweitbeste Abschluss der immerhin schon 127-jährigen Unternehmensgeschichte hingelegt. Andererseits haben europäische Regierungen vieles von dem wieder zunichte gemacht. Soll heißen, nach IFRS schlägt mit fast 240 Millionen Euro ein satter Verlust nach Steuern auf die Stimmung. Grund ist das üppige Staatsfinanzierungsportfolio der Immobilien- und Pfandbrieftochter WL Bank. Knapp 640 Millionen Euro betrugen im abgelaufenen Geschäftsjahr die Abschreibungen auf das Griechen-land-Portfolio. Anders als andere Banken, so betonen die WGZ-Verantwortlichen, habe man dabei das gesamte Public-Finance-Portfolio der WL, immerhin noch rund zehn Milliarden Euro, in der Kategorie "Fair Value" eingestuft und zu Marktpreisen bewertet. Die sanftere Form der Einordnung nach "Hold to Maturity" hätte der WGZ den Angaben zufolge sogar einen leichten Gewinn nach IFRS beschert.

Damit wurden, so Böhnke, sogar Reserven für das laufende Jahr gelegt, um die es auch sonst gut bestellt ist. Anders als die Frankfurter DZ Bank hat die Düsseldorfer Geno-Zentralbank noch nicht alle § 340f-Reserven in hartes Kernkapital gewandelt - hier liegen noch rund 480 Millionen Euro - und auch keine "Bilanzkosmetik" in Form der Nutzung latenter Steuern benötigt. Trotz des zweitbesten Abschlusses spüren auch die Anteilseigner der WGZ etwas: Der Hauptversammlung soll eine Dividende in Höhe von 5,75 Euro je Aktie vorgeschlagen werden, nach noch über sieben Euro im vergangenen Jahr. Auch für die WL Bank bleibt dieses Ergebnis nicht ohne Konsequenzen. Man werde das Geschäftsfeld Staatsfinanzierung in der WGZ-Bank-Gruppe auf "den strategischen und operativen Prüfstand" stellen, was bedeute, dass sich die WL Bank "strategisch und strukturell den neuen Gegebenheiten anpassen muss, und zwar im Sinne einer Konzentration auf die Kernkompetenz Immobilie". Dieser Weg werde in den kommenden Monaten und Jahren konsequent weitergegangen. Das klingt wahrlich nach heftigen Beschneidungen für die WL Bank und über kurz oder lang auch nach dem Ende der öffentlichen Pfandbriefe aus diesem Haus. Denn auch das Kommunalfinanzierungsgeschäft sieht man bei der WGZ durchaus skeptisch. Das Institut will keineswegs mehr überall als Kreditgeber zur Verfügung stehen, sondern auch die klammen Kommunen sehr genau hinsichtlich ihrer Kreditwürdigkeit analysieren. Bleiben die nackten Zahlen: Zinsüberschuss nach HGB plus vier Prozent auf 336 Millionen Euro, Provisionsüberschuss plus 2,3 Prozent auf rund 90 Millionen Euro, deutliche Zuschreibungen aus früher getätigter Kreditrisikovorsorge, was dem Ergebnis um gut 80 Millionen Euro auf die Sprünge half, eine Cost Income Ratio von 43 Prozent und eine Kernkapitalquote von 10,4 Prozent für die WGZ-Gruppe - diesem Kunden kann man wohl weiterhin Kredit gewähren.

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