Gespräch des Tages

Kreditgenossen - WGZ: Erfolgreich, aber vorsichtig

Krisengewinner will niemand so wirklich sein. Das ist verständlich. Doch im positiven Sinne kann man die Kreditgenossenschaften durchaus so sehen. Die Primärbanken können sich - von wenigen einzelnen Unglücksfällen abgesehen - jedenfalls über die Geschäftsentwicklung des abgelaufenen Jahres nicht beschweren. Und auch bei den Zentralbanken stimmt mittlerweile wieder das Verhältnis von Aufwand und Ertrag. Die Frankfurter DZ Bank erzielte mit rund 1,6 Milliarden Euro eines der besten Vorsteuerergebnisse ihrer jungen Geschichte, die Düsseldorfer WGZ legte noch einen drauf und berichtete über ein Rekordergebnis in Höhe von 175,8 Millionen Euro. Dass Ersteres im Konzern nach IFRS und Letzteres in der AG nach HGB erzielt wurde - man kann darüber hinwegsehen, denn die Richtung stimmt. Die WGZ hat auch nach IFRS noch ein "ordentlich positives Ergebnis" erzielt, auch wenn es vor Steuern um satte 195 Millionen Euro auf 163,6 Millionen Euro zurückging. Schuld waren Wertberichtigungen auf ein Portfolio von Staatsanleihen bei der Tochter WL Bank. Wenn man aber nach wie vor davon ausgeht, dass die Titel bedient werden, sollte man das allerdings nicht allzu kritisch sehen, denn dann war dies nur eine von mehreren Möglichkeiten für die WGZ, stille Reserven zu legen und so die Substanz für die Zukunft zu stärken. Das wurde auch an anderer Stelle umfangreich getan, sodass das Ergebnis noch sehr viel besser ist, als es die Zahlen verheißen. Beispielsweise wurden nicht nur Reserven nach § 340 zurückgestellt, sondern auch die nach BilMoG erforderliche Bewertung der Pensionsverpflichtungen vollständig im Abschluss 2010 verarbeitet und nicht auf 15 Jahre gestreckt. Gleichwohl herrscht auch in Düsseldorf keineswegs überschäumende Begeisterung, sondern eher nüchterne Zufriedenheit mit dem bislang Erreichten. "Der Erfolg der genossenschaftlichen Bankengruppe 2010 ist nicht nur der eigenen Stärke, sondern auch der Schwäche der Wettbewerber geschuldet, man darf sich also nicht alles auf die eigenen Schultern laden - doch diese Gruppe ist durchaus selbstkritisch genug, um die Entwicklungen zu reflektieren und einzuordnen", so WGZ-Chef Werner Böhnke. Doch man kann es kaum kleinreden: Die Entwicklungen stimmen. Zwar musste die WGZ im HGB-Abschluss einen Rückgang des Zinsüberschusses um über zwölf Prozent auf 323 Millionen Euro hinnehmen, doch war dies nicht etwa ein Geschäftseinbruch, sondern hatte bilanztechnische Gründe. 78 Millionen Euro sind nach BilMoG nicht mehr unter dem Zinsüberschuss, sondern dem Nettoertrag aus Finanzgeschäften auszuweisen. Dieser explodierte folglich von 36,5 auf 108,1 Millionen Euro. Erfreulich auch die Entwicklung des Provisionsüberschusses mit 87,5 nach 68,5 Millionen Euro, der leicht gesunkenen Kostenbasis sowie der auf unverändertem Niveau gehaltenen Risikovorsorge von 170 Millionen Euro. Hier wurde weggepackt, was wegzupacken war. Man will sich "wetterfest machen", wie es Böhnke ausdrückte. Denn man sei bei guter Kondition, selbst wenn das Gelände nicht immer leichtgängig ist und einige Anstrengungen abverlangt werden. Böhnke warnte damit auch alle Regulatoren. Populistische Maßnahmen sind allenfalls kurzfristig Balsam für Volkes Seele. Doch sollte nicht noch nachgebessert werden, werden schärfere Regeln für Banken nicht nur die Ertragsrechnungen der Banken belasten, sondern die Branche in Struktur, Aufbau und Ausrichtung verändern. Man wird abwarten müssen, wie sich alles einpendelt. Um die WGZ Bank im Speziellen wie die Kreditgenossen im Allgemeinen muss man sich aber keine allzu großen Sorgen machen. Da würde sogar die vielbeschworene Zentralbankenfunktion, Zusammenlegung der Rechenzentren oder Hypothekenbank-Verschmelzung nichts mehr dran ändern. Es geht doch auch ohne.

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