Gespräch des Tages

Zahlungsverkehr I - Bargeld vorn, Karten holen auf

Bargeld ist weiterhin das beliebteste Zahlungsmittel der Deutschen. Das ist die zentrale Botschaft der Studie "Zahlungsverhalten in Deutschland 2011" der Deutschen Bundesbank. Immer noch greifen Bundesbürger bei 53,1 Prozent aller Ausgaben für Waren und Dienstleistungen zu Münzen und Scheinen. Allerdings entspricht dies gegenüber der Vorgängerstudie 2008 einem Rückgang um fast fünf Prozentpunkte. Im Gegenzug hat sich der Abstand zu den Kartenzahlungen drastisch verringert. 2011 wurden rund 28 Prozent aller Umsätze mit der Girocard getätigt, weitere sieben Prozent mit Kreditkarten, insgesamt also zirka 35 Prozent. 2008 lag der gesamte Anteil von Kartenzahlungen noch bei knapp 30 Prozent. "Diese Entwicklung wird sich auf mittlere Sicht langsam, aber kontinuierlich fortsetzen", stellte Bundesbank-Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele bei der Präsentation der Studienergebnisse fest. Ebenfalls weiter an Bedeutung verloren haben Zahlungen per Lastschrift, die von 1,9 Prozent auf 0,7 Prozent zurückgingen. Noch keine Rolle spielen bei dieser neuen Umfrage innovative Bezahlverfahren wie kontaktloses Bezahlen, allerdings ist die Bundesbank skeptisch, ob diese Verfahren kurz- bis mittelfristig nennenswerte Marktanteile auf sich vereinen können.

Vor dem Hintergrund der unverändert hohen Bedeutung des Bargelds (82 Prozent aller Transaktionen werden bar getätigt) wird natürlich wieder über die Aufgabenverteilung im Bargeld-Zahlungsverkehr zu diskutieren sein. Bekanntermaßen zieht sich die Bundesbank seit Mai 2011 ein Stück weit aus diesem Geschäftsfeld zurück und versucht, Aufgaben an die Kreditwirtschaft, die Wertdienstleister und den Handel zu übertragen. Das gelingt nur bedingt, auch wenn es bislang zu keinen spürbaren Veränderungen im Bargeldhandling gekommen ist. Weder gab es Schreckensmeldungen über Bargeldmangel oder massenhafte Fehler bei der Abwicklung, noch sind die Kosten des Bargelds für den Verbraucher spürbar gestiegen. Allerdings klagt die Bankenbranche über die zusätzlichen logistischen und finanziellen Belastungen durch die Anweisung der Bundesbank, dass Münzen nur noch in sogenannten Normcontainern bei der Notenbankfiliale eingereicht werden können. Ein solcher Container wiegt rund fünf Tonnen, was so manche Bankfiliale vor statische Herausforderungen stellt. Die Bundesbank entgegnet dem, dass zwar ein Rückzug aus der Fläche stattfinde, die Wege für die Bargeldent- und -versorgung damit weiter würden, der Service aber gleich geblieben sei. "Keine Maschine für das Bargeldhandling wurde abgebaut", so Thiele. Darüber hinaus greift die Bundesbank natürlich immer noch helfend ein. Allerdings ist dies ein schmaler Grat, denn die notwendige Umerziehung der Teilnehmer findet nicht statt, wenn die Notenbank im Ernstfall immer Gewehr bei Fuß steht. Doch einen ernsthaften Zwischenfall will auch niemand riskieren, zu tief sitzen die Wunden aus der Heros-Pleite bis heute.

Ein weiteres Problem ist, dass bis dato kein Werttransporteur die für den Transport von Bargeld nach dem Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz (ZAG) notwendige Zulassung der BaFin erhalten hat. Sowohl die Anforderungen als auch die damit verbundene Kosten seien zu hoch, so die Wertdienstleister. Über die Kosten klagt natürlich auch die Kreditwirtschaft. Auf dem Bargeldsymposium der Deutschen Bundesbank Anfang Oktober bezifferte BVR-Präsident Uwe Fröhlich den Aufwand auf rund vier Milliarden Euro jährlich. Was er allerdings nicht erwähnte ist, dass sich die Kosten für das Bargeldhandling in den vergangenen zehn Jahren für die Banken von zehn Milliarden Euro kommend um 60 Prozent reduziert haben. Eine Studie der EZB über die Kosten von Zahlungen in 13 Ländern der EU - Deutschland ist nicht vertreten, die Bundesbank arbeitet derzeit an einer eigenen Erhebung für Deutschland, die Anfang 2013 veröffentlicht wird - zeigt zudem, dass nicht Bargeld das Problem ist. So liegen die durchschnittlichen Kosten bei Barzahlung mit 0,42 Euro pro Transaktion am günstigsten. Debitkarten kosten 0,70 Euro und Schecks gar 3,55 Euro. Etwa die Hälfte dieser Gesamtkosten wird durch Banken und Anbieter von Zahlungsdienstleistungen getragen, 46 Prozent entfallen auf den Einzelhandel. Wie man sieht, geht die Umverteilung.

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