Bankenchronik Ausgabe 10/2017

22. April 2017 bis 4. Mai 2017

Der im Zuge der Finanzmarktkrise im Jahr 2008 geschaffene Finanzmarktstabilisierungsfonds (FMS), der von der Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung (FMSA) verwaltet wird, hat das Geschäftsjahr 2016 mit einem Jahresüberschuss in Höhe von 98,6 Millionen Euro abgeschlossen. Geprägt sieht die FMSA dieses Jahresergebnis im Wesentlichen durch die teilweise Auflösung der Rückstellung für die be stehende Verlustausgleichsverpflichtung gegenüber der Abwicklungsanstalt FMS Wertmanagement, die Bewertung der Anteile an der Commerzbank AG zum Stichtagskurs sowie durch Zinsaufwendungen.

Die Bayern-LB finanziert für ein Jahr eine Stiftungsprofessur für Angewandte Mathematik an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die gewonnenen finanzmathematischen Erkenntnisse sollen in die Modellentwicklung und Risikosteuerung des Geschäftsfelds Financial Markets der Landesbank einfließen.

Die Gremien des Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverbands (RWGV) und des Genossenschaftsverbands (GV) haben die Fusion beschlossen. Beide Mitgliederversammlungen der Verbände stimmten der Verschmelzung zum größten deutschen genossenschaftlichen Prüfungsverband mit großer Mehrheit zu. Unter dem Namen "Genossenschaftsverband - Verband der Regionen" werden fast 3 000 Genossenschaften mit etwa 8 Millionen Mitgliedern in 14 deutschen Bundesländern dem Verband angehören. Der Zusammenschluss soll am 1. Juli 2017 rückwirkend zum 1. Januar 2017 eingetragen werden.

Wie bereits im November 2016 angekündigt, hat die Haron Holding ihre Anteile von 44,9 Prozent des Aktienkapitals an der Mainfirst Holding auf über 73,9 Prozent aufgestockt. Trotz des neuen Mehrheitsaktionärs bleibt die Mitarbeiterbeteiligung von 21,7 Prozent am Unternehmen bestehen, teilt Mainfirst mit.

Die Luxemburger Riverbank hat von der Europäischen Zentralbank (EZB) die Banklizenz erhalten. Anfänglich will das auf kleinere und mittlere Unternehmen spezialisierte neue europäische Kreditinstitut seinen Fokus auf die Beneluxstaaten und Deutschland legen.

Die Investmentgesellschaft Invesco hat die Akquisition von Source bekannt gegeben, einem Spezialanbieter von ETFs (Exchange Traded Funds). Von der Fusion verspricht sich die Gesellschaft eine Erweiterung der Produktpalette und eine Stärkung der Marktposition in Europa und beim Ausbau ihrer Bedeutung im wachsenden ETF-Markt weltweit. Finanzielle Einzelheiten des Zusammenschlusses wurden nicht veröffentlicht. Vorbehaltlich der Genehmigung der Aufsichtsbehörden soll die Transaktion voraussichtlich im dritten Quartal 2017 abgeschlossen sein.

Die zur chinesischen Alibaba Group gehörende Ant Financial übernimmt den Zahlungssystemdienstleister Hellopay Group aus Singapur für einen nicht genannten Betrag. Bekannt ist Chinas führender Betreiber von Online-Zahlungssystemdiensten für das Zahlungssystem Alipay. Nach der Akquisition von Hellopay wird Ant Financial damit künftig auch die Zahlungsabwicklung für die E-Commerce-Transaktionen bei den Plattformen der Hellopay Mutter Lazada Group verantworten und weitet damit ihren Markt nach Südostasien aus.

Der chinesische Mischkonzern HNA Group hat seine Anteile an der Deutschen Bank auf 9,92 Prozent aufgestockt und ist damit zum größten Anteilseigner der Großbank aufgestiegen - vor der Herrscherfamilie von Katar, die über zwei Investmentvehikel einen Anteil von rund 6 Prozent an der Bank hält, und dem Vermögensverwalter Blackrock mit 5,88 Prozent der Anteile. HNA war erst Anfang des Jahres bei der Deutschen Bank eingestiegen und hatte die Anteile im März bereits von 3,04 auf 4,76 Prozent aufgestockt. Damals hatte das chinesische Konglomerat mitgeteilt, mit den Beteiligungen unter 10 Prozent bleiben zu wollen.

Die Vereinigte Volksbank mit Sitz in Sulzbach/Saar und die Volksbank Westliche Saar plus planen eine Fusion. Die bei einem Zusammenschluss entstehende Volksbank an der Saar hätte eine Bilanzsumme von knapp zwei Milliarden Euro, eine betreutes Kundenvolumen von 4,1 Milliarden Euro sowie rund 500 Mitarbeiter. Das Fusionsvorhaben wird im Rahmen der ordentlichen Vertreterversammlungen beider Häuser im Juni 2017 erstmals den Vertreterinnen und Vertretern vorgestellt und im Herbst zur Entscheidung gestellt.

In einem Interview mit einer Nachrichtenagentur hat ein Vertreter von J. P. Morgan Überlegungen bestätigt, im Zuge der Vorbereitungen auf den Brexit mehrere hundert Mitarbeiter aus London in die Geschäftsstellen in Dublin, Frankfurt und Luxemburg abzuziehen, um sich weiterhin Zugang zum europäischen Binnenmarkt zu sichern. Insgesamt könnten bis zu 4 000 Mitarbeiter der Bank in Großbritannien von den Folgen des Brexit betroffen sein. Währenddessen hat sich mit Standard Chartered die erste Londoner Großbank dafür entschieden, Frankfurt zur Zentrale ihres EU-Geschäfts zu machen. Geplant ist eine neue Tochtergesellschaft, die eine Vollbanklizenz beantragt und sich damit die Passportingrechte sichert, gab die Bank in einem Gespräch mit einer Finanzzeitung bekannt.

Nach zwei Jahren mit Verlusten hat der Finanzmarktstabilisierungsfonds (Soffin) für das Jahr 2016 wieder schwarze Zahlen geschrieben. Weil die Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung (FMSA) einen Teil ihrer Rückstellungen für Verluste der FMS Wertmanagement auflöste, verbuchte der Finanzmarktstabilisierungsfonds nach einem Fehlbetrag von 685 Millionen Euro im Vorjahr im Berichtsjahr ein Plus von 99 Millionen Euro.

Die EZB schätzt die mit der Aufsicht über das Bankensystem verbundenen Gesamtkosten für das Jahr 2017 auf 425 Millionen Euro. Dies stellt einen Anstieg von etwa 10 Prozent gegenüber 2016 dar. 92 Prozent der Gebühren entfallen auf die bedeutenden Banken, 8 Prozent auf die weniger bedeutenden Banken. Die Aufsichtsgebühren für die einzelnen Banken werden anhand der Bedeutung und des Risikoprofils jedes Instituts bestimmt, wobei die von allen beaufsichtigten Banken zum 31. Dezember des Vorjahres gemeldeten jährlichen Gebührenfaktoren herangezogen werden. Festgesetzt wird die Aufsichtsgebühr auf der obersten Konsolidierungsebene innerhalb der am Einheitlichen Aufsichtsmechanismus (SSM) teilnehmenden Mitgliedsstaaten. Ihren jeweiligen Gebührenbescheid erhalten die Banken im Oktober 2017 (siehe auch Zentralbanken in diesem Heft).

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