Bundesbank-Prognose

Die Deutsche Bundesbank sieht die deutsche Wirtschaft derzeit auf einem vor allem von der Binnennachfrage getragenen Wachstumspfad. Als treibende Faktoren werden hierbei - Stand Anfang Dezember 2015 - die günstige Arbeitsmarktlage und die kräftigen Zuwächse der realen verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte genannt. Allerdings wird in der aktuellen halbjährlichen Prognose mit Blick auf das Auslandsgeschäft der Unternehmen auf die schwache Nachfrage aus den Schwellenländern hingewiesen. Den Einschätzungen der Bundesbank-Ökonomen zufolge wirkt sich dies auch auf die gewerbliche Investitionstätigkeit aus. Mit der erwarteten Erholung der Absatzmärkte außerhalb des Euroraums und dem sich noch etwas verstärkenden Wirtschaftswachstum im Euroraum gibt sich die Notenbank zuversichtlich, dass die gute Grundkonstitution der deutschen Wirtschaft in den nächsten beiden Jahren noch stärker zum Tragen kommt.

Gesamtwirtschaftliche Produktion: Unter diesen Bedingungen erwarten die Bundesbank-Volkswirte, dass die deutsche Wirtschaft - nach einer Zunahme des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,7 Prozent im laufenden Jahr - im kommenden Jahr um 1,8 Prozent und im darauf folgenden Jahr um 1,7 Prozent expandieren könnte. Kalendereffekte überdecken dabei die erwartete Verstärkung des Wachstums. In arbeitstäglich bereinigter Betrachtung ergäben sich demnach Zuwachsraten von 1,7 Prozent im Jahr 2016 und 1,9 Prozent im Jahr 2017, nach 1,5 Prozent in diesem Jahr. Die erwartete Zunahme des BIP liegt damit deutlich über der Schätzung für die Potenzialwachstumsrate, die im Rahmen der Prognose für die beiden kommenden Jahre aufgrund der hohen Flüchtlingszuwanderung leicht auf 1,3 Prozent pro Jahr angehoben wurde.

Der Nutzungsgrad der gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten dürfte daher den Bundesbank-Volkswirten zufolge spürbar steigen und die Normalauslastung zunehmend übertreffen. Dabei kommt es am Arbeitsmarkt trotz des durch die Zuwanderung vergrößerten Angebots verstärkt zu Engpässen und in der Folge zu höheren Lohnzuwächsen. Bei den Staatsfinanzen rechnen die Bundesbank-Volkswirte für das laufende Jahr mit einem nochmals höheren Überschuss. In den kommenden Jahren könnten die staatlichen Haushalte dann mehr oder weniger ausgeglichen sein. Steigende Ausgaben unter anderem wegen der Flüchtlingszuwanderung, so heißt es, dürften hier die günstigen Konjunktureinflüsse und Entlastungen bei den Zinszahlungen deutlich überwiegen.

Preisentwicklung: Der Preisanstieg auf der Verbraucherstufe wird sich der Prognose zufolge verstärken, weil die Rohölnotierungen ihre inflationsdämpfende Wirkung nach und nach verlieren dürften. Damit sollte sichtbar werden, dass sich der binnenwirtschaftliche Kostenauftrieb verstärkt in den Preisen niederschlagen dürfte. Gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) könnte sich die Teuerungsrate nach der neuen Prognose von 0,2 Prozent im laufenden Jahr auf 1,1 Prozent im kommenden Jahr und 2,0 Prozent im darauf folgenden Jahr erhöhen. Dabei sollten die Inflationsraten aufgrund des rohölpreisbedingten Basiseffekts in den nächsten Monaten besonders deutlich zunehmen. Ohne Energie gerechnet dürfte die Rate von 1,1 Prozent im Jahr 2015 auf 2,0 Prozent im Jahr 2017 steigen.

Risikobeurteilung: Im Vergleich zur Prognose vom Juni 2015 rechnen die Bundesbank-Volkswirte nunmehr für 2017 mit einem leicht höheren Wirtschaftswachstum und im gesamten Prognosezeitraum, insbesondere für 2016, mit einem niedrigeren Preisanstieg. Die Anpassung der Preisprojektion geht dabei zu einem großen Teil auf den im Juni nicht erwarteten neuerlichen Rückgang der Rohölpreise zurück. Auch für den Prognosezeitraum kann der Preisverlauf auf dem Rohölmarkt in beide Richtungen von den hier zugrunde liegenden Annahmen abweichen. Risiken für das Wirtschaftswachstum bestehen, falls sich die gegenwärtige Schwäche in einigen Schwellenländern verstärken sollte, allerdings wird die Entwicklung des Welthandels inzwischen eher vorsichtig eingestuft, sodass auch ein günstigerer Verlauf möglich erscheint. Hohe Unsicherheit herrscht zudem über die Höhe der zu erwartenden Flüchtlingszuwanderung und ihre gesamtwirtschaftlichen und fiskalischen Auswirkungen. Abweichungen von dem in der Prognose unterstellten Szenario beträfen vor allem die Staatshaushalte, den privaten Konsum, die Wohnungsbauinvestitionen und auch den Arbeitsmarkt.

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