Bundesbankprognose Juni 2016

Laut der neuen halbjährlichen Prognose der deutschen Bundesbank von Anfang Juni 2016 weist die deutsche Wirtschaft eine recht kräftige konjunkturelle Grundtendenz auf. Als tragende Säule wird dabei die lebhafte Binnennachfrage ausgemacht, die von der günstigen Arbeitsmarktlage und den steigenden Einkommen der privaten Haushalte gestützt wird. Im laufenden Jahr erhält die wirtschaftliche Entwicklung demnach zusätzlichen Schub durch Kaufkraftgewinne aufgrund der abermals gesunkenen Rohölpreise und durch eine expansiv ausgerichtete Finanzpolitik. Die Auslandsgeschäfte erfahren dagegen angesichts der zögerlichen Entwicklung des Welthandels nur begrenzte Impulse. In den kommenden Jahren, so der Ausblick, dürften die Exporte stärker Tritt fassen und einen Ausgleich für die dann nicht mehr ganz so kräftig expandierende Binnennachfrage bilden.

Gesamtwirtschaftliche Produktion: Vor diesem Hintergrund erwarten die Bundesbank-Volkswirte für dieses Jahr ein Wachstum des preisbereinigten deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,7 Prozent, für die Jahre 2017 und 2018 werden Zuwächse von 1,4 Prozent beziehungsweise 1,6 Prozent vorhergesagt. Dabei verdecken Kalendereffekte recht gleichmäßige Zuwachsraten in arbeitstäglich bereinigter Betrachtung von 1,6 Prozent im laufenden und kommenden Jahr sowie 1,7 Prozent im darauffolgenden Jahr.

Den Bundesbank-Volkswirten zufolge liegen die erwarteten Wachstumsraten damit über der Schätzung für die Ausweitung des Produktionspotenzials, die aufgrund der inzwischen höher veranschlagten arbeitsmarktorientierten Zuwanderung geringfügig angehoben wurde. Die gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten dürften daher im Jahr 2018 deutlich stärker als im langfristigen Mittel ausgelastet sein. Damit einhergehende Engpässe am Arbeitsmarkt und stärkere Lohnsteigerungen werden vor allem im laufenden und kommenden Jahr durch die hohe Zuwanderung gemildert. Bei den Staatsfinanzen dürfte der zuvor erzielte spürbare Überschuss im Jahr 2016 weitgehend abgebaut und im weiteren Verlauf nur noch ein leichtes Plus erreicht werden.

Preisentwicklung: Der Preisanstieg auf der Verbraucherstufe dürfte sich vor diesem Hintergrund nach Einschätzung der Bundesbank-Volkswirte deutlich verstärken. Sie erwarten, dass sich die Teuerungsrate gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) von 0,2 Prozent im laufenden Jahr auf 1,5 Prozent im kommenden Jahr und 1,7 Prozent im darauffolgenden Jahr erhöht. Ohne Energie gerechnet dürfte die Rate von 1,0 Prozent im Jahr 2016 auf 1,8 Prozent im Jahr 2018 steigen.

Zu ihrer Prognose erklären die Bundesbank-Experten, dass der dämpfende Einfluss der zum Jahreswechsel 2015/2016 abermals eingebrochenen Preise für Rohöl und andere Rohstoffe ab dem kommenden Jahr weitgehend entfallen sollte, sodass das Wachstum der inländischen Lohnkosten wieder stärker in den Verbraucherpreisen sichtbar werden dürfte.

Risikobeurteilung: Gegenüber der Projektion vom Dezember 2015 haben die Bundesbank-Volkswirte ihre Erwartungen für das Wirtschaftswachstum für die Jahre 2016 und 2017 leicht gesenkt, zudem wurden die Schätzungen für den Preisanstieg erheblich zurückgenommen. Ausschlaggebend für die Revision der Preisprojektion waren dabei eine unerwartet niedrige Teuerung bei Dienstleistungen und Industriewaren (ohne Energie) in der ersten Hälfte des laufenden Jahres, vor allem aber der überraschende neuerliche Rückgang des Rohölpreises.

Schwankungen der Rohölnotierungen stellen dem Bericht zufolge auch weiterhin ein Risiko insbesondere für die Inflationsprognose dar, erscheinen aber insgesamt ebenso wie die Risiken für das Wirtschaftswachstum ausgeglichen. Sollten die Löhne allerdings weniger stark steigen oder die höheren Arbeitskosten in geringerem Umfang an die Verbraucher weitergegeben werden als in der Projektion unterstellt, gibt es ein Abwärtsrisiko für die Inflationsprognose.

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