Geschlossene Fonds

Aufholbedarf

Die Zahl, "die alle erwartet haben", lautete 81 Millionen Euro. Auf diese Höhe bezifferte Eric Romba, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Sachwerte und Investmentvermögen (bsi) das Volumen der im vergangenen Jahr an Privatanleger platzierten geschlossenen Fonds der 35 durch seinen Verband vertretenen Voll- und Branchenmitglieder. Durch diese Summe wird überdeutlich, was bereits absehbar war: Die Branche ist in den zurückliegenden Monaten weitgehend blockiert worden: Seit Mitte 2013 fallen die Gesellschaften, die geschlossene Fonds initiieren, genauso wie Unternehmen, die offene Fonds auflegen, unter das Regime des KAGB. Die Lizenzierung der Gesellschaften ebenso wie die Zulassung einzelner Produkte hat sich seit dem Inkrafttreten des neuen "Grundgesetzes der Fondsbranche" lange hingezogen, teilweise dauerten die Phasen der Prüfung länger als sechs Monate. Erst im Dezember 2014 waren 205 KVGen zugelassen, im August 2014 waren es noch 111 und damit etwa halb so viele. 24 geschlossene Publikums-AIF gab es 2014, knapp 80 Prozent davon wurden in der zweiten Jahreshälfte zugelassen. Offenbar nicht zu Unrecht spricht Romba daher von einem "Rumpfjahr", was den Vertrieb von geschlossenen Fonds an Privatpersonen betrifft (siehe auch Leitartikel in ZfgK 2/2015).

Bei den Institutionellen sehen die Platzierungszahlen etwas freundlicher aus. Von einer Milliarde Euro, die die Initiatoren geschlossener Fonds beispielsweise für geschlossene Spezial-AIF investiert haben, wurden 600 Millionen Euro an Eigenkapital platziert. Insgesamt wird der Platzierungserfolg im Bereich der institutionellen Anleger vom Verband als deutlich stärker bezeichnet als in den Vorjahren. Auch wenn die Verbandszahlen aus 2013 kaum dem Vergleich dienen können, weil sie in ihrer Systematik anders erhoben wurden, seien sie hier der Vollständigkeit halber genannt: An Publikum und Professionelle hat die Branche laut bsi-Zahlen im Vergleichszeitraum 5,5 Milliarden Euro Eigenkapital platziert. 2,3 Milliarden Euro kamen 2013 von privaten Anlegern, 1,9 Milliarden Euro von Professionellen. Wie unübersichtlich die Zahlenwelt hier derzeit ist und wie erfolgreich aber einige Gesellschaften 2014 durchaus in der Platzierung von Eigenkapital waren, zeigen einzelne Meldungen der Unternehmen selbst. Die KGAL Gruppe beispielsweise meldet für das Geschäftsjahr 2014 eine Summe von einer Milliarde Euro an eingeworbenem Eigenkapital.

Verglichen mit den wenige Tage später vorgestellten Zahlen der durch den BVI vertretenen Gesellschaften aus dem Bereich der offenen Investmentfonds muten die Branchenzahlen der geschlossenen Fonds freilich klein an. Unter dem Strich flossen den offenen Fonds 2014 insgesamt 123,4 Milliarden Euro zu (siehe auch Leitartikel S. 212). Den Fokus der Betrachtung wollen die Initiatoren geschlossener Fonds ohnehin nicht auf den Platzierungszahlen sehen. Eine andere Größe drückt ihre Hoffnung aus, dass das Geschäft in den kommenden Monaten wieder etwas Fahrt aufnimmt: Die Mitglieder des bsi Bundesverbands Sachwerte und Investmentvermögen haben im vergangenen Jahr etwa 10,3 Milliarden Euro neu in Sachwerte investiert beziehungsweise deren Verwaltung übernommen. Davon entfielen 4,9 Milliarden Euro auf KAGB-konforme Strukturen und weitere 5,4 Milliarden Euro auf investierende Bestandsfonds, Investitionen über ausländische Strukturen wie beispielsweise Sicaf, AIFMD-Strukturen sowie sonstige Strukturen für semiprofessionelle und professionelle Anleger. Zum Stichtag 31. Dezember 2014 verwalteten die Mitglieder des bsi Sachwerte mit einem Volumen von rund 160 Milliarden Euro. Das entspricht einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr in Höhe von 18 Prozent. Den mit Abstand größten Bereich machten hierbei mit 88,58 Milliarden Euro die Immobilien aus, darauf folgten mit 28,10 Milliarden Euro Schiffe und mit 7,52 Milliarden Euro die erneuerbaren Energien.

Deutlichen Nachholbedarf hat die Branche der geschlossenen Fonds definitiv auf einem weiteren Feld: Die Zahlen der vergangenen Jahre sind teilweise verwirrend und oft schwer zu vergleichen. Der bsi hat aber angekündigt, ab Mai dieses Jahres Statistiken zu veröffentlichen, die auf den seit Januar 2014 verpflichtenden Bundesbank-Reportings der Gesellschaften beruhen. Diese Daten werden dann alle vorhandenen geschlossenen Fonds umfassen, nicht nur die neu aufgelegten, sondern auch die Altbestände. Die Publikation weiterer Zahlen durch die Unternehmen und den Verband ist ein dringend notwendiger Schritt hin zu mehr Transparenz.

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