Bundesbank

Ende der Goldverlagerung

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Wenn die im Allgemeinen möglichst vorausschauend planende Bundesbank binnen Wochenfrist zu einer Pressekonferenz einlädt, um "über den Stand der Goldverlagerungen und die Historie des Goldbestandes zu informieren", dann darf man durchaus mit Neuigkeiten rechnen. Und in der Tat hatte Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele Konkretes zu vermelden: Der 2013 in Gang gesetzte Prozess der Verlagerung deutschen Goldes nach Frankfurt ist deutlich früher als geplant abgeschlossen. Das seinerzeit vorgestellte Lagerstellenkonzept sah eine Überführung von insgesamt 674 Tonnen Gold beziehungsweise 53 780 Goldbarren zu jeweils rund 12,5 Kilogramm bis zum Jahr 2020 vor. Die Kosten der Verlagerung (inklusive der stichprobenartig durchgeführten Umschmelzungen) beliefen sich dabei übrigens auf 7,7 Millionen Euro. Dies entspricht gut 140 Euro je überführten Goldbarren - also gerade einmal drei Tausendstel seines Marktwertes von rund 440000 Euro. Ebenfalls erfreulich: Etwaige Bedenken hinsichtlich der Qualität der Barren kann die Bundesbank zweifelsfrei ausräumen. Alle in die Lagerstelle Frankfurt eingelieferten Barren wurden eingehenden Gewichtsund Echtheitskontrollen unterzogen, die keinerlei Beanstandungen nach sich zogen.

Konkret befinden sich inzwischen 1 710 Tonnen der deutschen Goldreserven auf Frankfurter Boden, was einem Anteil von 50,6 Prozent am Gesamtbestand in Höhe von 3 378 Tonnen (aktueller Marktwert rund 120 Milliarden Euro) entspricht. Die restlichen Goldbarren, die sich bislang auf die drei externen Standorte New York, London und Paris verteilten, sind nunmehr nur noch bei der Federal Reserve Bank in New York (37 Prozent) sowie der Bank of England in London (13 Prozent) verwahrt. Die Lagerstelle im Eurostaat Frankreich, konkret bei der Banque de France in Paris, ist dagegen mit Rückführung der Anfang 2017 dort noch befindlichen 91 Tonnen Geschichte. Weitere Verlagerungen nach Deutschland sind derzeit nicht vorgesehen. Ausreichend Gold in New York und London vorzuhalten, erachtet die Bundesbank weiter für geboten - nicht zuletzt deshalb, um es für den Fall einer extremen Krise innerhalb kürzester Zeit in Fremdwährungen an Goldhandelsplätzen tauschen zu können.

Dass nunmehr gut die Hälfte der deutschen Goldreserven hierzulande verwahrt ist, war vor wenigen Jahrzehnten noch kaum absehbar. Bis zum Jahr 1999 waren es gerade einmal 77 Tonnen. In den breiten Fokus der Öffentlichkeit geriet das naturgemäß emotionale Thema vor rund fünf Jahren. Damals führte der Bundesrechnungshof eine Untersuchung durch, an deren Ende die Forderung stand, dass die im Ausland verwahrten deutschen Goldreserven, die insbesondere infolge der hohen Leistungsbilanzüberschüsse Deutschlands zu Zeiten Bretton Woods rasant angestiegen waren, einer regelmäßigen Inventur zu unterziehen seien.

Zusätzlich zu dem daraufhin verkündeten Lagerstellenkonzept nahm die Bundesbank eine Kehrtwende hinsichtlich ihrer Informationspolitik vor. Die laut Thiele "beispiellose Transparenzoffensive" geht gar so weit, dass Interessierte auf einer 2400 Seiten umfassenden Liste detaillierte Informationen zu jedem einzelnen deutschen Goldbarren einsehen können. Das beruhigt die Öffentlichkeit sicherlich ebenso wie das Wissen um das deutsche Gold auf deutschem Boden. Ein erfahrener Risikomanager wird dies mit Blick auf etwaige Klumpenrisiken eventuell etwas anders beurteilen.

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