Außenhandel

Mahner und Ratgeber

Teils werden sie als Gutachter und (unabhängige) Ratgeber verpflichtet, teils gründet sich ihr Ruf auf regelmäßige Studien und immer wieder gerne werden ihre prominenten Vertreter in den Medien gehört. Die Rede ist von einer Handvoll wirtschaftswissenschaftlicher Institute, deren Arbeit die Beschlüsse der nationalen und internationalen Politik einordnet und damit hierzulande maßgeblich zur Meinungsbildung beiträgt. Entsprechend breit war Anfang Juli das angesprochene und abgefragte Themenspektrum, als Clemens Fuest zu Gast beim Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten war. Mit seiner Einschätzung zum möglichen Grad des Handelskrieges darf sich der Präsident des Münchner Ifo-Institutes durch die Abschlusserklärung des G20-Gipfels weitgehend bestätigt fühlen (siehe auch G20-Gipfel in diesem Heft).

Einen artverwandten, gerade dieser Tage wieder sehr lebhaften Aspekt des internationalen Handels, nämlich die enormen Außenhandelsüberschüsse der Bundesrepublik Deutschland bewertet Fuest anders als einige seiner Fachkollegen sowie viele in- und ausländische Politiker und Institutionen - beispielsweise der IWF. Auch wenn die jüngsten Zahlen für den Mai dieses Jahres wieder einen Außenhandelsüberschuss von saisonbereinigt rund 22 Milliarden Euro ausweisen und dieser Saldo damit seit rund zwei Jahren auf etwa dieser Höhe verharrt, wertet er dieses Ungleichgewicht als vorübergehende Erscheinung. Die auch im Vergleich zu Nachbarländern wie Frankreich ungünstige demografische Konstellation in Deutschland fördert seiner Argumentationslinie nach in hohem Maße das Spar verhalten der Rentnergeneration der kommenden Jahre, wird aber mittelfristig zum Entsparen führen und die Handelsüberschüsse ausgleichen. Angesichts des nahenden Bundestagswahlkampfes darf man gespannt sein, wie sich die hiesigen Parteien in dieser vielschichtigen Frage zwischen Altersvorsorge und Gerechtigkeitsdebatte positionieren werden.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X