Leasing

(Zu) viele Molltöne

Den alten "Wettstreit" zwischen Leasing und Bankkredit als Hauptform der außenfinanzierten Investitionen deutscher Unternehmen hat auch 2015 wieder das Leasing für sich entscheiden können, trotz derzeit sehr günstiger Kreditkonditionen. Nach 50,9 Prozent im Vorjahr entfallen im Berichtsjahr 51 Prozent aller außenfinanzierten Investitionen auf das Leasing. Da auch die Leasingquoten, also der Anteil des Leasings an den gesamten Ausrüstungsinvestitionen, mit 22,9 Prozent für das Mobilienleasing und 15,3 Prozent für das Leasing insgesamt stabil geblieben sind, spricht der Bundesverband deutscher Leasingunternehmen von einem "guten Jahrgang 2015". Rund 59 Milliarden Euro an Investitionen werden im laufenden Jahr von der Leasingwirtschaft realisiert, davon 52,21 Milliarden Euro (plus 3 Prozent) mittels Leasing und 6,7 Milliarden Euro (plus 12 Prozent) durch Mietkauf.

Doch die Freude darüber ist nicht allzu groß, zieht am Horizont doch die ein oder andere dunkle Wolke auf. Da ist zunächst der gesamtwirtschaftliche Ausblick: Zwar verheißen die jüngsten Prognosen der einschlägigen Institute leichte Verbesserungen bei der wirtschaftlichen Entwicklung, doch die für die Leasingbranche so wichtige Investitionsneigung verharrt nahezu bewegungslos. Die Ausrüstungsinvestitionen sollen nur um drei Prozent zulegen und davon wird viel mit eigenen Mitteln bezahlt. Denn Geld ist billig in diesen Zeiten. So wird aber weder der Investitionsstau aufgelöst noch gibt es nennenswerte Impulse für die Konjunktur.

Zweites: Der Leasingmarkt ist dominiert vom Fahrzeuggeschäft, rund drei Viertel des gesamten Leasingmarktes entfallen auf Pkw und Nutzfahrzeuge. Auch wenn bislang noch keine Auswirkungen des Abgas- und CO2-Skandals spürbar sind, kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Rabattschlachten, die gerade wieder mal einsetzen, um die Verkaufszahlen hoch zu halten, nicht doch irgendwann zulasten der Restwerte gehen. Da fahren Häuser mit einem geringeren Anteil des Fahrzeuggeschäftes definitiv in Zukunft besser.

Drittens sind es die internationalen Standardsetzer, die den Verantwortlichen des Leasingverbandes nun schon seit mehreren Jahren Sorgenfalten auf die Stirn regulieren. Das KWG light war nur der Anfang, nun sollen nach Wünschen des IASB die internationalen Bilanzierungsvorschriften nach dem sogenannten Right-of-Use reformiert werden, sprich künftig sollen alle Miet- und Leasinggeschäfte mit den gesamten Nutzungsrechten und Verpflichtungen in der Bilanz des Leasingnehmers erfasst werden. Dass das in einer mehr oder weniger stringenten Form kommen wird, ist sich Hauptgeschäftsführer Horst Fittler mittlerweile ziemlich sicher. Damit würde das Leasing einen seiner großen Vorteile gegenüber anderen Finanzierungsformen, nämlich die Bilanzneutralität und damit auch das Privileg, nicht mit Eigenkapital unterlegt werden zu müssen, verlieren. Zwar sind davon in Deutschland nur einige wenige große Leasinggesellschaften betroffen, einen nennenswerten Fortschritt stellen die Regelungen aber auch nicht dar.

Viel Hoffnung setzen die BDL-Verantwortlichen in das Thema Industrie 4.0. Um die Wirtschaft digital aufzustellen, seien in den kommenden fünf Jahren Investitionen von bis zu 200 Milliarden Euro nötig, so BDL-Präsident Martin Mudersbach. Die Leasingunternehmen mit dem vorhandenen Expertenwissen und ihrer langjährigen Erfahrung in puncto Software, Patente, Lizenzen und Vertragsgestaltung seien prädestiniert, diesen Weg zu begleiten. Allerdings herrscht auch noch erhebliche rechtliche Unsicherheit. So fordert Mudersbach klare Rahmenbedingungen. Fragestellungen wie "Wer ist Eigentümer von Daten und darf darüber verfügen?" oder "Wer haftet, wenn Daten ausgespäht werden?" müssten schnell geklärt werden. Allerdings verzeichnete gerade das IT-Leasing 2015 einen Rückgang des Volumens um gut zwei Prozent, da Unternehmen Investitionen zurückstellten.

Für 2016 rechnet der BDL nicht mit großen Wachstumssprüngen. Für das Mobilienleasing wird lediglich ein Plus von drei bis vier Prozent erwartet. Ob das Immobilienleasing, das 2015 um fast 30 Prozent eingebrochen ist, Wachstumsimpulse setzen kann, darf bezweifelt werden. Aber selbst drei bis vier Prozent Wachstum bedeuten immerhin die gleichen Steigerungsraten wie im laufenden Jahr. Und das ist angesichts der Rahmenbedingungen doch gar nicht so verkehrt. Vielleicht sind es daher ein wenig zu viele Molltöne, die der BDL da verbreitet. Aber Klagen gehört zum Kaufmann und überraschen ist allemal schöner als enttäuschen.

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