Leitartikel

Ohne Herrlichkeit

po - Es war einmal eine kleine aber feine Landes-Credit-Casse, gegründet 1840 vom Nassauischen Herzog Adolph. Das Herzogtum hatte bis dato kein eigenes Bankinstitut, das insbesondere bei der Zehntablösungsfrage hätte helfen können. Hauptaufgabe der Casse war deshalb zunächst die Finanzierung der Zehntablösung. Daneben wurden Staatsgelder verwaltet, Kredite gewährt und Banknoten ausgegeben. 1849 wurde die Landes-Credit-Casse in die "Herzoglich Nassauische Landesbank" umgewandelt und ihre Geschäftstätigkeit den Kreditbedürfnissen von Handel, Handwerk und Gewerbe angepasst. 1870 schließlich folgte die Aufspaltung in zwei rechtlich selbstständige Institute, die Nassauische Landesbank und die Nassauische Sparkasse. Laut § 2 des Preußischen Gesetzes umfasste das Geschäftsgebiet der Nassauischen Sparkasse den Regierungsbezirk Wiesbaden. 1953 schließlich ging die Nassauische Landesbank in der neugegründeten Hessischen Landesbank auf, 1989 wurde die Gewährträgerschaft der Nassauischen Sparkasse vom Land Hessen auf den "Sparkassenzweckverband Nassau" übertragen, dem insgesamt sechs Kreise aus Hessen und Rheinland-Pfalz - Hochtaunus, Main-Taunus, Rheingau-Taunus, der ehemalige Kreis Limburg, Rhein-Lahn und Westerwald - sowie die beiden Städte Frankfurt am Main und Wiesbaden angehören.

Von dieser so ruhmreichen Vergangenheit sind heute nur noch die Farben Blau und Orange des Herzogtums Nassau geblieben. Denn ansonsten müht sich die Naspa, dem Druck des Wettbewerbs und mancherlei schwieriger Vergangenheit zu trotzen. Zum Beispiel waren die Kollegen aus Frankfurt und dem Umland meist auskömmlicher mit Kapital ausgestattet als die Wiesbadener, was der Geschäftsausdehnung natürlich keineswegs hinderlich war. Erst Ende 2006 stimmte die Stadt Frankfurt als letzter Träger einer Kapitalerhöhung mittels stiller Einlagen in Höhe von 300 Millionen Euro zu. Zu spät. Die vielfältigen Interessen der Träger spielten ebenfalls ihre Rolle, Einigkeit, für verlässliche Planungen unerlässlich, sieht anders aus. Und die Attraktivität der Kundschaft in Wiesbaden haben schnell auch alle anderen regionalen und überregionalen Banken zu schätzen gelernt. Das alles soll nicht entschuldigen, denn sicherlich hätte man sich mitunter etwas mutigere Strategien vorstellen können, vielleicht sogar müssen. Doch die Naspa tat das, was sie von Gründung her tat. Sie verwaltete (nur). Die Folge: Seit Jahren erodieren die Ergebnisse, im abgelaufenen Geschäftsjahr 2007 steht auch ohne nennenswerte Subprime-Risiken lediglich eine schwarze Null zu Buche.

Damit soll der Tiefpunkt nun aber endlich erreicht sein. Der neue Vorstandschef Stephan Ziegler, seit gut eineinhalb Jahren im Amt, will in fünf Jahren auf dem Niveau vergleichbarer Großsparkassen angekommen sein. Das ist sicherlich ambitioniert und man wird sehen müssen, was über die angekündigte Offensive im Privatebanking, die - zwar gut gemeint - sicherlich nicht zu einer Ertragsexplosion führen wird, hinaus an Ertragssteigerungs- und Kostensenkungspotenzialen ausgeschöpft werden kann. Vor allem, da auch im Vorstand und im Zusammenspiel mit den Gewährträgern gewisse Spannungen nicht zu verhehlen sind. Etwas zu direkt ging Ziegler mit Überlegungen zu Filialschließungen an die politisch Verantwortlichen, ohne sich vorher ausreichend Rückhalt zu versichern. Anfängerfehler. Im Vorstand selbst hat die Verpflichtung des ehemaligen Kollegen aus Stuttgarter BW-Bank-Zeiten, Jürgen Bockholt, zu Spannungen geführt, da dieser ohne Umschweife das wichtige Ressort Privatkunden übertragen bekam. Dass zudem fast alle Regionalleiter ausgetauscht wurden, mag mit Blick in die Zukunft vielleicht notwendig und zielführend sein, aktuell trägt die forsche Handschrift Zieglers sicherlich nicht zur Ruhe bei. Es bleibt aber wirklich fraglich, ob der Naspa die Zeit bleibt, die sie zur Erneuerung braucht. Denn im Fusionspoker der Landesbanken und den politischen Machtverhältnissen in Hessen bleibt sie ein begehrter Spielball. Nichtsdestotrotz: Was bei den privaten Banken nahezu unmöglich erscheint, eine Gesundung über fünf Jahre, kann bei den Öffentlich-Rechtlichen durchaus möglich sein.

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