Gespräch des Tages

Konjunktur II - Höhere Schlagzahl

Wie schon im Herbst vergangenen Jahres (siehe Kreditwesen 23-2012) liefert einmal mehr der Sport das geeignete Bild, um die aktuelle makroökonomische, unternehmensstrategische und finanzwirtschaftliche Einschätzung der Finanzchefs großer deutscher Unternehmer zum Ausdruck zu bringen. War seinerzeit in der Befragung der CFOs durch die Beratungsgesellschaft Deloitte in Anlehnung an den Fußball von einer kontrollierten Defensive die Rede, so nimmt der Tenor der diesjährigen Herbst umfrage Bezug auf das Rudern: Der deutliche Stimmungsumschwung der Wirtschaft im vergangenen Jahr wird als Erhöhung der Schlagzahl interpretiert. Sahen in der turnusmäßig zwei Mal pro Jahr durchgeführten Studie vor zwölf Monaten noch 49 Prozent der CFOs die wirtschaftliche Unsicherheit als hoch oder sehr hoch an, sind es derzeit nur noch 18 Prozent. Parallel dazu ist auch das Zutrauen zumindest in den institutionellen Fortbestand der Eurozone noch einmal erheblich gestiegen. Immerhin 47 Prozent der Befragten hatten noch vor einem Jahr die Erwartung einer Schrumpfung oder gar eines Zerfalls der Eurozone innerhalb von fünf Jahren zum Ausdruck gebracht. Schon in der Frühjahrsbefragung 2013 hatte sich diese Einschätzung auf 38 Prozent vermindert, inzwischen wird dieses Szenario nur noch von 18 Prozent genannt.

Mit den verbesserten Konjunkturerwartungen geht in den Unternehmen eine Veränderung der eigenen strategischen Ausrichtung einher. Noch vor einem Jahr sahen die Finanzchefs zu 63 Prozent Kostensenkungen als das adäquate Mittel an, ihrem wachsenden Pessimismus hinsichtlich der Konjunkturentwicklung zu begegnen. In der Herbstbefragung 2013 spielt diese strategische Ausrichtung mit 53 Prozent zwar immer noch die dominierende Rolle, aber mit der Einführung neuer Produkte und Dienstleistungen (50 Prozent) und der Expansion in neue Märkte (33 Prozent) haben offensive Unternehmensstrategien gegenüber den Vorjahrswerten ein wenig aufgeschlossen.

Weitaus deutlicher wird das gedankliche Umschalten auf einen Wachstumspfad an zwei anderen Indikatoren. Vor einem Jahr hatte noch eine klare Mehrheit der Entscheidungsträger für das eigene Haus einen Rückgang der Investitionen und Neueinstellungen über die nächsten zwölf Monate im Auge: Der Saldo aus erwartetem Anstieg und Rückgang lag in beiden Fällen über minus 50 Prozent. Heute äußern sich die Befragten in der Mehrheit positiv zu Investitionen (Saldo plus 16 Prozent) und zu Neueinstellungen (Saldo plus vier Prozent). Die steigende Investitionsbereitschaft der Wirtschaft kommt auch in den Angaben zur Verwendung von möglichen Kapitalreserven zum Ausdruck: Sachinvestitionen in Deutschland (37 Prozent) und/oder im Ausland (26 Prozent) haben für die CFOs den höchsten Stellenwert, eine Einbehaltung von Kapital aufgrund der hohen Unsicherheit im ökonomischen Umfeld nennen hingegen nur 17 Prozent. Die Zeit großer M& A-Deals halten die CFOs indes noch nicht für gekommen.

Dass sich die Bedingungen in Deutschland deutlich von einigen anderen europäischen Partnerländern unterscheiden, wird an der Einschätzung der Finanzierungsbedingungen für Unternehmen deutlich. Die in der politischen Diskussion in Europa immer wieder vorgebrachte Sorge über eine Unterversorgung insbesondere für Mittelständler spielt hierzulande keine Rolle. Im Gegenteil, sie sind in Deutschland bislang kein Engpass. Sowohl die Kreditverfügbarkeit als auch die Gesamtkosten werden seit Frühjahr 2012 von einem zunehmenden Teil der hiesigen CFOs schon als positiv eingeschätzt und nach wie vor mit günstigen Aussichten belegt. Und unter den Finanzierungsquellen hat im vergangenen Jahr die Kreditaufnahme gegenüber den Unternehmensanleihen wieder an Gunst gewonnen.

In der Grundeinschätzung offenbart die globale Auswertung des CFO-Surveys im Herbst 2013 jedoch eine ermutigende Gemeinsamkeit. Bei allen Unterschieden in den verschiedenen Weltregionen beziehungsweise Wirtschaftsnationen, angefangen von einer unterschiedlichen konjunkturellen Entwicklung, den jeweiligen wirtschaftspolitischen Maßnahmen der Nationalregierungen wie letztlich auch der Wirkung der expansiven geldpolitischen Maßnahmen der Notenbanken auf die Realwirtschaft kristallisiert sich insgesamt ein verhaltener Optimismus heraus. Die positiven Gefühle der CFOs wirken ansteckend, die Signale stehen eher auf Wachstum, die Unternehmen finden in vielen Ländern aus ihre defensiven Strategie der reinen Kostenersparnisse heraus, so lautet der Tenor bei weltweiter Betrachtung. Diese Sicht der Dinge bei der Wirtschaft dürfte auch den Banken Hoffnung machen.

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