Gespräch des Tages

Kreditgenossenschaften - Selbstbeschränkung in der Gruppe

Gleich zu Anfang wird auf der Homepage der DZ Bank das eigene Selbstverständnis formuliert. Als Zentralbank der eigenständigen Volks- und Raiffeisenbanken will die Bank gemeinsam mit den zum genossenschaftlichen Finanzverbund gehörenden Spezialinstituten mit ihren Produkten und Leistungen zum Erfolg aller Partner beitragen. Diese Ausrichtung macht die Bank unter anderem zu einer wichtigen Anlaufstelle für das Liquiditätsmanagement der Primärbanken. Sie überträgt ihr den sinnvollen Einsatz der Gelder an den Kapitalmärkten, setzt sie damit allerdings auch zwangsläufig allen Gefährdungen rund um die Subprime-Krise und deren Folgewirkungen aus.

Angefangen von den echten Ausfällen im Subprime-Bereich über die Auswirkungen auf das gesamte Preisgefüge der ABS-Märkte bis hin zu den deutlich registrierbaren Bewertungsabschlägen auf Bankbonds hat die DZ Bank damit die gleichen Widrigkeiten zu verkraften wie die Landesbanken als Pendant auf der Sparkassenseite. Und ebenso wie einige dieser Häuser ist auch das genossenschaftliche Spitzeninstitut in seiner Ertragsrechnung 2007 nicht ohne sichtbare Schrammen an den Marktverwerfungen vorbeigekommen. Stand Ende Januar 2008 gelten bei der DZ Bank zwar lediglich 89 Millionen Euro als echt verloren, aber es wurden erhebliche Wertkorrekturen auf Bankbonds (585 Millionen Euro), auf ABS-Papiere (232 Millionen Euro) und auf sonstige Papiere (51 Millionen Euro) erfolgswirksam in der GuV verarbeitet, also insgesamt 957 Mill. Euro. Zusammen mit 403 Millionen Euro zulasten der von 693 auf 156 Millionen Euro geschrumpften Neubewertungsrücklage werden die Bewertungsabschläge auf die Wertpapierportfolios der Gruppe damit auf 1,36 Milliarden Euro taxiert. Im Vertrauen auf die "gute Bonität" des auf über 100 Milliarden Euro bezifferten Wertpapierbestandes will sich der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Kirsch bei einer erwarteten Stabilisierung der Spreads zwar einen Großteil der Bewertungsabschläge im Laufe des Jahres wieder zurückholen beziehungsweise die Papiere gegebenenfalls bis zur Endfälligkeit halten. Doch trotz dieser Hoffnung auf einen nachträglichen Qualitätsbeweis seines Abschlusses konnte er einstweilen die unveränderte Dividende an die Anteilseigner erst durch die Aktivierung von latenten Steuern im HGB-Abschluss sicherstellen.

Nimmt man die Auskömmlichkeit der Geschäftsmodelle im Landesbankensektor als Ganzes zum Vergleich, darf die DZ Bank ihre strategische Ausrichtung bei allen derzeitigen Belastungen in der Ertragsrechnung als intakt, tragfähig und nachhaltig bezeichnen. Denn zum einen ist die Zentralbankebene des Genossenschaftssektors mit der DZ Bank und der WGZ Bank längst schon wesentlich stärker gestrafft als die immer noch sieben selbstständigen Einheiten in der S-Gruppe. Und zum anderen ist das Geschäftsmodell viel stärker auf den Dienstleistungsgedanken für die Gruppe zugeschnitten. "Wir sind uns selbst genug" hat Wolfgang Kirsch die Zusammenarbeit mit den Primärbanken als zentralen Punkt der strategischen Ausrichtung hervorgehoben.

Anders als einige Landesbanken hat die DZ Bank dabei freilich auch Zugriff auf die Ressourcen und das Ertragspotenzial der wichtigen Verbundunternehmen und muss deshalb längst nicht so aufgeregt nach den Segnungen des Auslandsgeschäft suchen. Sondern von einer festen Heimatbasis aus kann wesentlich unaufgeregter geprüft werden, welche Produkte und Dienstleistungen sich auch ohne direktes Engagement im Ausland verkaufen lassen und welche direkten Beteiligungen sich auszahlen könnten. Die Aktivitäten der Schwäbisch Hall, der Union Investment, der R+V, der VR Leasing sowie nicht zuletzt von Equens im Zahlungsverkehr und der Dwp-Bank in der Wertpapierabwicklung sind Ansätze für kontrolliertes Auslandsgeschäft auf Produkt- und Dienstleistungsebene, ohne allzu viele riskante Beteiligungen wie sie bei Natexis gerade Wertberichtigungen erforderlich machten. Um im Ausland erfolgreich zu agieren, hat Wolfgang Kirsch die Priori täten gesetzt, gilt es erst einmal im Inland die verbleibenden Synergien zu heben, etwa auf Zentralbankebene und bei den Rechenzentren. Mit dieser Art der vor einigen Jahren von den Anteilseignern forcierten Selbstbeschränkung ihres Spitzeninstitutes ist der Genossenschaftssektor auf der Zentralbankebene seinen derzeitigen Strukturen nach dem Sparkassensektor ein Stück voraus.

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