Bankenchronik Ausgabe 10/2016

21. April 2016 bis 4. Mai 2016

Der Rat der Europäischen Zentralbank hat beschlossen, die Herstellung der 500-Euro-Banknote dauerhaft einzustellen (siehe auch Zentralbanken).

Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband DGSV hat angekündigt, seine Organisationsstruktur zu straffen und Entscheidungswege neu festzulegen. Von derzeit 100 Arbeitskreisen sollen am Ende maximal 32 bestehen bleiben (siehe auch Leitartikel).

Die Europäische Kommission hat das Beihilfeverfahren der HSH Nordbank abgeschlossen. Die Entscheidung folgt auf die Einigung zwischen der Kommission und der Bundesrepublik Deutschland im März dieses Jahres und ist Grundlage für eine Restrukturierung der HSH Nordbank, die auch einen Eigentümerwechsel vorsieht (siehe ZfgK 7-2016).

Die EU-Kommission hat mit dem Beschluss auch die Frist festgelegt, in der die Landesbank privatisiert werden muss. Der Zeitraum läuft demnach bis Ende Februar 2018. Dieser kann mit Zustimmung der Kommission um sechs Monate verlängert werden, sollte sich die Umsetzung aus von den Ländern nicht zu beeinflussenden Gründen verzögern.

Medienberichten zufolge wird die Abwicklungsbehörde FMSA im Jahr 2018 tatsächlich in die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) eingegliedert. Nach einer entsprechenden Ankündigung aus dem Bundesfinanzministerium hatte es Diskussionen über diesen Schritt gegeben - wegen Bedenken zur Unabhängigkeit der Abwicklungseinheit gegenüber der Bankenaufsicht. Nun soll die FMSA zukünftig den eigenen Geschäftsbereich Abwicklung der BaFin mit Exekutivdirektor bilden. Sie soll aber keine Anstalt in der Anstalt werden, wie es ursprünglich im Sanierungs- und Abwicklungsgesetz (SAG) vorgesehen war. Nach dem Bericht der Börsenzeitung ist ein entsprechender Referentenentwurf des Bundesfinanzministeriums in der Bundesregierung bereits abgestimmt. Das Bundeskabinett soll im Juni darüber entscheiden. Während künftig ein Teil der FMSA in die BaFin integriert wird, soll die Verwaltung des Soffin und das Management der verbliebenen Beteiligungen der Finanzagentur des Bundes angegliedert werden.

Der Aufsichtsrat der DZ Bank AG hat Ende April dem Verschmelzungsvertrag zum Zusammenschluss von DZ Bank und WGZ Bank einstimmig zugestimmt. Anfang Mai hat auch der Aufsichtsrat der WGZ Bank den Vertrag einstimmig bestätigt.

Die deutschen Sparkassen bieten seit Ende April ihren Kunden Paydirekt an, das gemeinsame Online-Bezahlverfahren der deutschen Kreditwirtschaft. Gleichzeitig verbucht Paydirekt derzeit Erfolge seiner Bemühungen zur Ausweitung der Akzeptanz im Handel. Online-Händlern wird über das sogenannte Händlerkonzentrator-Modell die Möglichkeit gegeben, an dem System teilzunehmen. Das Konzentrator-Modell ist eine Alternative zu individuellen Vertrags- und Entgeltverhandlungen einzelner Händler mit allen teilnehmenden Banken und Sparkassen. Als entsprechende Dienstleister agieren für Paydirekt künftig die Concardis GmbH, Eschborn, die im genossenschaftlichen Finanzverbund verortete Card Process GmbH, Frankfurt am Main, sowie die in der Sparkassen-Finanzgruppe angesiedelte Payone GmbH, Kiel. Zudem hat die Metro AG angekündigt, in den Online-Shops ihrer Vertriebsmarken (wie beispielsweise Media Markt oder Saturn) spätestens im Weihnachtsgeschäft 2016 Paydirekt als Bezahloption anzubieten (siehe auch Gespräch des Tages).

In Italien ist der Börsengang der Banca Popolare di Vicenza gescheitert. Die Borsa Italiana in Mailand hat den IPO gestoppt, weil nicht genügend Titel für den Streubesitz vorhanden waren. Mindestens 25 Prozent des Kapitals müssen bei einem Going Public gestreut werden. Die Volksbank konnte diese Auflage jedoch nicht erfüllen, da nur 7,6 Prozent ihrer angestrebten Kapitalerhöhung von 1,5 Milliarden Euro gezeichnet wurden. Der italienische Bankenrettungsfonds Atlante hat die neu emittierten Stammaktien der Bank übernommen und hält nun 99,33 Prozent an dem Institut.

Die Volksbank Stuttgart eG und die VR-Bank Weinstadt eG haben Fusionsgespräche aufgenommen. Die Vorstände der Banken begründeten die Notwendigkeit einer Bündelung der Kräfte mit der fortschreitenden Digitalisierung der Bankdienstleistungen, veränderten Marktstrukturen, einer hohen Wettbewerbsintensität, der historischen Niedrigzinsphase sowie einer überbordenden Regulatorik. Als übernehmendes Institut soll die 1865 gegründete Volksbank Stuttgart eG fungieren, die eine Bilanzsumme von zirka 5,4 Milliarden Euro ausweist, rund 152 000 Mitglieder hat sowie etwa 270 000 Kunden. Rückwirkend zum 1. Januar 2016 fusioniert die Volksbank Stuttgart auch mit der Kerner Volksbank eG.

Die VR Leasing Gruppe hat ihre ungarische Tochtergesellschaft Lombard Pénzügyi és Lízing Rt. (Lombard Lízing) mit Sitz in Szeged/Ungarn verkauft. Käufer ist das Schweizer Unternehmen DDM Holding AG. Die Transaktion wurde gemeinsam mit einem Investor durchgeführt. Der Käufer übernimmt das operative Geschäft der Lombard Lízing. Die Lombard Lízing gehörte seit dem Jahr 2000 mehrheitlich zur VR Leasing Gruppe. Mit dem Verkauf hat das Unternehmen seinen strategischen Ausstieg aus dem Auslandsgeschäft weiter vorangetrieben. Zum Nicht-Kerngeschäft zählt die Gruppe neben ihren ausländischen Beteiligungen zudem die Bereiche Autoflotten- und Autohändlerleasing sowie Immobilienleasing, die seit der Neuausrichtung der Unternehmensgruppe ebenfalls zurückgeführt werden.

Die EZB schätzt die mit der Wahrnehmung ihrer Aufsichtsaufgaben im Bankensystem verbundenen Gesamtkosten für 2016 auf 404 Millionen Euro. Dies entspricht einem Anstieg von 23,9 Prozent gegenüber dem 2015 in Rechnung gestellten Betrag. Für 2017 wird ein weiterer, wenn auch geringerer Anstieg erwartet. Die Banken sollen ihren jeweils individuellen Gebührenbescheid im Oktober 2016 erhalten (siehe auch Zentralbanken).

Der Deutsche Derivate Verband (DDV) arbeitet künftig mit Direktbanken zusammen. Die Comdirect Bank AG, die BNP Paribas S.A. Niederlassung Deutschland für ihre Marken Consorsbank und DAB Bank, die Flatex GmbH, die ING-Diba AG und die S Broker AG & Co. KG sind neue Fördermitglieder des Verbands. Damit soll vom Verband künftig auch dem wachsenden Segment des beratungsfreien Geschäfts Rechnung getragen werden. Der DDV hat nunmehr insgesamt 14 Fördermitglieder.

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