Mittelstand

Zuversicht und Sorgen

Nach einem kurzen Stimmungseinbruch im August hat sich laut dem KfW-Ifo-Mittelstandsbarometer die Laune der deutschen Mittelständler aktuell wieder deutlich gebessert. Indizien dafür, dass es um den deutschen Mittelstand grundsätzlich gut bestellt ist, finden sich auch in der aktuellen Studie zum Anlageverhalten mittelständischer Unternehmen, die die Fachhochschule des Mittelstands (FHM) in Zusammenarbeit mit der Commerzbank durchgeführt hat. In der zum siebten Mal durchgeführten Untersuchung äußern 57 Prozent der befragten Mittelständler Anlagebedarf, ein Anstieg von drei Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr und ein Anzeichen dafür, dass die Kassenlage gut ist. Mit einem durchschnittlichen Anlagevolumen von 4,7 Millionen Euro bewegt sich der Mittelstand dabei unverändert auf hohem Niveau. Zum Vergleich: Im Jahr 2009 betrug dieser Wert gerade einmal 100000 Euro.

Dass der Anlagebedarf im Jahr 2016 noch einmal gestiegen ist, dürfte nicht zuletzt mit den zahlreichen politischen und konjunkturellen Fragezeichen rund um den Globus zusammenhängen. Krisenherde jeglicher Art stellen gerade für exportorientierte Mittelständler eine potenzielle Belastung für ihr Kerngeschäft dar, entsprechend zurückhaltend geben sich deshalb viele hinsichtlich großer Zukunftsinvestitionen. Die erwirtschafteten Überschüsse zur Überbrückung anzulegen und dabei noch eine auskömmliche Rendite zu erzielen, ist anno 2016 obendrein kein einfaches Unterfangen.

Nichtsdestoweniger gibt sich der Mittestand zuversichtlich: Auf 2,93 Prozent beläuft sich laut Studie der durchschnittlich erwartete Rückfluss der angelegten Mittel - ein Wert, der nicht nur Privatanlegern realitätsfern vorkommen dürfte. Hierbei gilt es allerdings zu beachten, dass sich die Mittelständler oftmals an den im Rahmen ihres Kerngeschäfts erzielten Renditen orientieren dürften und weniger am Marktzins. Unabhängig von der Plausibilität der erwarteten Anlageverzinsung scheint freilich klar, dass eine derartige Zielgröße nur bei erhöhter Risikobereitschaft zu erreichen ist. Ein erhöhter Wagemut spiegelt sich jedoch nur bedingt in den Rückmeldungen der Befragung wider: Immerhin sind mittlerweile rund 40 Prozent der Mittelständler willens, für eine höhere Rendite auch Volatilitäten an den Kapitalmärkten zu akzeptieren. Gleichzeitig verhalten sich 35 Prozent sicherheitsorientiert und nehmen dafür im aktuellen Zinsumfeld auch keine oder negative Renditen in Kauf.

Dass sich viele der momentan noch zögerlichen Unternehmen zeitnah zu einem Umdenken hinsichtlich ihres Anlageverhaltens gezwungen sehen könnten, wird beim Blick auf den Finanzierungsstand der betrieblichen Altersvorsorge deutlich: Laut Studie verfügen derzeit nur 45 Prozent der Unternehmen, die Pensionsverpflichtungen eingegangen sind, über eine Deckung zwischen 75 und 100 Prozent. Bei 18 Prozent der Befragten beträgt die Deckung allerdings weniger als 20 Prozent. Neben der Offenlegung der Problematik rund um die Deckungslücken bietet die Studie dann auch direkt einen Lösungsvorschlag: Die Zuführung höherer Einzahlungen in geeignete Finanzierungsinstrumente könne Abhilfe für betroffene Mittelständler schaffen. Konkret werden die Finanzierung über die als Treuhand-Modelle bekannten Contractual Trust Arrangements (CTA) sowie die Auslagerung in Pensionsfonds genannt. Diese Instrumente dürften auch nach der Neuausrichtung ihres Mittelstandsgeschäfts von der Commerzbank gerne bedient werden.

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