Gespräch des Tages

Verbundbilanz II - Basis für ein Zweites Rating

In vielen Bereichen klagt der genossenschaftliche Finanzverbund über
ein zu hohes Maß an Bürokratie. Gleichermaßen penibel wie ausführlich
hat er im Frühjahr erst ein umfangreiches Papier vorgelegt, um
überflüssige Regelungen zu streichen und die Normenflut durch eine
sorgfältige und frühzeitige Folgenabschätzung zu begrenzen
(Kreditwesen 10-2006). Eine weitere zusätzliche Bilanz aufzustellen,
war und ist dem Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken
allerdings nicht zu viel. Der BVR-Präsident persönlich präsentierte
vielmehr den nun seit drei Jahren erstellten Konsolidierten
Jahresabschluss der Kreditgenossenschaften, der Sicherungseinrichtung
des BVR, der Konzerne DZ und WGZ Bank sowie nicht zuletzt der
Münchener Hypothekenbank. Die vorgenommenen Konsolidierungen beziehen
sich auf der Aktivseite der Bilanz im Wesentlichen auf die Positionen
Forderungen an Kreditinstitute, Schuldverschreibungen und andere
festverzinsliche Wertpapiere und Beteiligungen. Und auf der
Passivseite liegt der Bereinigungsbedarf primär bei den die
Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten, den verbrieften sowie
den nachrangigen Verbindlichkeiten sowie nicht zuletzt dem
Genussrechts- und dem Eigenkapital.
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Als Grundlage für die Erfassung der Primärinstitute dient der jährlich
ohnehin erfasste Betriebsvergleich des BVR, wobei auch Sonderinstitute
wie die BAG Hamm, die Apotheker- und Ärztebank sowie die Sparda- und
PSD Banken berücksichtigt werden. DZ, WGZ und Münchener Hypothekenbank
werden mittels eigener Erhebungsbögen mit einbezogen. Aus Sicht der
begleitenden Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ist der "Konsolidierte
Jahresabschluss" zwar nicht mit einem Konzernabschluss im Sinne des
HGB gleichzusetzen, aber immerhin wird ihm nach prüferischer
Durchsicht die Ausrichtung bescheinigt, die geschäftliche Entwicklung
des genossenschaftlichen Finanzverbundes unter Risiko und
Strategiegesichtspunkten als wirtschaftliche Einheit zu betrachten und
darzustellen.
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Bei leicht erhöhtem Zins- (plus 0,8 Prozent), deutlich gesteigertem
Provisionsüberschuss (plus 10,8 Prozent) und leicht rückläufigem
Verwaltungsaufwand (minus 1,3 Prozent auf 15,402 Milliarden Euro), so
die Kernelemente des operativen Geschäftes, konnte im Berichtsjahr das
Betriebsergebnis vor Risikovorsorge um 2,4 Prozent auf 8,1 Milliarden
Euro gesteigert werden. Knapp drei Viertel dieses Ergebnisses
entfielen dabei auf die Kreditgenossenschaften. Gleichzeitig sank der
Risikovorsorgebedarf gegenüber dem Vorjahr um 5,5 Prozent auf 3,3
Milliarden Euro und erbrachte ein um 8,7 Prozent auf 4,8 Milliarden
Euro erhöhtes Betriebsergebnis nach Risikovorsorge und nach Steuern
von 2,127 Milliarden Euro einen Jahresüberschuss von 2,502 Milliarden
Euro (plus 17,9 Prozent). Die positive Entwicklung der operativen
Erträge sieht der BVR auch in der Cost Income Ratio widergespiegelt,
die von 66,4 Prozent im Vorjahr auf 65,6 Prozent gesenkt werden
konnte. Als Return on Equity werden vor Steuern 13,3 (12,9) Prozent
genannt und nach Steuern 7,3 (6,4) Prozent.
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Die Kernkapitalquote wird mit 8, 0 (7, 7) Prozent und die
Eigenkapitalquote mit unverändert 12, 4 Prozent angegeben. Dem Volumen
nach wird das bilanziell ausgewiesene Eigenkapital des
genossenschaftlichen Verbundes per Ende des abgelaufenen
Berichtsjahres 2005 auf 34, 4 Milliarden Euro veranschlagt und lag
damit um 1, 4 Milliarden Euro über dem Vorjahressaldo. Hierzu trugen
nach Auswertung des Bundesverbands der Volks- und Raiffeisenbanken vor
allem die Erhöhung der Gewinnrücklagen sowie der Anstieg der
Geschäftsguthaben der Kreditgenossenschaften bei. Die
aufsichtsrechtlichen Eigenmittel betrugen 54, 2 Milliarden Euro. Der
Mindeststandard nach Grundsatz I wird mit 11, 4 (11, 8) Prozent
beziffert.
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Die konsolidierte Bilanzsumme erhöhte sich im Vorjahresvergleich um 7,
2 Prozent auf 909, 2 Milliarden Euro. Mit einem Zuwachs um 16, 8
Prozent auf 230, 4 Milliarden Euro sieht der Bundesverband das
Wachstum auf der Aktivseite von Wertpapieren und Aktien getrieben.
Einen Anstieg verzeichneten auch Forderungen an Kreditinstitute (plus
15, 9 Prozent gegenüber dem Vorjahr) sowie die Kundenforderungen (plus
2, 7 Prozent). Knapp drei Viertel der Kundenforderungen entfielen
dabei auf die Tätigkeit der Volksbanken und Raiffeisenbanken. Den
Zuwachs im Passivgeschäft bestimmte vor allem der Anstieg der
Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten um 23, 2 Prozent auf 160,
5 Milliarden Euro sowie der verbrieften Verbindlichkeiten um 8, 5
Prozent auf 101, 8 Milliarden Euro. Zudem konnten die Kundeneinlagen
um 18, 7 Milliarden Euro auf 531, 9 Milliarden Euro gesteigert werden
- vor allem angesichts des Anstiegs der täglich fälligen
Verbindlichkeiten. Angesicht dieser komprimierten Datenlage war Fitch
schon Ende des vergangenen Jahres bereit, den genossenschaftlichen
Bankensektor als Einheit wahrzunehmen und ihm ein Rating zu geben. Nun
strebt der BVR zur Absicherung dieser Bewertung das Votum einer
weiteren großen Ratingagentur an. Von der genossenschaftlichen
Bankengruppe geht keine Gefahr für die Finanzmarktstabilität aus. So
lautet eine zentrale Botschaft des BVR-Präsidenten zur konsolidierten
Verbundbilanz. Und wenn das anerkannt wird, schließt sich für ihn auch
der Kreis von der gemeinsamen Berichterstattung zum Thema
Bürokratieabbau. Denn dann muss man die einzelnen Volks- und
Raiffeisenbanken vor Ort nicht mit einer so minutiösen Aufsicht
überziehen, wie das derzeit der Fall ist.

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