Zusammenarbeit statt Konsolidierung: Ideenfabrik für die öffentlichen Versicherer

Bei der Konsolidierung der öffentlichen Versicherer geht es nicht wirklich voran. In Sachen Kooperation zur Gestaltung der Digitalisierung haben sich jetzt jedoch vier von ihnen zusammengetan: Versicherungskammer Bayern, Provinzial Nordwest, Provinzial Rheinland und SV Sparkassenversicherung haben dazu gemeinsam die Innovations- und Digitalisierungsfabrik GmbH, kurz "Id-Fabrik", gegründet. Hier sollen die Innovationskraft und die Aktivitäten der vier größten Versicherer in der S-Finanzgruppe gebündelt werden, um neue Geschäftspotenziale zu eröffnen und die gute Wettbewerbssituation zu sichern. Dabei versteht sich das in Berlin ansässige Startup als "zentraler Gestalter des digitalen Morgen für die öffentlichen Versicherer", so Thomas Kempf, Geschäftsführer der Id-Fabrik und bislang im Konzern Versicherungskammer für die Kooperation S-Finanzgruppe verantwortlich. Beteiligt sind die Versicherungskammer mit 40 Prozent sowie Provinzial Nordwest, Provinzial Rheinland und SV Sparkassenversicherung zu jeweils 20 Prozent.

Die in der gemeinsamen Ideenfabrik entwickelten Lösungen für Vertrieb und Kundenbetreuung sollen im Übrigen nicht nur den Gesellschaftern selbst, sondern auch anderen öffentlichen Versicherern und Vertriebspartnern im Verbund zur Verfügung gestellt werden. So soll das Startup zum zentralen Ansprechpartner für die S-Finanzgruppe rund um Digitalisierungsthemen im Versicherungsbereich werden und so die Timeto-Market erheblich verkürzen. Kernaufgabe des "Think Tanks" ist es nicht nur, innovative Ideen zu generieren und erste Prototypen zu schaffen. Sondern sie sollen auch innerhalb kürzester Zeit als digitale Standardlösungen umgesetzt und Dritten bereitgestellt werden. Während des Einsatzes der neuen Services soll zudem ein adäquater Support gewährleistet werden.

Unterstützung, insbesondere bei der Entwicklung von Prototypen und der Weiterentwicklung marktreifer Lösungen, soll die Id-Fabrik durch die Zusammenarbeit mit Hubs, Fin- und Insurtechs, Company Buildern und Beratungsgesellschaften erhalten. Eine Kooperation mit dem Sparkassen Innovation Hub als bereits eingeführtes Äquivalent im Bereich Bankprodukte ist insofern nahe liegend. Ein entsprechender Letter of Intent zur Kooperation wurde bereits abgeschlossen. Dass die Ideen auch der Id-Fabrik in agiler Arbeitsweise entwickelt werden sollen, versteht sich nahezu schon von selbst.

Über ein gemeinsames Kundenboard von Id-Fabrik und dem Verband öffentlicher Versicherer können alle öffentlichen Versicherer eigene Ideen einbringen - ohne dass der Verband oder die an dem Startup nicht beteiligten Versicherer Investitionen und Risiken mittragen müssen. Die Denkfabrik erhebt auch keinen Ausschließlichkeitsanspruch: Jedem öffentlichen Versicherer steht es weiterhin frei, auch Innovationen in Eigenregie umzusetzen, ohne deshalb auf die Nutzung gemeinsam entwickelter Neuerungen verzichten zu müssen. Das Startup versteht sich somit nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung der bestehenden Einheiten der Muttergesellschaften. Davon profitieren können vermutlich nicht zuletzt die kleineren unter den öffentlichen Versicherern, denen es nicht ganz so leicht fällt, selbst Innovationen voranzutreiben. Insofern ist die Id-Fabrik im besten Sinne ein solidarischer Ansatz.

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