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Easycash als Acquirer: Concardis bleibt gelassen

sb {L57431} Schon seit geraumer Zeit waren im Markt Gerüchte in Umlauf, die Royal Bank of Scotland würde sich nach ihrem Rückzug aus dem Kreditkartengeschäft in Deutschland in der Emittenten-Rolle auch vom Acquiring-Geschäft trennen. Seitens der Bank war dies nie bestätigt worden. Es hieß lediglich, im Rahmen der Umstrukturierung als Folge der Krisenbewältigung kämen alle Geschäftsbereiche auf den Prüfstand. Die Wahrscheinlichkeit für einen Abschied auch vom Händlergeschäft war aber groß. Denn die Akquisitionsbemühungen der Schotten waren Marktkennern zufolge nur von bescheidenem Erfolg gekönt. So hieß es inoffziell von Concardis, man habe keinen der 30 größten Händlerkunden an World Pay verloren.

Easycash realisiert Einstieg ins Acquiring

Was deshalb lange erwartet worden war, ist nun auch vollzogen. Am 22. Juni hat die RBS, wie erst einen Monat später bekannt gegeben, einen Vertrag mit der Easycash GmbH, Ratingen unterzeichnet, mit dem der Netzbetreiber den angekündigten Einstieg ins Acquiring vollzieht, nachdem kürzlich die Acquiring-Lizenzen von Visa und Mastercard erteilt wurden und im Juni der Einstieg ins Maestro-Acquiring gestartet wurde. Das zu einem nicht bekannt gegebenen Kaufpreis übernommene deutsche PoS-Händlerportfolio von RBS World Pay ist zwar mit "mehreren Tausend Händlern" wohl eher bescheiden. Die Chancen dafür, dass es Easycash gelingt, diese Basis einigermaßen rasch auszubauen, stehen freilich nicht schlecht.

Zum einen dürfte der Bestand von rund 80 000 Netzbetriebskunden der Ratinger (darunter zum Beispiel der Discounter Netto, Rewe, Real und WMF) noch einiges Potenzial fürs Kreditkartenacquiring bieten, ist doch die Debitkartenakzeptanz in Deutschland nun einmal weiter verbreitet als die für Kreditkarten. Hier lässt sich mit einem Angebot aus einer Hand vielleicht manche Lücke schließen.

Auch die Ansprache derjenigen Kunden, die bereits einen Akzeptanzvertrag mit einem anderen Acquirer geschlossen haben, ist durchaus Erfolg versprechend. Hier (ebenso wie bei der Bearbeitung des World-Pay-Kundenportfolios im Hinblick auf den Netzbetrieb) kann man vermutlich vom zunehmenden Trend des Handels zum sogenannten "One-Stop-Shopping", also der Bündelung der Karten-Dienstleistungen bei einem Anbieter profitieren.

Generell zeigt der Einstieg von Easycash ins Händlergeschäft, dass sich der Trend zur Bündelung von Netzbetrieb und Acquiring immer mehr verstärkt, eine Entwicklung, die durch Sepa sicher noch gefördert wird. Schlielßlich ist die Trennung der beiden Geschäftsfelder im europäischen Ver gleich eine deutsche Besonderheit.

Von Kooperationen zu Wettbewerb

Von den beiden großen Acquirern in Deutschland praktiziert B+S längst beide Geschäftsfelder, Concardis ist als kaufmännischer Netzbetreiber tätig. Die Postbank wiederum ist in beiden Geschäftsfeldern aktiv. Unter den Netzbetreibern bietet zum Beispiel Card Process (über die DZ Bank als Lizenzinhaber) eine all-in-clusive-Lösung an, auch die Commerz-bank-Tochter Montrada hat beide Dienstleistungen im Angebot. Und die First-Data-Tochter Telecash stößt mit der Konzernlösung First Merchant Solutions ins Händlergeschäft vor. In dem Maße, wie sich die Netzbetreiber dem Händlergeschäft zuwenden, wird für reine Acquirer die Luft dünner, werden doch die bisherigen Kooperationspartner zunehmend zu Wettbewerbern bei der eigenen Kernkompetenz. Die Zukunftsfähigkeit des aufs pure Acquiring konzentrierten Geschäftsmodells von Concardis wird deshalb am Markt immer häufiger bezweifelt.

Concardis-Geschäftsführer Manfred Krüger sieht das Thema gleichwohl gelassen: Bisher fühlt man sich mit dem nur kaufmännischen Netzbetrieb - vor allem aus Kostengründen - gut aufgehoben. Wie sich die bisherigen Kooperationen mit Easycash im Großkundengeschäft und Telecash bei den kleinen und mittleren Unter nehmen angesichts der Aktivitäten der Partner entwickeln werden, sei freilich abzuwarten. Hierbei gibt Krüger zu bedenken, dass gerade große Handelsunterenhmen noch immer gerne Zwei-Lieferanten-Strategien verfolgen. Sollten sich die bisherigen Partnerschaften jedoch einmal nicht mehr fortsetzen lassen, habe man über die Netzbetreiber der eigenen Gesellschafter noch genügend Alternativen (wobei es freilich auch hier eine gewisse Wettbewerbssituation im Acquiring gibt).

Und schließlich hat Concardis mit der zwanzigprozentigen Beteiligung an Cardtech noch ein weiteres Eisen im Feuer. Bisher wird das Engagement zwar nur als Finanzbeteiligung verstanden. Bei Bedarf lasse sich daraus aber auch "noch mehr machen".

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