Debitkarte

Fünf Jahre V-Pay - eine Bestandsaufnahme

Ende 2009 starteten Banken aus dem Genossenschaftlichen Finanzverbund unter Führung der DZ Bank und WGZ Bank sowie die BW-Bank und Cortal Consors die Ausgabe der ersten zwei Millionen V-Pay-Karten an ihre Kunden. Das war der Startschuss für Wettbewerb im deutschen Debitkartenmarkt. Seitdem haben Banken und Geldinstitute die Wahl zwischen zwei Kartensystemen beim grenzüberschreitenden Karteneinsatz sowohl im Handel als auch am Geldautomaten. V-Pay war das erste Sepa-Kartenprodukt (Chip und PIN), das speziell für die Bedürfnisse der "eurocheque"-Banken konzipiert wurde.

Emittenten aus allen Sektoren der deutschen Kreditwirtschaft

Heute haben knapp 600 deutsche Banken und Geldinstitute diesen Wettbewerb genutzt und rund 25 Millionen V-Pay-Karten an ihre Kunden ausgegeben. Sie kommen aus allen vier deutschen Bankengruppen:

- rund 560 Volks- und Raiffeisenbanken über die DZ Bank oder WGZ Bank sowie die PSD Banken,

- die Postbank als größter V-Pay Einzelemittent, zehn eigenständige Sparkassen, BW- Bank, DKB und Landesbank Berlin,

- die Privatbanken Comdirect, Cortal Consors und Targobank.

EMV-Chip kann nicht kopiert werden

Insgesamt haben europäische Banken die Ausgabe von 80 Millionen V-Pay Karten in den kommenden Jahren zugesagt. Gemeinsam mit unseren deutschen Mitgliedsbanken haben wir eine Zwischenbilanz gezogen und die Institute gefragt, wie ihr Fazit im fünften Jahr der V-Pay-Kartenausgabe ausfällt.

Ein entscheidendes Kriterium für die Mitgliedsbanken ist die höhere Sicherheit bei grenzüberschreitenden Transaktionen. Denn V-Pay basiert auf der EMV-Chip-Technologie, die entwickelt wurde, um Kartenzahlungen noch sicherer zu machen. Da der EMV-Chip im Gegensatz zum Magnetstreifen nicht kopiert werden kann, ist der Missbrauch mit gefälschten Kartendubletten über V-Pay ausgeschlossen. Das ist für die Mitgliedsbanken wichtig, weil neben dem geringeren Betrugsverlust natürlich auch ein geringerer administrativer Aufwand (zum Beispiel für Schadensmeldung oder Kartentausch) anfällt.

Flächendeckend akzeptiert

Die andere wichtige Voraussetzung für den Start von V-Pay war die flächendeckende Akzeptanz. V-Pay-Karten werden bei über 8,7 Millionen Händlern und an 406 000 Geldautomaten in ganz Europa akzeptiert. In Deutschland wird die Debitkarte im Co-Badging-Verfahren mit Girocard verwendet; darüber hinaus wird auch das ELV-Verfahren unterstützt.

Bei der Einführung von V-Pay gab es einige kritischen Nachfragen, ob Kunden die zusätzliche Sicherheit schätzen und dafür in Kauf nehmen werden, mit ihrer Debitkarte außerhalb Europas kein Geld mehr abheben zu können. Ich will die Frage so beantworten: Verbraucher wissen, dass sie für Reisen eine Kreditkarte benötigen. Denn nur damit können sie Mietwagen und Hotels reservieren. Das ist gelernte Praxis.

Eine Debitkarte ist für das tägliche Bezahlen im Handel konzipiert. Sie wird fast ausschließlich im eigenen Land eingesetzt; Verbraucher erwarten aber auch die Möglichkeit, ihre Debitkarte im grenzüberschreitenden europäischen Handel nutzen zu können.

Beschränkung auf Europa hilft beim Cross-Selling

Bei der Ausgabe der V-Pay-Karten haben die Mitgliedsbanken das Plus an Sicherheit und den damit verbundenen Einsatzbereich Europa an ihre Kunden kommuniziert. Trotzdem hat es einige Diskussionen gegeben, warum V-Pay keine Zahlungen aus dem außereuropäischen Ausland zulässt. Dazu kann man feststellen, dass weniger als ein Prozent der Debitkarten-Transaktionen außerhalb Europas stattfinden. Der Kartenbetrug durch "Skimming" findet aber zu fast 100 Prozent im außereuropäischen Ausland statt. Das zeigt auch der zweite Bericht zum Kartenbetrug der Europäischen Zentralbank (EZB) aus dem Sommer 2013 wieder deutlich.

Durch die klare Positionierung von V-Pay für Deutschland und Europe wird die Kreditkarte zur logischen weltweit gültigen Ergänzung für den Kunden. Ebenso wie bei Fernreisen der Personalausweis nicht ausreicht, sondern der Reisepass benötigt wird, ist die Visa-Karte hier die passende Ergänzung zu V-Pay. Dies trägt zur Steigerung der Cross-Selling-Erträge bei.

Mit einer klaren Positionierung ist auch die Nutzungsmöglichkeit der V-Pay-Karte für den Kunden leicht verständlich. Bei Debitkarten, die den Einsatz von Geo-Blocking oder Fraud Shield erfordern, ist diese Positionierung nicht mehr eindeutig möglich.

Vorteile für die Banken

Als europäisches Zahlungssystem geht Visa Europe wir auf die spezifischen Marktanforderungen der V-Pay-Banken ein. Die Mitgliedsbanken haben in nationalen und in europäischen V-Pay-Gremien Mitbestimmungs- und Wahlrechte. Sie entscheiden über die Operating Regulations und die weitere Produktentwicklung, um die Zukunft des Bezahlens mit V-Pay in ihrem Sinne zu gestalten. Rund 80 Prozent aller von Visa Europe abgewickelten Transaktionen sind heute bereits Debitkartenzahlungen, die direkt vom Konto abgebucht werden. Wir haben mit Knowhow und großer Erfahrung V-Pay als innovative Debitkarte für das 21. Jahrhundert konzipiert. Nur zwei Beispiele dazu:

- Die Umsätze im Handel mit V-Pay- Karten verzeichneten im Jahr 2012 eine Zuwachsrate von mehr als 80 Prozent in Europa.

- In Luxemburg haben fast alle Banken auf V-Pay umgestellt, dort stiegen die grenzüberschreitenden Umsätze von 2011 auf 2012 um über 40 Prozent.

Insgesamt stellen wir also sicher, dass alle zukünftigen Entwicklungen von Bezahllösungen von den Mitgliedsbanken genutzt werden können, um zur Steigerung der Profitabilität des Zahlungsverkehrs beizutragen.

Plattform für zukunftsorientierte Bezahllösungen

Die genannten Vorteile machen V-Pay zu einer attraktiven Plattform für neue und zukunftsorientierte Bezahllösungen wie kontaktloses und mobiles Bezahlen per NFC. Derzeit verarbeiten 1,2 Millionen Terminals in Europa kontaktloses und mobiles Bezahlen mit Visa und V-Pay. Deutschland holt hier rasch auf. Über 30 000 Terminals wurden im letzten Jahr bereits auf kontaktlose Zahlungen mit Visa und V-Pay umgestellt. Italienische Banken bieten ihren Kunden bereits kontaktlose V-Pay-Karten an und berichten von hohen Transaktionszahlen. In den Niederlanden ist das mobile Bezahlen per Handy mit einer V-Pay-Prepaidlösung geplant, die später durch eine integrierte NFC-Lösung auf dem Smartphone weiterentwickelt wird.

Wichtig ist: V-Pay kontaktlos und mobil funktionieren identisch. Sie verwenden die gleiche Bezahltechnologie. Händler benötigen ein NFC-fähiges Terminal und die entsprechende Software für kontaktloses Bezahlen. Da bei geringen Beträgen (unter 25 Euro) schnelles Bezahlen besonders wichtig ist, besteht im Handel großes Interesse an schnellen und sicheren V-Pay-Transaktionen.

V-Pay in V.me by Visa

Die ersten Banken in England, Spanien und Frankreich haben V.me by Visa, die Digital Wallet von Visa, bereits eingeführt. In diesem Jahr werden auch erste deutsche Banken ihren Kunden das Produkt anbieten. Karteninhaber registrieren sich für den Service und hinterlegen ihre gewünschten Zahlungsmittel - das können Kreditkarten oder Debitkarten sein. Bei der Zahlung mittels der digitalen Brieftasche werden an den Handel keine Kartendaten übermittelt und damit die Sicherheitsbedenken insbesondere der deutschen Kunden berücksichtigt.

Nach Einführung von V.me by Visa durch die kartenausgebenden Banken können Verbraucher für diesen Service auch ihre V-Pay-Karte nutzen. Sie können dann auch mit ihrer Bankkarte, die für den täglichen Bedarf genutzt wird, im Internet bezahlen. Ziel ist es, die richtige Balance zwischen Sicherheit und einfacher Handhabung für Kunden und Händler zu schaffen.

Mit V-Pay wurde die Basis für innovatives Bezahlen in Europa geschaffen. Kontaktloses, mobiles und online Bezahlen über V.me by Visa mit V-Pay sind Möglichkeiten für Banken, in einem schwieriger werdenden Marktumfeld zusätzliche Einnahmen in neuen Segmenten zu erzielen. Aufgrund der Erfahrung in anderen Ländern gehen wir davon aus, dass sich die durchschnittliche Transaktionsanzahl pro Debitkarte in Deutschland von derzeit 30 auf über 90 mit V-Pay im Jahr 2018 verdreifachen kann. Das schafft einen echten Mehrwert für Banken und Sparkassen. Und der Wettbewerb im Debitkartenmarkt würde durch die neuen Möglichkeiten ebenso belebt wie bei der Einführung von V-Pay im Jahr 2009.

Ottmar Bloching , Geschäftsführer , PAYONE GmbH, Frankfurt am Main
Noch keine Bewertungen vorhanden


X