Das de-facto-Verbot des Vertriebs von Prepaid-Karten im Einzelhandel ist mit den jetzt festgelegten Richtlinien der deutschen Geldwäschegesetzgebung vom Tisch. Auch weiterhin können Prepaid-Karten seien es nun "Geschenkgutscheine" von Einzelhändlern oder von Banken ausgegebene Prepaid-Karten der internationalen Kartenorganisationen - als Mitnahmeprodukt an der Ladenkasse vertrieben wer den, ohne dass der Käufer sich hierzu identifizieren müsste. Das gilt freilich nur, solange wiederaufladbare Karten nicht mit mehr als 100 Euro pro Monat aufgeladen werden. Sobald die Kunden höhere Beträge "tanken" wollen, muss eine Identifizierung erfolgen, beim Emittenten oder eben doch im Handel.
Im Handel sieht Rolf Janßen von der Retailo AG dies derzeit nicht. Insofern sind hier die Emittenten gefordert, Lösungen für die nachträgliche Identifizierung der Kar teninhaber zu entwickeln. Ihnen dürfte das aber vermutlich leichter fallen als dem Handel, wo der Registrierungsvorgang mit dem Kopieren der Ausweise nicht nur das Geschehen an der Kasse ungebührlich aufhalten, sondern auch Fragen nach dem Datenschutz aufwerfen würde. Ohne Registrierungsmöglichkeiten für bereits ausgegebene Karten blieben die Prepaid-Karten kleineren Zahlungen vorbehalten und wären insofern keine "normalen" Kreditkarten, als die die Branche die Prepaid-Karten doch eigentlich positionieren möchte.
Diese Thematik überlässt die Retailo AG zunächst einmal den Emittenten. In der Payment-Sparte, deren Aufbau das Kölner Unternehmen im März dieses Jahres angekündigt hat, will man zunächst Prepaid-Karten verschiedener Banken in die Angebotspalette aufnehmen, nachdem die "Easy-Buy-Mastercard" im vergangenen Jahr aufgrund der rechtlichen Unsicherheit erst einmal wieder vom Markt genommen worden war. Eigene Open-Loop-Produkte sollen bis auf Weiteres nur in Kooperationen mit Partnern ausgegeben werden, die dafür ihre Banklizenz zur Verfügung stellen. Eine eigene E-Geld-Lizenz ist zwar langfristig angestrebt, einstweilen jedoch noch ohne konkreten Zeithorizont. Red.