BARGELD

Die Mehrheit der Barzahler bröckelt

Quelle: pixabay.com

Mehr als jedem zweiten Verbraucher in Deutschland (55 Prozent) ist es wichtig beziehungsweise sehr wichtig, mit Bargeld bezahlen zu können. Der globale Durchschnitt liegt nur bei 47 Prozent. Das geht aus einer Analyse von Brandwatch hervor, für die im Zeitraum 1. April 2019 bis 15. April 2020 mobile Umfrageergebnisse unter rund 6 500 Erwachsenen aus sieben Ländern (darunter 1 200 aus Deutschland) sowie deutschsprachige Social-Media-Erwähnungen herangezogen wurden.

Eine nur noch knappe Mehrheit der deutschen Befragten zahlt demnach unverändert am liebsten bar (53 Prozent). Ganz anders sieht es bei den Befragten aus den anderen Ländern aus. Hier wird mit 44 Prozent im Durchschnitt die Kartenzahlung bevorzugt. Vor allem Befragte aus Frankreich (59 Prozent) und Australien (55 Prozent) zahlen lieber mit Karte.

Deutsche Befragte wählen Bargeld, weil sie damit einen Überblick über die Ausgaben behalten können (61 Prozent), bei der Kartenzahlung wurde vor allem das Argument genannt, dass es praktischer und einfacher sei, mit Karte zu bezahlen (76 Prozent). Deutsche Befragte zahlen außerdem lieber bar, um keine Schulden/Dispo anzuhäufen. Mit 29 Prozent machen sie sich darüber mehr Sorgen als Befragte aus anderen Ländern (durchschnittlich 24 Prozent).

Mehr als jeder dritte Deutsche (36 Prozent) würde sich ärgern, wenn Geschäfte keine Barzahlung ermöglichen. In dem Fall würden 64 Prozent mit Debit- oder Kreditkarte bezahlen, 29 Prozent würden dann in diesem Geschäft nicht einkaufen.

Wenn deutsche Verbraucher mit Karte zahlen, dann vor allem bei größeren Ausgaben (45 Prozent). 22 Prozent zahlen bereits unabhängig von der Höhe der Ausgaben per Karte - das ist genau halb so viel wie im Durchschnitt der Befragten aus den anderen untersuchten Ländern. Während dort 44 Prozent betragsunabhängig per Karte zahlen, machen nur 24 Prozent die Wahl des Zahlungsmittels von der Bonhöhe abhängig.

Die Altersgruppe 55 plus setzt die Kartenzahlung gezielter ein als andere Altersgruppen. Hier gaben 48 Prozent an, Kartenzahlung nur bei größeren Beträgen zu tätigen und nur 17 Prozent sagen von sich, dass sie unabhängig von der Größe der Ausgaben mit Karte zahlen.

Natürlich spiegeln diese Ergebnisse die veränderten Bezahlgewohnheiten durch Covid-19 nur teilweise wider. Aufgrund des 12-monatigen Untersuchungszeitraums fließen die Auswirkungen der Pandemie lediglich zum Teil in die ausgewiesenen Zahlen ein. Trotzdem (oder vielleicht gerade deshalb) sind die Ergebnisse interessant - zeigen sie doch, dass die Bargeldpräferenz im sogenannten "Bargeldland" Deutschland gar nicht mehr derart ausgeprägt ist, wie es den Verbrauchern hierzulande häufig unterstellt wird.

Diejenigen, die immer noch am liebsten in bar zahlen, sind zwar (noch) in der Mehrheit, diese Mehrheit ist aber mittlerweile recht schmal geworden. Im kommenden Jahr könnte die Quote unter dem Eindruck von Covid-19 schon unter die 50-Prozent-Marke fallen. Auch der Anteil derjenigen, die unabhängig vom Betrag bargeldlos zahlen, dürfte in der Folgestudie vermutlich spürbar höher ausfallen. Diskussionen um Restriktionen beim Bargeldgebrauch - oder auch Forderungen danach, Karten zum gesetzlichen Zahlungsmittel zu erheben, dürften damit endgültig obsolet sein. Red.

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