M-POS

Abschied von der festen Kasse?

BS Payone und der Softwareanbieter Retail Pro haben im Londoner Flagship-Store der Benetton Group ein mobiles PoS- und Zahlungssystem installiert. So sind Mitarbeiter nicht mehr an herkömmliche stationäre Kassensysteme gebunden, sondern können Verkäufe mit Kunden direkt anschließend an die Beratung überall im Laden abschließen. Ermöglicht wird dies durch die Kombination des Kartenterminals CCV Fly mit einem Smartphone oder Tablet: Beide Kassenbestandteile werden kabellos über eine gesicherte WIFI-IP-Adresse integriert. So kann der Kassenbeleg per Belegdrucker ausgedruckt und auf Wunsch auch per E-Mail an den Kunden übermittelt werden. Das Pilotprojekt wurde im März 2019 erfolgreich abgeschlossen.

So wie in diesem Beispiel beschrieben, könnte die Zahlungsinfrastruktur des stationären Einzelhandels der Zukunft aussehen, das hört man immer wieder. Eines darf aber nicht übersehen werden: Für viele Händler können solche Lösungen allenfalls ein Aufstocken ihrer Kassen-Infrastruktur sein, die stationäre Kasse jedoch nicht ganz ersetzen. Das gilt zum einen mit Blick auf diejenigen Kunden, die ihre Einkäufe in bar bezahlen. Es ist aber auch ein Servicefaktor.

Natürlich ist es bequem, wenn der Kunde direkt im Anschluss an ein Beratungsgespräch die Ware, für die er sich entschieden hat, gleich bezahlen kann, ohne sich in eine Warteschlange an der Kasse einreihen zu müssen. Der Vorteil ist aber schnell dahin, wenn es an einer Lösung fehlt, Sicherungsetiketten an jedem Ort im Laden deaktiveren beziehungsweise Diebstahlssicherungen entfernen zu können. Muss der Kunde eigens dafür an die Kasse, wird er keinen Nutzen erkennen.

Zudem hilft die Lösung all jenen Kunden nicht, die die Ware ohne Beratung auswählen und dann bezahlen wollen. Sie auf die Suche nach einem (verfügbaren) Verkäufer mit mobiler Kasse zu schicken, wäre eher kontraproduktiv. Ebenso wie für die Barzahler ist auch für sie die feste Kasse die praktischere Lösung. Wenn dort die Schlange kürzer ist, weil andere direkt beim Verkäufer bezahlen - umso besser.

Wenn die mobile Kassenlösung aber nur ein Zusatzangebot, nicht aber einen Ersatz der stationären Kasse darstellt, dann dürfte sie vor allem für kleinere Händler zu einem Kostenfaktor werden, bei dem die Kosten-Nutzen- Relation infrage gestellt wird. Auch so könnte vom Zahlungsverkehr eine Wettbewerbsverschiebung zugunsten der Großen ausgehen - diesmal im stationären Einzelhandel. Red.

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